BoniRob und Vertikalisierung

Landwirtschaft

Digitale Landwirtschaft vom Funkturm bis zum Reichstag

BoniRob

Wer heute von intelligenter und nachhaltiger Landwirtschaft spricht, denkt automatisch an „Digitalisierung“. Doch für die Experten vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) gehört mehr dazu. „Digital – smart – elektrisch – autonom“ lautet ihr Trend für die Landwirtschaft der Zukunft. Da ist zum Beispiel „BoniRob,“ der automatische Feldroboter, der an der Fachhochschule Osnabrück entwickelt wurde. Je nachdem, mit welchem Applikationsmodul er ausgestattet wird, kann der höhenverstellbare, u-förmige Selbstfahrer Bodenproben nehmen, Pflanzenschutzmittel über feine Düsen ganz gezielt dort abgeben, wo sie nötig sind, oder über die integrierte Kamera unerwünschte Beikräuter auf dem Feld erkennen und dann einfach wegstempeln. „Der Vorteil dieser Maschinen ist nicht nur, dass sie 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche arbeiten können; sie sind batteriebetrieben und damit klimafreundlich, und sie arbeiten wesentlich bodenschonender als die großen Landmaschinen“, sagt KTBL-Sprecherin Anne-Katrin-Steinmetz. In Zukunft, so die Idee, könnten viele unterschiedliche kleine Roboter im Schwarm die gesamte Feldarbeit erledigen. Angetrieben mit umweltfreundlicher Energie, die der Landwirt selbst aus Sonne, Wind oder Biomasse generiert.

Was auf der Internationalen Grünen Woche für großes Interesse in der Halle 23a des Bundeslandwirtschaftsministeriums findet, diskutieren die Politiker im Reichstag bei einer Debatte noch in einer anderen Form. Carina Konrad (FDP) will mit ihrem Parteiantrag die Chancen heben und bemängelt die Vernachlässigung des Themas im aktuellen Sondierungspapier. Dabei verändere die Digitalisierung in der Landwirtschaft alles – sofern die Breitbandversorgung auf dem Land vorhanden ist. Ergänzend dazu sagte Maik Beermann (CDU): „Die Umsetzung eines flächendeckenden 5G-Netzes, ganz besonders im ländlichen Raum, ist unumgänglich“.

Hans-Georg von der Marwitz von der CDU freut sich über die Ausstellung auf der Grünen Woche, sei doch das „klassische Bild eines Bauernhofes in den Verbraucherköpfen längst schon ein Anachronismus“. Von der Marwitz plädierte sogar für die Einrichtung eines Ministeriums für den ländlichen Raum.

Rainer Spiering von der SPD sorgt sich um die Datenhoheit, die am Ende bei den großen Konzernen liegen könnte. Als Abhilfe schlägt er eine „staatlich geförderte und finanzierte Cloud“ vor, in der Kenntnisse und Kompetenzen gebündelt werden.

Für Harald Ebner (Bündnis 90/Die Grünen) ist die Digitalisierung kein Selbstzweck, „sondern ein Instrument, um Ziele zu erreichen“. Die Arbeit mit autonomen Geräten kann Ressourcen einsparen, löse aber grundsätzlich keine Probleme der Agrarstruktur, sagt Kirsten Tackmann (Die Linke). Sie bleibt skeptisch: „Wenn weiter regional zu viel Gülle anfällt und entsorgt werden muss, statt damit zu düngen, ändert die Digitalisierung daran überhaupt nichts.“ Die Digitalisierung könne nur eine Teillösung bleiben. Robotern fehle die komplexe Wahrnehmung für die Betreuung von Tierbeständen.

Was die AfD will bleibt unklar. Uwe Schulz betont zwar, dass die Partei den Antrag unterstützt, will aber keinen durch die Digitalisierung verursachten beschleunigten Strukturwandel.

Roland Krieg / sri; Foto: BMEL/Holger Groß

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