CCD und Bt-Mais

Landwirtschaft

NABU und Imker zum Gentechnikanbau

Noch vor der Sommerpause will die Bundesregierung das Gentechnikgesetz fertiggestellt haben. Das nahmen gestern in Berlin NABU (Naturschutzbund Deutschland) und der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) zum Anlass, ihre Position erneut darzulegen und verweisen auf die Mehrheit der Bevölkerung, die Gentechnik ablehnt.

Absage auch für Industriepflanzen
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hatte am 09. Mai den gentechnisch veränderten Mais der Firma Monsanto (MON810) aus dem Verkehr gezogen: „Es besteht insbesondere die Gefahr, dass durch Persistenz und Akkumulation langfristige und großflächige Wirkungen auf Umwelt und Natur der oben geschilderten Arten (Bienen, Schmetterlinge; roRo) eintreten werden. Jeder Anbau trägt zum Akkumulationsprozess bei. Hierbei muss die hohe Bedeutung der Schutzgüter Umwelt und Natur berücksichtigt werden.“ Bestehen bleibt nur die Rechtsunsicherheit, was mit den wachsenden Pflanzen auf dem Feld zu geschehen hat.
Das Verbot gibt den Umwelt- und Ökoverbänden Rückenwind, dass schon immer mehr gewesen, als vermutet wurde. Da durch das BVL eine Wirkung auf „Nicht-Zielorganismen“ nicht ausgeschlossen werden kann, kann die grüne Gentechnik auch nicht bei nachwachsende Rohstoffe eingesetzt werden. Bienen machen bei den Pflanzen keinen Unterschied.
Zudem hatte das Augsburger Verwaltungsgericht einem Imker recht gegeben, der Mon810-Mais in seinem Honig fand. In einem Eilentscheid darf der Freistaat Bayern auf dem Versuchsfeld in Kaisheim keinen Bt-Mais mehr anbauen – und der ist nicht für die Lebensmittelproduktion zugelassen.
Olaf Tschimpke, Präsident des NABU, fordert daher eine unabhängige ökologische Sicherheitsforschung. Die Federführung soll das Bundesamt für Naturschutz (BfN) übernehmen.
Im Landwirtschaftsministerium gehe man davon aus, dass Imker ihre Bienen aus der Umgebung von ausgewiesenen Flächen mit gentechnisch veränderten Pflanzen entfernen könnten. Das würde, so Tschimpke, zu großen Gebieten führen, in denen Bienen keine Bestäubung mehr durchführen würden.

Bienen kennen keine Koexistenz
Walter Haefeker vom DBIB beschrieb erneut, dass Bienen auf mindesten 30 km2 Fläche Pollen sammeln und vor allem in den kleinstrukturierten Gebieten Deutschlands damit viele verschiedene Felder mehrerer Besitzer nutzen. Hier kann es keine Koexistenz geben.
Um beweisen zu müssen, dass der Honig frei von Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen ist, müssen Imker für eine Probe etwa 200 Euro für ein Screening aufwenden. Wurden fremde Bestandteile entdeckt, zeigt eine zweite Analyse welcher Pollen vorhanden sei. Erst die dritte Untersuchung quantifiziert das Ergebnis für die Kennzeichnungspflicht. Die nachfolgenden Analysen kosten jeweils erneut 100 Euro. Meist sind die Imker aber nur im Nebenerwerb tätig und vermarkten zu 90 Prozent direkt. Analysekosten nehmen daher einen großen Anteil im Budget ein.
Imker Haefeker nahm sich Zeit, den Unterschied zwischen gentechnisch verändertem Bt und natürlichem Bt zu erläutern. Bacillus thuringiensis ist schließlich auch ein natürliches Gift, dass bei der Wabenreinigung eingesetzt wird. Nur bildet es da erst eine Kristallstruktur, die zuerst den Verdauungstrakt durchlöchert. Liegt im Darm des Zielorganismus ein bestimmtes Enzym vor und herrscht der „falsche“ pH-Wert, dann bildet sich erst das eigentliche Gift und wirkt auf den Organismus. Die im Mais hinterlegte Erbinformation für die Bildung des Giftes ist aber so verändert, dass das Gift ohne die vorherige Kristallstruktur entsteht. Schweizer Forscher haben diesen Unterschied bereits 2002 beschrieben.

Colony Collapse Disorder
In diesem Jahr hat der Begriff „Bienen-Aids“ die Schlagzeilen mehrfach beherrscht. Damit wird der offizielle Begriff Colony Collapse Disorder (CCD) griffig dargestellt und viele tappen in die Falle, das Bienenverschwinden in den USA direkt mit dem vermehrten Einsatz von Bt-Mais in Verbindung zu bringen. „Das ist eine Falle“, warnt Haefeker. Man weiß nicht, warum die Bienen von ihrem Flug nicht mehr heimkehren. Erstmals wurde das CCD bereits 2004 beschrieben. Die einen Völker sterben an Pflanzenschutzmitteln, die anderen an Beizmitteln andere an Krankheiten oder auch einfach an Pollenmangel. Die Summe der möglichen Ursachen, die Haefeker als industrielle Landwirtschaft zusammen fasst, übe bereits einen großen Druck auf die Bienen aus. Bt-Mais kann der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen bringt – zur Zeit aber auch nicht mehr. „Wir wollen keinen weiteren Faktor.“

Imker werden ist nicht schwer...
Allerdings hat der Berufsstand enorme Nachwuchssorgen. Angesichts der Probleme werden sie sicherlich nicht weniger. Vor der Wende wies Brandenburg 124.000 Bienenvölker und 7.200 Imker auf. Im letzten Jahr waren es nur noch 39.000 Völker und 2.300 Imker. Um Jungimkern den Start zu erleichtern hat das Potsdamer Landwirtschaftsministerium zusammen mit der EU ein Förderprogramm aufgelegt. Zur Verbesserung der Erzeugung und Vermarktung von Honig beträgt das Budget 180.000 Euro, von denen das Land die Hälfte trägt. Bezahlt werden sollen Forschungsprojekte des Bieneninstituts Hohen Neuendorf, Schul- und Lehrbienenstände, Schulungsmaßnahmen und Qualitätsuntersuchungen. Dem Landesverband wurden für die Jugendarbeit, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit 8.500 Euro zur Verfügung gestellt.

roRo

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