BÖLW fordert 10.000 neue Ökobetriebe
Landwirtschaft
BÖLW will Ökolandbau eine Leitbildfunktion geben
Im Jahr 2011 hat der Biomarkt um neun Prozent zugelegt. Die aktuellen Zahlen veröffentlichte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft vor dem Start der BioFach in Nürnberg. Der Umsatz wuchs von 6,02 auf 6,59 Milliarden Euro. Dennoch gibt es nach Ansicht von BÖLW-Vorstand Felix Prinz zu Löwenstein Grund zur Klage: „Noch stärker als bisher fällt die Entwicklung des Bio-Anbaus in Deutschland hinter seiner Marktentwicklung zurück.“ Nach Geschäftsführer des BÖLW, Dr. Alexander Gerber, wuchs die Anbaufläche der Ökoverbände nur um 1,5 Prozent. Zusammen mit den Öko-Bauern ohne Verband wuchs die Fläche auch nur um 2,3 Prozent auf 1.013.540 Hektar. Ebenso sinkt die Umstellerrate auf 4,8 Prozent. Im letzten Jahr gab es rund 23.000 Öko-Betriebe in Deutschland.
Importland Deutschland
Das Deutschland damit zu einem Importland für
biologische Produkte wird, ist nach Ansicht des BÖLW die logische Konsequenz.
Bei Getreide sind es 15 Prozent, bei Kartoffeln 26 und bei Mähren und Äpfeln
bereits 50 Prozent, so Gerber in Nürnberg.
Nach Berechnungen des Verbandes fehlen in Deutschland
rund 10.000 Betriebe, um die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen.
Damit mehr Betriebe auf den Ökolandbau umstellen hat der BÖLW klare Maßnahmen
von der Politik gefordert, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
A: Dazu gehört das Verursacherprinzip. Die Folgekosten landwirtschaftlicher Produktion wie beispielsweise sinkende Artenvielfalt, dürfen nicht mehr auf die Gesellschaft umgelegt werden. Die Landwirtschaft dürfe nicht mehr die Artenvielfalt, Grundwasser und Bodenfruchtbarkeit schädigen, müsse die Tiere artgerecht halten und eine Abgabe auf Stickstoff und Eiweißimporte zahlen.
B: Änderung der Biogasförderung: Ackerfrüchte, die gezielt für Biogasanlagen angebaut werden, dürften nicht mehr ausgesät werden. Der BÖLW will damit nicht nur „die Vermaisung“ der Landschaft beenden, sondern auch den unfairen Wettbewerb gegenüber anderen Feldfrüchten. Die Pachtpreise für Biogaspflanzen können die Bauern mit Kartoffeln oder Leguminosenanbau nicht bezahlen. In Biogasanlagen solle vielmehr der Aufwuchs von Landschaftspflegeflächen und aus dem Zwischenfruchtanbau verwertet werden.
C: Im Rahmen der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik sollen Gelder aus der ersten Säule der Direktzahlungen in die zweite Säule für Agrarumweltmaßnahmen fließen. Ab 2020 soll es dann keine zweite Säule mehr geben, sondern nur noch Geldleistungen für gesellschaftliche Aufgaben.
D: In der zweiten Säule soll der Ökolandbau ein verpflichtender Förderbestandteil werden. Das würde Kontinuität in die Öko-Förderung bringen.
E: Die derzeitigen Umstellungs- und Beibehaltungsprämien sollen deutlich erhöht werden, um Umstellungswilligen einen echten Anreiz zu geben.
F: Letztlich müsse die Politik dem Ökolandbau eine Leitbildfunktion als nachhaltigste Landbewirtschaftung zuordnen.
roRo
[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige BioFach mit dem Suchbegriff "BF-12" im Archiv anzeigen lassen]