Boden des Jahres 2013
Landwirtschaft
Plaggenesch - Boden mit Kulturgeschichte
Zum Weltbodentag am 5. Dezember hat die Aktionsplattform Bodenschutz den Plaggenesch zum Boden des Jahres 2013 ausgerufen. Der Weltbodentag will das meist unbekannte Biotop Boden in das Bewusstsein der Menschen rücken. Der Boden ist Nährmedium für die Pflanzen, Lebensraum für zahllose Arten und leidet unter Altlasten und Erosion. Der Boden des Jahres stellt seit neun Jahren einen ausgewählten Typus mit seinen Funktionen und Geschichten in das Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Der Plaggenesch ist diesbezüglich ein besonderer Vertreter, der fast ausschließlich durch menschliche Aktivität entstand und gleichzeitig eine Kulturgeschichte erzählt. Es gibt ihn fast nur in Niedersachsen, wo er etwa vier Prozent der Landesfläche, überwiegend zwischen Weser und Nordfriesland ausmacht.
Dort sind die Böden nährstoffarm, wenig fruchtbar und weisen große Ertragsunsicherheiten auf. Die Bauern haben in den vergangenen Jahrhunderten Grassoden mit einer speziellen Hacke, der Twicke, aus der Heide, dem Wald und vom Grünland knapp unterhalb der Wurzelschicht abgeschält. Diese Schwerstarbeit gab den Matten den Namen "Plagge" - Plackerei. Bauern haben nach Abrechnungen aus dem 18. Jahrhundert knapp über sieben Taler am Tag für deren Gewinnung verdient. Als Einstreu im Stall wurden die Plaggen mit tierischem Dung mit Nährstoffen angereichert. Nach einer Kompostierungsphase kamen die Plaggen auf die sandigen Saatflächen ("Eschen"), erklärte Dr. Lutz Makowsky von der Hochschule Osnabrück.
Der humusreiche Eschenhorizont misst meist um die 50 Zentimeter. Vereinzelt werden auch schon mal 100 Zentimeter gemessen. Die Bauern haben aus heutiger Sicht die Bodenpunkte der sandigen Geesten in Norddeutschland mit der Plaggenwirtschaft von 20 auf bis zu 40 Bodenpunkte aufgewertet.
Mit steigender Bevölkerungszahl und Intensivierung der Plaggenwirtschaft wurden ab Mitte des 18. Jahrhunderts die Folgen in den Entnahmegebieten sichtbar: Für die Düngung eines Hektars Ackerboden waren bis zu 40 Hektar Plaggen nötig. Diese Landschaften wurden karg, Bäume wurden gerodet und der Wind trug bis zu 15 Meter hohe Wanderdünen zusammen. Sie wurden später durch Aufforstungen zum Stillstand gebracht.
Die Plaggenwirtschaft hat nicht nur einen eigenen Bodentypus und Kulturlandschaften wie die Heide hervorgebracht. Für Archäologen ist der Plaggenesch ein "Superboden", so Bodo Zehm, Archäologe aus Osnabrück. Die aufgeschichteten Plaggen haben Zeugnisse der Vergangenheit wie in einem Tresor verschlossen. Zum Beispiel liegen Funde der Varus-Schlacht gegen die Römer im Boden des Jahres 2013.
Die Aktionsplattform Bodenschutz ist eine Allianz der Deutschen Bodenkundlichen Gesellschaft, des Ingenieurtechnischen Verbandes für Altlastenmanagement und Flächenrecycling und des Bundesverbandes Boden.
Lesestoff:
Alle bisherigen Böden des Jahres werden hier archiviert: www.dbges.de/wb/pages/boden-des-jahres.php
aid-Heft "Bodentypen - Nutzung, Gefährdung, Schutz", Bestell-Nr. 61-1572, 3,00 EUR, www.aid-medienshop.de
Roland Krieg, www.aid.de