Brandenburgs neue Kleider
Landwirtschaft
Dr. Woidke freut sich auf die Grüne Woche
> Erneut treffen sich die grünen Lodenmäntel in Berlin. Allerdings ist das traditionelle berufsständische Kleidungsstück auch edlem Zwirn und Garn gewichen. Doch so fing alles an ? Ende des 19. Jahrhunderts, als die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft ihre Wintertagung in Berlin abhielt. Die Gäste trugen grün und boten im Tagungsviertel berufsspezifisches Handwerkszeug an. 1926 wurde dem Treiben durch das Fremdenverkehrsamt Berlin ein geordneter Rahmen mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung gegeben. Die ?Grüne Woche? wurde zum Begriff und jährt sich in diesem Jahr zum 70ten Mal.Zum ersten Mal als Brandenburgs Landwirtschaftsminister ist Dr. Dietmar Woidke dabei. Er klagte auf der Landespressekonferenz gestern in Potsdam zwar bereits über die erhöhte Termindichte, jedoch konnte er seine Vorfreude nicht ganz verbergen.
Neue Brandenburghalle
Ein Magnet der Internationalen Grünen Woche, die am kommenden Freitag eröffnet wird, ist zweifelsohne die Brandenburghalle. Das Bundesland nimmt bereits zum 15. Mal teil und wird sich mit neuen Kulissen präsentieren. Zum 13. Mal hat Brandenburg eine eigene Halle, die traditionell wieder die Halle 21 a sein wird. Hans-Jürgen Kube, Geschäftsführer von pro agro, schätzt, dass etwa 75 bis 80 Prozent der Messebesucher auch durch die Brandenburghalle laufen. Weil in der Vergangenheit die Halle aus sicherheitstechnischen Gründen wegen Überfüllung auch schon mal geschlossen werden musste, haben sich die Veranstalter trotz steigender Nachfrage von Ausstellern auf ein kleinere Präsentation geeinigt. 74 statt 82 Stände und 93 statt 123 Aussteller wie im letzten Jahr, sollen die Halle durchgängiger machen. Hinzu kommen jedoch noch weitere Aussteller in der Tier- und Blumenhalle, so dass die genaue Zahl der Brandenburger Unternehmen nicht ganz klar ist.
Die Internationale Grüne Woche wird mit einem Jahresetat von 500.000 Euro fest eingeplant. Für die brandenburger Landwirtschaft und Ernährungsindustrie stellt die Messe den Jahreshöhepunkt, so Minister Woidke: ?Der Markt für Lebensmittel muss immer wieder erobert und das Vertrauen der Verbraucher immer wieder gestärkt werden. Der Verbraucher ist die wichtigste Person auf der Grünen Woche.? Zwar kann kein ?Return on Investment? für den Etatposten angegeben werden, jedoch steigert die Präsentation der Unternehmer den Bekanntheitsgrad der Produkte. Und da werden auf der Messe gleich zahlreiche neue Leckereien vorgestellt und angeboten: Kartoffelbratwurst aus dem Hohen Fläming, Teltower Rübcheneis, Kürbis-Bratwurst oder ein Marathonpils der Klosterbrauerei Neuzelle.
Insgesamt bewerben sich 19 Unternehmer um Preise in den Kategorien ?Produktinnovation? und ?Landtouristische Dienstleistungen?. Am 27. Januar werden in der Brandenburghalle die Preise vergeben. Erstmalig stellt pro agro das Kompendium ?Brandenburger Landgasthöfe? vor. Wer am Wochenende die märkischen Flure erkundet, hat jetzt auch einen Speiseführer zur Hand, der zwischen der Prignitz und dem Elbe-Ester-Kreis Landgasthöfe mit ihren Spezialitäten auflistet, die sich zu einem Arbeitskreis zusammen geschlossen haben, der nicht nur regionale Delikatessen anbietet, sondern auch Erlebnis- und Erholungsangebote. Auch Brandenburgs Bauernpräsident Dr. Udo Folgart kann mit Neuigkeiten aufwarten. Traditionell gibt es in der Brandenburghalle einen Gemeinschaftsstand der Agrarverbände. In diesem Jahr werden zwei aktuelle Themen ausführlich besprochen. Praktiker erhalten die Möglichkeit sich über den Wachstumsmarkt der Biomasse zu erkundigen. Biodiesel und ?ethanol liegen im Trend und sichern den Bauern ein weiteres wirtschaftliches Standbein.
