BUND fordert flächendeckenden Naturschutz

Landwirtschaft

Jahresbilanz BUND

Zum Jahresbericht zog der BUND am Mittwoch in Berlin auch eine Jahresbilanz der Themen. Naturschutz in der Agrarreform und die Energiewende bilden die Überschriften, unter denen sich Artenschutz, Wasserqualität, Landwirtschaft, Gebäudesanierung oder soziale Aspekte der Wenden subsummieren. Prof. Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender, zog das Fazit aus den zurückliegenden Aktionen und für die künftigen Aufgaben: „Der Bürgersachverstand ist nicht geringer als der politische Sachverstand!“. Von Stuttgart 21 bis zum Windpark und Tierhaltungsanlage übernehmen Bürger Aufgaben, die eigentlich die des Staates sind, so Weiger. Mehr als 35.000 Ehrenamtliche in 2.000 Ortsgruppen leisteten mehr als drei Millionen Arbeitsstunden für Natur und Umwelt.
Zeichen für wachsendes Engagement vor Ort ist der neue Rekord von 464.000 BUND- Mitgliedern. Der Zuwachs um vier Prozent resultiert vor allem aus jungen Menschen, die sich durch Großdemos gegen die Agrarindustrie zur Grünen Woche, die am 19. Januar 2013 zum Dritten mal stattfinden wird, und gegen die Atomkraft nach Fukushima angesprochen fühlen.

Agrarpolitik und Naturschutz

Prof. Weiger wehrt sich vehement gegen die Interpretationen des Deutschen Bauernverbandes und der Landwirtschaftsministerin, die „7 Prozent“ ökologische Vorrangfläche von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos als Flächenstilllegung bezeichnen.
Die Reformvorschläge aus Brüssel zeigten die Erkenntnis, dass ohne Akzeptanz der Gesellschaft die Direktzahlungen an die Bauern kaum noch zu halten sind und gesellschaftliche Wünsche wie Arten- und Naturschutz, saubere Gewässer und ausgeglichene Düngebilanzen widerspiegeln. Dem BUND wären zehn Prozent der Fläche lieber gewesen, aber die sieben Prozent seien ein tragbarer Kompromiss. Auf der Hälfte davon sollten Eiweißfutterpflanzen angebaut werden, um die Importabhängigkeit von Soja zu mindern.
Gerade in Sachsen-Anhalt wird darüber diskutiert, die „ökologische Vorrangfläche“ gleich einem Fonds, überregional zu verteilen und die wertvollen Bördeböden in ihrer Leistungsfähigkeit zu erhalten. Prof. Weiger spricht gegenüber Herd-und-Hof.de vom größten Konflikt der letzten Jahrzehnte, wenn die „Wachstumsbauern“ die Intensivierung des Naturschutzes mit dem Flächenverbrauch von Siedlungs- und Verkehrswegen gleichsetzen. Extensiviertes Grünland und heimischer Futteranbau sind produktiv. Die Erosionskatastrophe in Mecklenburg-Vorpommern zeige den Greening-Bedarf auch in so genannten landwirtschaftlichen Vorrangregionen, so Weiger [1]. Eine Naturschutzregion im Südharz anstelle Blühstreifen, Ackerrandstreifen an Feldern und Bächen in allen Regionen lehnt Weiger daher ab. „Das Greening der Agrarpolitik muss in der Landschaft sichtbar sein“, so Weiger.
Weiger setzt nur wenig Hoffnung auf eine Wende im Bauernverband durch den neuen Bauernpräsidenten Joachim Rukwied. Er habe noch nicht gezeigt, dass er einen Richtungswechsel anstoßen wolle. Weiger zählt Rukwied zu den 10 bis 20 Prozent „Wachstumsbauern“, für die der DBV seine Politik mache. Rukwied selbst betreibt einen 300-Hektar-Hof bei Heilbronn, wo die durchschnittliche Betriebsgröße nur ein Zehntel dessen betrage.

Energiewende stockt

Den Ausstieg aus der Kernkraft hält Weiger für unumkehrbar. Der BUND-Vorsitzende sieht die wachsenden Aktionen der Wendegegner mit Sorge und kritisiert die Bundesregierung, dass sie den Argumenten gegen Artenschutz und unsozialen Strompreisen nicht den Boden entziehe.
Der Bundesregierung fehle noch immer ein Konzept zur deutlichen Reduzierung des Stromverbrauchs, der fälschlicherweise mit Verzicht und Rückschritt in Verbindung gebracht werde. Alleine der Austausch aller alten Wärmepumpen senke den Stromverbrauch bei Millionen Haushalten von 800 auf 80 kW im Jahr. Das Einsparpotenzial liege deutlich niedriger als die Mehrbelastung durch die Erhöhung der EEG-Umlage.

Lesestoff:

www.bund.net

[1] Winderosion führt zur Massenkarambolage auf der A 19

Der BUND fordert mehr Forschung im Bereich der Wissenschaft

Roland Krieg

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