Carbon Farming? Ein alter Hut für Landwirte
Landwirtschaft
Was Landwirte schon alles für das Carbon Farming machen
Carbon Farming ist in der Agrarpolitik der Begriff der Stunde. Grundsätzlich geht es um das Einbinden von atmosphärischem Kohlenstoff über die pflanzliche Photosynthese in die Biomasse. Nach der Ernte wird die organische Substanz in den Boden eingearbeitet und bildet in der oberen Bodenschicht mit Tonmineralien und Mikroorganismen den Nährhumus. Der ist der wesentlichste Bestandteil der Bodenfruchtbarkeit. Durchschnittlich beträgt der Humusgehalt in Deutschland rund drei Prozent. Eine Steigerung verbessert die Nährstoffgehalte für die Pflanzen, speichert mehr Wasser im Boden für die Verkürzung der Trockenzeit und erhält die Biodiversität im Boden. Mit Carbon Farming sollen Landwirte den Humusgehalt im Boden dauerhaft steigern. Das Festlegen des Kohlenstoffs in die Biomasse ist Teil der angestrebten Klimaneutralität. Die Landwirtschaft ist der einzige Wirtschaftssektor, der diese Art der Kohlenstoffsenke aufweist und einen wichtigen Beitrag für den Klima- und Umweltschutz leistet.
Dieser Anlass war Grund für den Kölner Pflanzenschutzspezialisten ADAMA Landwirte zu ihren Maßnahmen für eine Humuswirtschaft zu befragen1). Die Antwort ist eindeutig. Humuswirtschaft ist ein „alter Hut“ für die Landwirte. 150 von 182 Landwirten führen die verschiedensten Maßnahmen für einen Humusaufbau durch. Das sind 82 Prozent!
Königin Zwischenfrucht
Die Landwirte hatten die Möglichkeit alle ihre Maßnahmen aufzuzählen. So bekamen die Zwischenfrüchte als Bodendecker und Gründung sowie Erweiterung der Fruchtfolge mit 102 Nennungen den meisten Zuspruch. In dem Zusammenhang wurden eine erweiterte Fruchtfolge 18 Mal und der Nabu von Leguminosen (vier Mal) als weitere Option für die Anbauplanung genannt. Ein Landwirt stellte seiner Aufzählung die allgemeine Einleitung „Kluge Bewirtschaftung“ voraus. Unter dieser Einstellung summieren sich die vielen betriebsindividuellen Einzelbeispiele, wie „regenerative Landwirtschaft“, Schließung von Nährstoffkreisläufen, Einbau von Blattfrüchten in die Fruchtfolge bis hin zur Reduzierung humuszehrender Früchte wie Mais und Zuckerrüben.
Düngung
Die Düngung ist der zweitgrößte Bereich, mit dem Landwirte Einfluss auf den Humusgehalt nehmen. Hier stehen die Wirtschaftsdünger, wie Gülle, Mist, Kompost und Gärreste auf der Agenda. Je nach regionaler Option finden die Landwirte auch besondere Formen, wie Klärschlamm aus der Malzfabrik oder Kompost aus dem Pilzanbau. Zwei Landwirte widmen sich bereits der neuen Kategorie der Biostimulantien. Sie nutzen Mikroorganismen als Lösung zwischen Dünger und Pflanzenschutzschutzmittel für die Belebung des Bodens. Das einarbeiten von Stroh als direkte Zufuhr organischer Substanz hat für die Landwirte den gleichen Stellenwert.
Bodenbearbeitung
Die Antworten auf die Frage nach der Humuswirtschaft werfen einmal mehr den Blick auf die pfluglose Bodenbearbeitung. Grubber und Egge haben mit Direktsaatverfahren den traditionellen Pflug abgelöst. Ein Landwirt praktiziert die nicht wendende Bodenbearbeitung schon seit 25 Jahren.
Überprüfung
Bodenproben sind das A und O des Ackerbauern. Dabei wird auch der Anteil der organischen Substanz gemessen. 81 Prozent der Humus-Landwirte überprüfen die Wirksamkeit ihrer Arbeit. Denn, das gehört zur Humuswirtschaft dazu: Was Landwirte über Jahre aufbauen, kann ein einziger Dürresommer wieder aufzehren.
Humuswirtschaft ist ein ganzheitlicher Ansatz
Fast alle Landwirte haben zwei und mehr Möglichkeiten aufgezählt und damit in gesamter Bandbreite von der Anbauplanung bis zum Nachernteverfahren die Humuswirtschaft bereits als Ganzes in den Vordergrund gestellt. Denn einzelne Maßnahmen werden für den Humusaufbau nicht ausreichen.
Lesestoff:
1) Die Befragung wurde im Auftrag von ADAMA im Januar über die Marktforscher von „Produkt + Markt“ durchgeführt.
Roland Krieg
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