Chlorpyrifos steht vor dem Aus
Landwirtschaft
EFSA lehnt Zulassungsverlängerung von Chlorpyrifos ab
Am Freitag hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Verlängerung für das Insektizid Chlorpyrifos abgelehnt. Das Mittel ist seit 2009 in Deutschland nicht mehr auf dem Markt, wird aber beispielsweise in Spanien eingesetzt und kommt auf Zitrusfrüchten auch in den deutschen Handel. Proben in der Vergangenheit ergaben Rückstände, die auch über dem Grenzwert liegen.
Der Wirkstoff habe ähnliche Auswirkungen wie ein Nervengift. Ende 2018 hatte der schwedische Chemiker Axel Mie vom Karolinska Institut Stockholm über das schwedische Informationsfreiheitsgesetzt Einblick in die Herstellerdokumente vom Hersteller Dow Chemical erlangt und Hinweise auf negative Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung bei Schulkindern gefunden.
Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung hatte die EU-Kommission das Mittel bis Januar 2020 zugelassen und die EFSA zur erneuten Überprüfung gebeten. Die hat jetzt festgestellt, dass Chlorpyrifos nicht den gesundheitlichen Standards der EU entspreche und eine Verlängerung der Zulassung nicht gegeben sei.
Zugelassen wurde das Mittel von der spanischen Zulassungsbehörde im Jahr 1999. Die Berichte hätten der Behörde damals auffallen müssen. Das haben Kritiker Ende 2018 heftig angemahnt.
1999 gab es die EFSA noch nicht. Für eine Risikobewertung ist ein einzelnes EU-Land zuständig, dass den Bericht heute an die EFSA liefert. Ab dann haben andere Mitgliedsländer die Möglichkeit, ebenfalls umfangreich Stellung zu nehmen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kam 2012 auf Grund neuer Studienergebnisse der US-Umweltbehörde EPA zu dem Ergebnis, dass die vorhandenen Werte für die Zulässige Tagesdosis (AID) und Werte für den Bereich ohne negative Auswirkungen (NOEL) überprüft werden sollten. Allerdings haben nicht alle Studien, die neu hinzugezogen wurden, das BfR überzeugt. In einer offenen Antwort an das Pestizid-Aktions-Netzwerk PAN wurden beispielsweise einer Studie methodische Mängel nachgewiesen.
Jetzt ist das Thema vorbei. Die EFSA sieht keine Möglichkeit sichere Grenzwerte für Chlorpyrifos festzulegen. Damit dürfte die Kommission das Mittel aus dem Verkehr ziehen.
Lesestoff:
EFSA: http://www.efsa.europa.eu/en/press/news/chlorpyrifos-assessment-identifies-human-health-effects
https://www.bfr.bund.de Suchwort: Chlorpyrifos
Roland Krieg