Das Jahr 2013 für die Agrarwende nutzen
Landwirtschaft
Kritischer Agrarbericht 2013
Im Vorfeld zur Grünen Woche hat das AgrarBündnis seinen jährlich erscheinenden Kritischen Agrarbericht vorgestellt. Vor dem Hintergrund er europäischen Reform der Agrarpolitik und dem Bundes- und Länderwahlkampf wird die Forderung nach einer Agrarwende immer deutlicher formuliert.
Abgeordnetenwatch
Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND, hat nur noch wenig Hoffnung, dass sich auf europäischer Ebene beim Greening und Änderung der Förderstruktur etwas ändert. Derzeit werde die Umwelt belastet und die Gelder an den Familienbetrieben vorbeigelenkt. Zwar sind die Begriffe Nachhaltigkeit oder bäuerliche Landwirtschaft in den Vorschlägen und Argumentationen der Abgeordneten vorhanden, aber zu Worthülsen verkommen. Daher werden alle Abgeordneten des Europäischen Parlamentes, das erstmals über die Agrarreform mitbestimmt, angeschrieben und in ihren Wahlkreisen angesprochen, wie sie es mit der Agrarwende halten. Daher fordert Weiger eine namentliche Abstimmung, um die Abgeordneten europaweit gezielt mit ihrer Haltung konfrontieren zu können.
Die aktuelle Entwicklung der Agrarstruktur führt zu einem „Artenvernichtungsprozess“ und „flächendeckender Nitrat- und Pestizidbelastung des Grund- und Trinkwassers“ erläuterte Weiger. Nur standortgebundene Betriebe können den Nachhaltigkeits-Dreiklang Ökologie, Ökonomie und Soziales erfüllen. Die Höhe des Agrarbudgets dürfe nicht verwässert werden und sei gerechtfertigt, aber die Art der Verteilung müsse deutlich nachjustiert werden.
Der Ökolandbau ist ein in sich schlüssiges System und müsse von der Politik übernommen werden, forderte Stephan Illi, Vorstand des Anbauverbandes Demeter.
Luxusdebatte?
Auf den bayerischen und österreichischen Flächen werde das Greening der Agrarreform nur wenig Verbesserungen erzielen können, sagte der französische Grüne-Abgeordnete Jose Bové im letzten Jahr im EU-Agrarausschuss [1].
Die anderen EU-Länder haben beim Greening und bei der Umstrukturierung mehr Defizite als Deutschland. Führen die Umwelt- und Agrarverbände also eine Luxusdebatte?
Die größeren Defizite in manch andern Mitgliedsstaaten dürfen nicht als Ausrede genommen werden, in Deutschland untätig zu bleiben, antwortet Bernd Voß, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Herd-und-Hof.de. Im Gegenteil müssen die Folgen der Agrarpolitik auch in Deutschland deutlich aufgezeigt werden. Prof. Hubert Weiger mahnt das Verursacherprinzip für die negativen Effekte an. So müssen Fernwasserleitungen für die Beschaffung von sauberem Trinkwasser und Kosten für die Kläranlagen von der Allgemeinheit bezahlt werden und umfassen mehrere 100 Millionen Euro, die eigentlich im Niedrigpreis der Massenproduktion eingepreist werden müssten. Phosphor, dass die Kläranlagen nicht mehr herausholen können lande letztlich in Nord- und Ostsee [2]. Ökonomische Vernunft müsse Lasten und Kosten gerechter verteilen, was zwangsläufig zu standortbezogenen Betriebskreisläufen führen werde.
In dem Zusammenhang hat Prof. Weiger auch klar gestellt, dass es nicht um die Vermeidung von Agrarexporten gehe. Wer qualitativ hochwertige und wirklich nachhaltige Produkte anbietet, der könne auch auf globalen Märkten punkten. Es gehe aber nicht, dass Rohstoffe möglichst billig eingekauft werden, zu marktverzerrenden Produktionsbedingungen in Küstennähe führe und dann in andere Länder verkauft die dortigen Märkte zerstöre. Export könnte auch verantwortungsvoll durchgeführt werden.
Der kritische Agrarbericht
Das Thema zum GAP- und Wahljahr lautet „Agrarpolitik“ und beleuchtet auf über 300 Seiten in elf Kapiteln „Agrarkultur, Verbraucher- und Ernährungskultur, Gentechnik, den ökologischen Landbau, den Wald und die Regionalentwicklung.
Beispielsweise widmet sich ein Beitrag dem Stiefkind Grünland, dass in der öffentlichen Debatte oft zu kurz behandelt wird. Schwarzwaldbauer Siegfried Jäckle beschreibt die uralten Konflikte zwischen Grünland und Ackerbau und das das heutige Grünland erst 200 Jahre alt ist. Erst das Embargo gegen Deutschland im Ersten Weltkrieg hat das Grünland als Futteralternative Schwung gegeben. Jäckle weiß auch, dass „Dauergrünland“ durch einwandernde neue Sorten iocht von qualitativer Dauer ist und ein Umbruchverbot, das die Politik vor sich herträgt nicht die alleinige Lösung ist. Grünland ist an verschiedenen Standorten unterschiedlich und braucht eine bodenständige Nutzung. Dann gewinne es auch wegen seines ausgewogenen Energie-Eiweißverhältnisses an Wettbewerbskraft gegen Mais.
Lesestoff:
Ihr Exemplar des kritischen Agrarberichtes können Sie unter www.kritischer-agrarbericht.de bestellen.
[2] Pilotanlage zur Phosphor-Rückgewinnung
Roland Krieg
[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-13“ anzeigen lassen]