Brandenburger Bauern ziehen ernüchternde Bilanz
Landwirtschaft
Was Brandenburger Bauern an der Potsdamer Politik fehlt
„Ich beende unseren Landesbauerntag mit Ernüchterung. Wir haben viele Vorschläge unterbreitet, die die Landwirtschaft gerade in der aktuellen Situation handlungsfähig macht und sie effizient und nachhaltig wirtschaften lässt. Antworten auf unsere Lösungsvorschläge sind nicht gekommen. Ich sehe weder einen nachvollziehbaren Plan für Landwirtschaft made in Brandenburg, noch Ideen, die möglichst viele der Berufskollegen mitnehmen, noch eine Zukunft, die wir gemeinsam mit unseren politischen Partnern motiviert in Angriff nehmen können.“ Landesbauernpräsident und Ökobauer Henrik Wendorff konnte sich vergangene Woche kaum zurückhalten.
Die Konzepte der Landesregierung zur singulären Förderung von Weidetieren, einer extensiven Grünlandbewirtschaftung mit hohem Flächenverbrauch oder die mobile Schlachtung, die niemals die benötigten Schlachtkapazitäten ersetzen können seien ungenügend.
Zwei Video-Beispiele
Lars-Andreas Sieh, Gut Schmölln, betreibt konventionellen Ackerbau und bewirtschaftet zusätzlich ökologisch und extensiv Grünlandflächen, die das Futter für 75 Mutterkühe der regionalen Rasse „Uckermärker Fleischrind“ mit Nachzucht hergeben. Eine praxisnahe Kombination aus konventionell und ökologisch, die fachliche Expertise, wissenschaftliche Erkenntnisse im Pflanzenschutz, Nachhaltigkeit und Regionalität vereint. Die zukünftige Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023 bedeuten für ihn jedoch Einbußen in signifikanter Höhe, die ihn dazu treiben, die Rentabilität dieses Produktionszweigs zu überdenken.
Der zweite Betrieb, die Agrargenossenschaft Uckermark agrar eG mit einem Bestand von 1.400 Milchkühen, investiert regelmäßig in die bauliche Verbesserung in die Jahre gekommener Stallanlagen und wartet seit nunmehr mehr als zwei Jahren auf die Baugenehmigung für einen umfangreichen Stallneubau mit einem Investitionsvolumen von mittlerweile 2,2 Millionen Euro. Geplant sind neben dem Stallneubau die Erneuerung von Düngelagern und Anbauten von Auslaufbereichen an ältere Stallanlagen. Das alles unter Beibehaltung des Bestands und mit dem Ziel, mehr Platz und Komfort für die Kühe zu schaffen. Das im Video vermittelte Durchhaltevermögen dieses Betriebes lässt sich jedoch nicht 1:1 auf andere Betriebe ummünzen. Erst im Februar entschied sich wieder ein großer Milchproduktionsbetrieb in Märkisch Oderland aufgrund der nicht stemmbaren Investitionskosten für die Schließung des Produktionszweigs.
Eigene Vorschläge
Das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) müsse den unterschiedlichen Betrieben sinnvolle Programme ermöglichen, die in den Produktionsalltag integrierbar sind. Dann habe Brandenburg noch immer keine eigene Eiweißstrategie vorgelegt. Und drittens fehle die gesellschaftliche Auseinandersetzung, ob die Flächenstilllegung noch eine zeitgemäße Forderung sei.
Insgesamt wurde der Landesregierung ein 12-Punkte-Forderungskatalog überreicht.
roRo
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