Bullenmäster sind positiv gestimmt
Landwirtschaft
Bullenmäster auf Wachstumskurs
In einer aktuellen Befragung bewerten 70 Prozent der Rindermäster ihre wirtschaftliche Situation trotz gesunkener Direktzahlungen als sehr gut oder gut. Ein Drittel der Befragten strebt sogar eine Betriebserweiterung an. In die Ergebnisse der nicht repräsentativen Befragung gingen die Angaben von rund 350 Betrieben in ausgewählten Schwerpunktregionen der Bullenmast in Deutschland ein.
Zeichen stehen auf Wachstum
Trotz der guten Einschätzung der Gesamtsituation sieht
die große Mehrheit der Befragten in steigenden Land- und Pachtpreisen das
größte Problem für die Zukunft. Auch die steigenden Kälberpreise sind für viele
Landwirte ein wirtschaftliches Hemmnis in fast allen Regionen. Zusammen mit den
Kosten für Futtermittel machen diese drei Komponenten etwa 70 Prozent der Gesamtkosten in der Bullenmast aus.
Darüber hinaus entwickelt sich offensichtlich nicht nur der Kälberpreis,
sondern auch die Kälberqualität nachteilig für die Landwirte. So stimmten 75
Prozent der Aussage zu: „Es wird schwierig, in der Bullenmast geeignete
Einstalltiere zu finden.“
Dennoch ist der Anteil von Mastbetrieben mit mehr als
250 Tieren in den letzten Jahren gestiegen. Auch will sich die Mehrheit der
Bullenmäster weiter auf die Bullenmast spezialisieren. Dabei stehen die Zeichen
auf Wachstum: Ein Drittel der Befragten strebt eine Bestandserweiterung in den
nächsten fünf Jahren an, Betriebe mit weniger als 150 Bullen haben an Bedeutung
verloren. Als häufigste Alternativen zur derzeitigen Organisation der
Bullenmast nennen die befragten Landwirte die Auslagerung von Arbeiten an
Lohnunternehmen, ferner außerlandwirtschaftlichen Einkommen sowie Kooperationen
im Ackerbau und der Maschinennutzung.
Regionale Unterschiede
Während nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die
meisten Mastbetriebe in Bayern liegen, werden die meisten Tiere in
Niedersachsen gehalten. In der aktuellen Untersuchung wurden Bullenmäster in
den Regionen Nieder- und Oberbayern, Mittel- und Unterfranken, Münsterland,
Weser-Ems und den Küstenregionen befragt. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede.
Obwohl in Franken das größte prozentuale Bestandswachstum in den letzten zehn
Jahren stattgefunden hat, gibt es bei den Bestandsgrößen immer noch ein
deutliches Nord-Südgefälle. So waren die meisten Bullenplätze pro Betrieb in
den Regionen Münsterland, Weser-Ems sowie in den Küstenregionen vorhanden.
In den südlichen Regionen mit kleineren Beständen kann
Gülle und Mist eher auf den eigenen Flächen verwertet werden, während in den
anderen Regionen diese Stoffe an die Nährstoffbörse oder an andere Betriebe
abgegeben werden müssen. Auffällig war, dass zahlreiche Betriebe im Süden in
den nächsten fünf Jahren die Bullenmast an neue Haltungsformen anpassen wollen,
da sie hierfür mit Investitionsförderung durch das Land rechnen. Demgegenüber
lehnen Mäster im Münsterland und Weser-Ems Neuerungen ohne Preisaufschläge für
Rindfleisch größtenteils ab. Deutliche Unterschiede gab es auch bei den
Pachtpreisen: Im Münsterland und der Region Weser-Ems liegen sie mit knapp 900
Euro pro Hektar weit über den Preisen in den anderen Regionen.
Lesestoff:
Die Befragung wurde im Rahmen einer Masterarbeit von Benedikt Ewigmann, Agribusiness-Student der Universität Göttingen, in Kooperation mit dem Thünen-Institut für Betriebswirtschaft in Braunschweig durchgeführt. Der Erhebungszeitraum war Juni bis August 2012. Eine Präsentation der Studie finden Sie unter www.ti.bund.de/de/startseite/institute/bw/aktuelles-service.html
Dr. Michael Welling (Thünen Institut)