BUND gewinnt gegen Bayer

Landwirtschaft

BUND gewinnt Insektizid-Streit gegen Bayer

Sind die beiden Insektizide Lizetan und Calypso bienengefährlich? Das jedenfalls hatte der BUND im Herbst 2014 behauptet, während der Hersteller Bayer auf ein Gutachten des Bundesamtes für Lebensmittel und Verbraucherschutz (BVL) verwies. In der Risikobewertung des BVL gelten die beiden Mittel mit dem Wirkstoff Thiacloprid als nicht gefährlich für Honigbienen und wurden entsprechend mit der Stufe B4 klassifiziert (B1 bienengefährlich, B4 nicht bienengefährlich).

Der BUND jedoch hält diese Klassifizierung für eine Irreführung der Verbraucher. „Uns liegen überzeugende wissenschaftliche Studien vor, die den Bayer-Pestizidwirkstoff Thiacloprid als bienengefährlich bewerten“, sagt BUND-Experte Tomas Brückmann. Der Streit ging vor das Landgericht Düsseldorf, das am Mittwoch dem Umweltverband Recht gegeben hat.

In einem Markttest hatte der BUND die beiden Mittel für den Hausgarten als bienengefährlich bezeichnet, wogegen Bayer eine einstweilige Verfügung erwirkte. Da Thiacloprid zu den Neonikotinoiden gehört, behielt der BUND seine Einschätzung bei. Drei Wirkstoffe, Clothianidin, Imidacloprid und Thiametoxam sind von der EU für zwei Jahre auf eine Anwendungsverbotsliste gesetzt worden.

Der BUND bezieht sich nicht nur auf seine Meinungsfreiheit, sondern auf neue wissenschaftliche Studien, nach denen „eine chronische Aufnahme von Thiacloprid … die Sammelaktivität und die Tanzkommunikation [reduziert]“. Randolf Menzel, Neurobiologe der FU Berlin sagte im letzten Jahr beim Rundgespräch zu sozialen Insekten: „Für Thiacloprid bei chronischer Exposition fanden wir massive Veränderungen der Tanzkommunikation, der Sammelaktivität und der Navigation bei einem Fünfzigstel der LD50-Dosis (bei 300 ng/Tier). Daraus wird deutlich, dass Thiacloprid nicht – wie immer wieder verlautbart wird – keine oder nur eine geringe Gefährdung für Bienen darstellt, denn solche Dosen können unter natürlichen Bedingungen sehr wohl chronisch aufgenommen werden.“

Ob Bayer gegen das Urteil Berufung einlegen wird, ergebe sich nach Prüfung der schriftlichen Begründung.

Bienensterben auch ohne Neonikotinoide

2014/2015 ist das erste Winterrapsjahr ohne Verwendung von Neonicotinoide. Zumindest in Österreich hat das Moratorium den Bienen nicht geholfen. Der milde Winter hat die Ausbreitung der Varroamilbe deutlich beflügelt und die Winterverluste liegen regional zwischen 20 und 100 Prozent. Wenn es im Sommer in die Blüten hineinregnet, werden die geschwächten Völker zusätzlich belastet. Die Landwirtschaftskammer Österreich empfahl Ende Februar den Imkern, während der Kirschblüte die Drohnenbrut umzusetzen und die Milben zu entnehmen, ohne die Völker dabei zu stören.

Roland Krieg

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