Breiter Ansatz für die Strategie „One Health“
Landwirtschaft
Deutschland will Antibiotikaresistenz zum G20-Thema machen
Zoonosen sind das beste Beispiel für einen gemeinsamen Gesundheitsplan zwischen Tier und Mensch. Influenzaviren können für Tier und Mensch tödlich sein. Da beide Krankheitsverläufe getrennt in gleicher Weise behandelt werden, kommt der Antibiotikaverwendung eine große Rolle zu. Denn: Erfolgt die Abgabe „zu oft, zu viel und beruht auf falscher Diagnose“, dann häufen sich die Resistenzen bei den Bakterien, wie es Gitta Connemann (CDU) am Freitag im Bundestag formulierte.
Daher lässt sich die Resistenzbildung nicht auf einen Sektor zurückführen. Sowohl der prophylaktische und unnötige Einsatz in der Tierhaltung, als auch die hohe Antibiotikaabgabe an Reisende, die den Impuls für eine Resistenz durch den Zoll nach Hause bringen, müssen ihre Hausaufgaben machen. Dazu gehört auch die berufliche Fortbildung heimischer Ärzte, steht im Antrag der Koalition zur „Verminderung der Antibiotika-Resistenz“. Resistente und vor allem multiresistente Keime verursachen allein in der EU jährlich Kosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro und für 2050 werden sich die Kosten weltweit nach OECD-Schätzung auf 2,9 Billionen US-Dollar erhöhen. Die Bundesregierung will mit einem 10-Punkte-Plan die im letzten Jahr beschlossene Strategie „DART 2020“ weiterentwickeln [1] und im Rahmen der G20-Präsidentschaft 2017 erstmals ein Gesundheitsministertreffen zum Thema durchführen, kündete Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe an.
Der Antrag ist ein Ergebnis der Zusammenarbeit von Gesundheits- und Agrarministerium, was Bundeslandwirtschaftsminister Christan Schmidt als Erfolg lobte. Vor allem die Veterinäre stehen unter Druck, da sie als erste die Möglichkeit haben, den Einsatz in vernünftige Bahnen zu lenken. Doch hat auch erst ein Denkprozess beginnen müssen. Nach Wilhelm Priesmeier (SPD) galten Antibiotika früher noch als Produktionsmittel. Heute müssten noch Rabattsysteme der Pharmaindustrie als Verschreibungsanreiz abgeschafft werden. Das Arzneimittelgesetz hat nach Priesmeier seine Möglichkeiten bald ausgeschöpft. Es soll eine Antibiotikadatenbank geschaffen werden und pro Betrieb soll es nur noch einen Amtstierarzt geben, der Antibiotika verordnen darf. Der Rest der Strategie sind politische Rahmenbedingungen, die Sachausbildung der Tierhalter und ein gutes Management der Bestände, Tiere erst gar nicht erkranken zu lassen.
Vergleichbares gilt auch für die Krankenhäuser, denen es schlichtweg an Personal für die Einhaltung hygienischer Zustände fehlt, um multiresistente Keime mit ihren tödlichen Effekten gar nicht erst entstehen zu lassen. „Arbeitsverdichtung und Stress gefährdet Menschenleben“, kritisiert Kathrin Vogler (Die Linke). 6.000 neu geschaffene Stellen seien zu wenig. Die Linke will rund 500 Millionen Euro zusätzlich für die Forschung bereit stellen.
Der Grünen-Antrag für einheitliche Abgabepreise, Abschaffung der Pharmarabatte und Einsatz der Reserveantibiotika in nur noch „klar erkennbaren Ausnahmefällen“ wurde abgelehnt. Der Unionsantrag geht in die Ausschüsse
Lesestoff:
[1] Antibiotika-Resistenzstrategie DART 2020
Einsatz in der Tierhaltung wurde jüngst halbiert
Roland Krieg