Besonders engagiert zeigt sich Folgart, die Grünen Berufe vorzustellen. Landwirtschaft, Gartenbau und Forsten sind moderne und komplexe Beruf, die wirkliche Alternativen zu gängigen Berufswünschen bieten. Jugendliche haben die einmalige Chance bei Praktikern am Stand professionelle Ratschläge und Tipps einzuholen. Die jungen Leute sollen, so Folgart ?die Zukunftschancen der brandenburgischen Landwirtschaft sichern?. Der Brandenburgtag wird in diesem Jahr am 24. Januar in der Halle 21a gefeiert.
Partnerlandkreis Elbe-Elster
Landrat Klaus Richter stellte auch schon vorab den südlichsten Landkreis Brandenburgs zwischen Finsterwalde und Lauchhammer vor, der in diesem Jahr als Brandenburgs Partnerlandkreis auf der Grünen Woche präsent ist.
Der Kreis wird zu 50 Prozent landwirtschaftlich genutzt und weist noch 1.580 in der Landwirtschaft beschäftigte auf. Vor der Wende waren es noch 18.000. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 223 Hektar und 408 Betriebe bauen hauptsächlich Getreide, Mais und Ölfrüchte an. Rund 60.000 Rinder und 100.000 Schweine machen den Viehbestand aus.
Begünstigt ist der Landkreis für die Bauernwirtschaft allerdings nicht. Überwiegend gibt es grundwasserferne Sandstandorte, mit mittleren Ackerzahlen von 25,5 (100 ist der höchste Wert). Dafür jedoch berichtete der Landrat über die Veredlungsbetriebe, die in den letzten Jahren angesiedelt werden konnten: Kartoffelveredlung Hirschfeld, Milchwerk Elsterwerda oder das Deuka-Futtermittelwerk in Herzberg. Der Zuckerfabrik Brottewitz stehen angesichts der kommenden Marktreformen (s. Herd-und-Hof.de vom 12.11.2004) schwere Zeiten ins Haus. Richter ist jedoch optimistisch, denn die Zuckerrübe kann auch als nachwachsender Rohstoff angebaut werden.
In der Region hatten im Mai 2004 der Kreisbauernverband Herzberg/Bad Liebenwerda, die Lausitzer Rundschau und der Förderverein Lokale Agenda 21 Elbe-Elster mit EU-Unterstützung den ?Warenkorb 21? gegründet. 21 Haushalte aller Altersklassen und Haushaltsgrößen ernährten sich über einen Monat lang nur von regionalen Produkten. 92 Prozent der Tester befanden die Produkte besser als aus dem Supermarkt und 56 Prozent der Befragten fanden ausreichend regionale Produkte für den Einkauf vor. Viele Tester mussten aber ?erst auf die Suche? gehen. Seit dem gibt es ein eigenes Logo für Regionalläden in jeder größeren Stadt und es wird ein Lieferservice für die Elbe-Elster Warenkörbe eingerichtet.
So ein Warenkorb beinhaltet Wein aus Schlieben, Birnensaft aus Gröben, Honig aus Finsterwalde, Kerzen aus Doberlug, Kräuter aus Oppelhain, sowie Schmalzfleisch, Blutwurst oder Sülze aus Hirschfeld. Je nach Größe kosten die Körbe zwischen 10 und 50 Euro. Schauen sie auf der Grünen Woche mal vorbei.
Und zum Schluss...
Angesichts der gestrigen Nachrichtenlage, kam Agrarminister Woidke auf der Pressekonferenz nicht um eine ergänzende Abschlussmeldung zum Thema Dioxin in Freilandeier herum. In den Jahren 2003 und 2004 gab es bei allen untersuchten Lebensmitteln, darunter auch Käfig- und Freilandeier, keine Überschreitungen von dem seit 01. Januar 2005 festgelegten Grenzwert von 3 pg/Gramm Fett. Die Erklärung war auch eindeutig: Brandenburg hat einen geringen Industriebesatz.
Auch Mecklenburg-Vorpommern meldete gestern keine überhöhten Dioxinwerte in den vergangenen zwei Jahren. Auch in MV ist die Industriedichte gering.
roRo
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