Brandbrief von Milchbauern an Ch. Schmidt

Landwirtschaft

„Berliner Brandbrief der Zukunftsbetriebe“ für Minister Schmidt

Auf Initiative einiger so genannter Zukunftsbetriebe, die im Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V. organisiert sind, haben am Donnerstag in Berlin beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein Brandbrief an Agrarminister Christian Schmidt übergeben.

In diesem Brandbrief bringen gerade die Betriebe, die sich insbesondere auch nach Denkart des Agrarministeriums mit ihren Investitionen in eine moderne, arbeitsteilig organisierte Milchviehhaltung optimal auf die Zukunft vorbereitet haben, deutlich zum Ausdruck, dass sie in dieser Milchmarktkrise dringenden Handlungsbedarf bei Agrarminister Schmidt und seinem Ministerium sehen.

Die Dimension dieser Milchmarktkrise sei schon jetzt immens und ein Ende der Talfahrt noch lange nicht absehbar. Um die Dimension zu verdeutlichen, überreichten die Milchviehhalter mit dem Brandbrief auch eine Liste von unterzeichnenden Betrieben mit ihren jeweiligen krisenbedingten Wertschöpfungsverlusten. Aber nicht nur das Ausmaß, auch die schnelle Wiederholung der Krisen (innerhalb von sechs Jahren die dritte Krise) belasteten die Betriebe, die investieren, schwer und mache eine wirtschaftlich nachhaltige Betriebsführung, die den Ansprüchen an eine umwelt- und tierwohlgerechte Milchviehhaltung genügt, fast unmöglich, so die Vertreter der Initiative in Berlin. „Wir haben unsere Betriebe gut aufgestellt, befinden uns größtenteils in den so genannten Gunstregionen und sind auch durchaus in der Lage, normale Marktschwankungen durch entsprechendes Betriebsmanagement abzufedern. Die aktuelle Situation ist allerdings ganz weit davon entfernt, nur als „Marktschwankung“ verniedlicht werden zu können“, erklärt Christian Karp, Leiter eines Milchbetriebs mit 800 Kühen und 25 Mitarbeitern in Mecklenburg-Vorpommern, stellvertretend für seine Kollegen. „Forderungen an die Politik sind eigentlich nicht unser Hauptanliegen. Als Unternehmer legen wir viel Wert auf Eigeninitiative und Selbständigkeit. Allerdings treffen auf dem Milchmarkt zwei Problemstellungen zusammen, die nur durch maßvolle politische Rahmenbedingungen lösbar sind: Die Marktposition der Milchviehhalter ist innerhalb der Wertschöpfungskette so schwach, dass das Marktrisiko einseitig auf die Milchviehhalter abgewälzt werden kann. Noch immer können wir unsere Milch nicht verkaufen, sondern nur abliefern. Dazu kommt, dass man es bisher mutwillig versäumt hat, ein effizientes Sicherheitsnetz für den EU-Milchmarkt zu installieren. Selbst in den marktliberalen USA hat man politischen Handlungsbedarf für diese extremen Marktkrisen erkannt und entsprechend gehandelt. Bei uns in Deutschland und Europa hingegen Fehlanzeige“, kritisiert Karp.

Die so genannten Zukunftsbetriebe erwarten daher, dass beide Handlungsfelder vom Agrarministerium mit Vehemenz und Dringlichkeit gleichermaßen bearbeitet werden. Um den Milchviehhaltern in dieser Krise eine Perspektive zu geben, muss zunächst alles getan werden, um mit Sofortmaßnahmen und finanziellen Mitteln die akute Situation der Milchviehhalter zu verbessern. Parallel dazu muss mit der gleichen Dringlichkeit nicht nur die Marktstellung der Milchviehhalter verbessert werden, sondern insbesondere das BDM-Marktkrisenmanagement-Konzept aktiv angeschoben werden, damit nicht in schneller Folge die nächste Krise ohne Gegensteuerungsmöglichkeit kommt.

… oder Moskau?

Der Deutsche Bauernverband (DBV) hingegen hat eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Er versandte eine Pressemitteilung, die der Verlängerung des russischen Importembargos die Schuld gab. Daher sei der Druck auf die Milchpreise kein Marktversagen, sondern eine politische Krise. Der DBV hat die Superabgabe durch Quotenüberlieferung im Blick und plädiert die Ausschüttung der europäischen Strafzahlungen in Höhe von 900 Millionen Euro für die Unterstützung der Milchbauern.

Jutta Weiß (BDM); Roland Krieg

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