BUND-Glyphosat-Kampagne stößt auf

Landwirtschaft

Umstrittene Glyphosat-Kampagne des BUND

Wie aufkeimende Pflanzen ragen die Babys in Reih´ und Glied aus dem Acker empor. Unter tiefem Dröhnen nähert sich ein Flugzeug. Eine Pestizidwolke sinkt gen Boden. „Pestizide – hergestellt, um zu töten“ lautet das Fazit des Films, der gerade einmal 45 Sekunden dauert. BUND-Besucher sollen durch das Video eine Petition gegen Glyphosat unterzeichnen.

Die Sprengkraft ist enorm. Der Industrieverband Agrar (IVA) bezeichnet das Video als „perfide, abscheulich und eines Umweltverbandes unwürdig“. „Im Internet mussten wir uns an viele Scheußlichkeiten gewöhnen, aber die Kampagne des BUND stellt eine neue Qualität der Geschmacklosigkeit dar“, kritisiert IVA-Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler.

Der neue Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, kritisiert den Streifen ebenfalls: „Wir verurteilen diese Kampagne. Hetze und Desinformationen haben keine Berechtigung, vor allem dann, wenn sie auf durchsichtige Weise zur Generierung von Spenden dienen“. Deutsche Landwirte setzten Pflanzenschutzmittel nicht verantwortungslos ein und nähmen den Tod von Kleinkindern nicht in Kauf.

Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer des Vereins „Die Lebensmittelwirtschaft“ bezeichnet den Spot als „geschmackslos und plump“. Er „wünscht sich eine fundierte und sachliche Diskussion“.

Herd-und-Hof.de hatte am Abend noch Gelegenheit mit dem BUND über den Film zu sprechen. Dieser sei in seiner Form sicherlich drastisch, so eine Sprecherin, aber die Wirklichkeit in Lateinamerika sei noch viel drastischer. Der Film diene dazu, Bewusstsein zu schaffen.

Risiko. Glyphosat.

Zwei Debatten stehen hinter dem Video, die ab heute noch einmal mächtig angeschoben werden. Sollten. Ab wann ist ein Risiko gefährlich und brauchen wir Glyphosat?

Free Climbing und Base Jumping sind jeweils ein Risiko, dass bei jungen Menschen zum Trend geworden ist und bei dem einen oder anderen Energiegetränk zum Status erhoben wird. Schwierig wird es, wenn Zahlen dem Risiko einen quantitativen Wert zuschreiben wollen. Das hatte der BUND mit der Studie zu Glyphosat im Urin getan, worauf das Bundesinstitut für Risikobewertung die Belastbarkeit der Zahlen in Frage stellte. Vom RWI in Essen zur „Unstatistik des Monats“ erhoben, bleibt es in der Anschauung des Betrachters, welche Schlussfolgerungen seine persönliche Risikoanalyse nach sich zieht [1].

Glyphosat wurde von den Umweltorganisationen über die Gentechnik in die Öffentlichkeit getragen. Das hat zum einen den Blick verstellt, dass Glyphosat auch in der Bundesrepublik angewandt wird und zum anderen die Situation in Lateinamerika mit der in Deutschland vermischt. Vor zwei Jahren hat Prof. Dr. Andrés Carrasco die belastbare Studie aus Südamerika mitgebracht, die Missbildungen in Verbindung mit dem Einsatz von Glyphosat herstellt [2].

Die Diskussion in Europa ist eine andere. Hier wird der positive Effekt der pfluglosen Bodenbearbeitung mit dem negativen Effekt einer Herbstanwendung eines Totalherbizids mit dem Wirkstoff Glyphosat konterkariert. Ohne spektakuläres Video hat Österreich in diesem Sommer die Anwendung von Glyphosat vor einer neuerlichen Risikobewertung der EU verboten [3].

Das hat jetzt länger als 45 Sekunden gedauert.

Lesestoff:

www.bund.net

[1] „Unstatistik“: Glyphosat im Urin

[2] „Es ist keine sichere Chemikalie"

[3] Österreich verschärftPflanzenschutzauflagen

Sind bei Obst und Gemüse Salmonellen die größere Gefahr?

Roland Krieg, Foto: Screenshot vom BUND-Video

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