Das Krabbenpulen kommt zurück
Landwirtschaft
Niedersachsen will Krabbenverarbeitung zurückholen
Die Lecker-Krabben aus der Nordsee müssen vor der Verarbeitung und vor dem Essen erst gepult werden. Mit dem Pulen der Krabben wird das Krabbenfleisch vom Krabbenpanzer befreit. Das ist nicht ganz so einfach – aber Übung macht den Meister.
Dabei halten die Daumen zusammen mit dem Zeigefinger die Krabben an Kopf und Schwanzende. Das Hinterteil wird ohne Druck gedreht, damit der Panzer aufbricht. Dann kann das Krabbenfleisch zuerst aus dem Panzer und dann aus dem Kopfende gezogen werden. Die Schalen eignen sich übrigens für eine Krabbensuppe.
Pro Krabbe ist das „viel Arbeit“ für wenig Fleisch. Da diese Handarbeit in Deutschland sehr teuer ist, werden die Nordseekrabben fangfrisch zum Pulen nach Marokko gefahren. Das Krabbenfleisch kommt dann wieder zurück.
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast hat am Samstag mit dem Förderbescheid in Höhe von 2,3 Millionen Euro den Startschuss für die Belebung der regionalen Wertschöpfungskette Krabben gegeben. Federführend arbeitet das Thünen-Institut für Seefischerei in Bremerhaven zusammen mit der Universität Göttingen und einem Partner aus der Wortschaft an einer technischen Lösung des Krabbenpulens.
Krabbenpulmaschine in Spieka-Neufeld
Alwin Kocken aus Spieka-Neufeld, südlich von Cuxhaven, hat die teure Handarbeit schon 1986 mit einer eigenen Erfindung mechansiert und erzeugt täglich 200 Kilogramm Krabbenfleisch. Die Krabbenpul-Maschine ist zwar in Spieka-Neufeld auch eine Touristenattraktion, aber der Fischer glaubt nicht, dass seine Erfindung nach mehr als 30 Jahren noch gekauft wird. Dabei ist die Ausrichtung der Krabben für das Entfernen des Krabbenfleisches das der aufwendigste Teil der Apparatur.
Kocken zeigt am „Tag der Erfinder“ seine Maschine auf youtube. Der Markt sei zu klein für mechanische Weiterentwicklungen und die Arbeitslöhne im Ausland liegen 50 Prozent unter denen in Deutschland.
Vielleicht ist der Krabbenfischer seiner Zeit nur zu weit voraus. Mit den Trends der Regionalität und kurzen Lieferketten bietet die lokale Verarbeitung neues Wertschöpfungspotenzial.
Bald mit Ultraschall
Die mechanische Pulmaschine gilt den Wissenschaften nicht als Vorbild. Im ostfriesischen Greetsiel soll das Pulen mit Ultraschall erfolgen.
Der Markt allerdings bleibt klein. Das Staatliche Fischereiamt Bremerhaven zählt derzeit nur noch 100 Krabbenkutter in Niedersachsen. Wer seinen Betrieb zeitweise einstellt bekommt unter der Richtlinie zur Förderung der Anpassung der Fischereitätigkeit und der Entwicklung der Fischereiflotte (MAF) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft eine Entschädigung.
Lesestoff:
Alwin Kocken und seine Pulmaschine: https://www.youtube.com/watch?v=1kSn6qvlI_4
Roland Krieg
© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html