Bruderhahn und Co.
Landwirtschaft
Konferenz zum Zweinutzungshuhn in Hohenheim
Am 28. Juni findet an der Universität Hohenheim die Konferenz über das Zweinutzungshuhn als Alternative zum Töten männlicher Eintagsküken aus spezialisierten Legehennenrassen statt. Insider aus Politik und Forschung suchen nach Auswegen. Um was es geht fasst Geflügelexperte Prof. Dr. Michael Grashorn kurz zusammen:
Drei Alternativen für eine ethische Geflügelproduktion
Dabei gibt es Alternativen zur Praxis, männliche Küken von Legerassen zu töten:
1. Die Geschlechtserkennung im Ei: Dabei bohrt ein Laser ein Loch in die Schale
des drei bis vier Tage bebrüteten Eies. Durch die Lichtstreuung an den
Blutzellen lässt sich das Geschlecht ablesen. Ende des Jahres soll ein Prototyp
für ein Gerät fertig sein, das die Eier in der Praxis untersuchen und
automatisch sortieren kann.
2. Das Zweinutzungshuhn: Eine Hühnerrasse, die sowohl ausreichend Eier
produziert als auch gutes Fleisch ansetzt.
3. Die Bruderhahn-Aufzucht: Dabei werden männliche Küken von Legehennen nicht
getötet, sondern für die Fleischmast verwendet. Damit erhält man ein
zusätzliches Produkt und konkurriert nicht mit dem traditionellen Brathähnchen.
Alle Alternativen haben Vor- und Nachteile, so Prof. Dr. Grashorn. Je nach
Groß-, Klein- oder Biobetrieb ist „nicht jeder Ansatz für jede Art von Betrieb
geeignet. Wahrscheinlich werden alle parallel bestehen“.
Viele Fragen sind noch offen – und müssen erforscht werden
Vor allem aber gebe es noch viele offene Fragen – und entsprechenden
Forschungsbedarf. Die Fragen, die den Professor gleichermaßen umtreiben wie
Geflügelzüchter und –halter oder Politiker und Verbandsvertreter:
• Fehlende Rassen: „Zum Teil gibt es alte Rassen mit entsprechendem Potential.
Für größere Höfe muss hier noch investiert werden“, so Prof. Dr. Grashorn.
• Umweltaspekte: „Zweinutzungshühner wachsen langsamer, brauchen mehr Fläche,
mehr Futter, verursachen mehr Emissionen – das müssen wir berücksichtigen.“
• Kosten: „Mehr Futter, mehr Platz, weniger Fleisch und Eier – das verursacht
natürlich auch höhere Kosten. Hier brauchen wir neue Ansätze.“
• Neue Lieferketten: „Nicht nur Hühnerhalter – auch Lebensmittelproduzenten und
Händler müssen sich umstellen. Letztlich betrifft das die ganze Branche vom
Züchter bis zum Eierregal und zur Fleischtheke.“
• Andere Fleischqualität: „Bruderhähne sind vergleichsweise klein und knochig,
und auch Zweinutzungshühner werden kaum an Broilerqualität herankommen. Hier
müssen wir auf Zucht setzen – und auf aufgeklärte Verbraucher, die sich erinnern,
wie Hühner noch zu Großvaters Zeiten zubereitet wurden.“
• Unsicheres Kundenverhalten: „Einerseits fordern die Kunden mehr
Tiergerechtheit, andererseits günstige Produkte und hohe Qualität. Wer mehr
Tierwohl will, muss aber auch mehr bezahlen.“
Lesestoff:
www.uni-hohenheim.de/lw-hochschultag
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