Das Land des Feuers

Landwirtschaft

Premiere für Aserbaidschan auf der Grünen Woche

Das Wort „Azer“ besteht aus zwei Bestandteilen. „Az“ bedeutet „in guter Absicht“, „glücklich“. „Er“ bedeutet in der Turksprache „tapfer“ und „Feuerwächter“. Die glücklichen Feuerwächter lebten bereits tausende von Jahren vor unserer Zeitrechung im östlichen Kaukasus am Kaspischen Meer und gaben dem Land den noch heute gültigen Namen Aserbaidschan. Auf der Grünen Woche zeigt das wirtschaftlich prosperierende Land seine detailreichen traditionellen Facetten hinter den politischen Schlagzeilen um Berg-Karabach.
Und das von neun Millionen Einwohnern bewohnte Land mit sieben Klimazonen bis hin zu subtropischen Wachstumsbedingungen ist viel mehr als Baku und Erdöl, welches aber bereits seit dem Mittelalter Reichtum in die Region gebracht hat. Aserbaidschan lag auch mitten auf dem großen Seidenweg und war Bindeglied zwischen dem rätselhaften China und dem reichen Europa.

Der Jahrhundertvertrag
Am 20. September 1994 wurde der erste internationale Vertrag für die Entwicklung der Erdölfelder Aseri, Tschirag, Güneschli unterzeichnet und hat vielen ausländischen Firmen den Weg in das Land eröffnet. Der „Vertrag des Jahrhunderts“ hat die Wirtschaft des Landes gestärkt und bietet nun die Möglichkeit die Landwirtschaft und Ernährungsindustrie nachhaltig in der Transformation zu stärken. Mit Beginn des neuen Jahrtausends wurde Aserbaidschan in den Europarat aufgenommen. Dann lässt ein Auftritt auf der Grünen Woche nicht mehr lange auf sich warten.

Produktion in Kiloto. 2005 und 2006

Produktion in Kiloto. 2005 und 2006

Getreide

2.126,9

2,078,9

Gartenbau

363,8

362,1

Gemüse

1.126,6

1.186,4

Baumwolle

196,4

130,1

Kartoffeln

1.083,1

999,3

Tabak

7,1

4,8

Obst, Beeren

625,1

662,3

Teeblätter

0,74

0,65

Q: Azerbaijan Export and Investment Promotion Foundation

Bodenreform und Nachholbedarf
Transkaukasus: Kaum Frost, gute Böden und Wärme. Baumwolle, Weizen und Tabak werden großflächig angebaut, im Süden gibt es Zitronen und sogar Bananen, erzählt Sanar Mammadov, Manager der Azersun Holding Herd-und-Hof.de. Landwirtschaft hat in Aserbaidschan eine sehr lange Tradition, aber mit dem Erbe der Sowjetunion ein umfangreiches Modernisierungsprogramm zu bewältigen. Seit 1997 werden Bestimmungen für die Bodenreform erlassen. Mittlerweile sind 99 Prozent des Landes privatisiert.
Azersun ist der größte Zuckerproduzent im Kaukasus und Sanar Mammadov beschreibt, wie er mit Vorträgen bei Zusammenkünften die Bauern zur Modernisierung bewegt. In den russischen Genossenschaften fühlten sich die Bauern wie Betriebsangestellte und hatten keinen richtigen Bezug zum Land. Jetzt bewirtschaften sie im Durchschnitt sechs Hektar, aber wollen ihr Eigentum zunächst einmal selbst geniessen. Sich zu Erzeugerorganisationen zusammenschließen, fordert die Berater zunächst heraus, Widerstände zu überwinden.
Flächennutzung AserbaidschanVor einigen Jahren hat Azersun in Deutschland eine komplette Zuckerfabrik abgebaut und in Aserbaidschan wieder aufgebaut. Technologietransfer vom Feinsten, zumal zwei Jahre lang deutsche Fachkräfte den Implementationsprozess begleiteten. Heute gibt die Firma den Kleinbauern Saatgut und Traktoren zur betrieblichen Entwicklung und bringt oftmals erste Einkommen in die fruchtbaren Regionen. Siebzig Prozent der Bauern arbeiten noch auf traditionelle Weise, sagt Mammadov.
Aus der Zeit in der Sowjetunion hat das Land auch die marode Infrastruktur geerbt. Gelder aus dem Öleinkommen fließen jetzt in die anderen Wirtschaftsbereiche. Die Agrarwirtschaft steht allerdings nicht an erster Stelle. Dabei müsse in Bewässerungstechnik und Straßen dringend investiert werden, fordert Sanar Mammadov.

Moderne Produkte für den Weltmarkt
Regional sind Georgien und der Süden Russlands die wichtigsten Handelsmärkte. Aber Aserbaidschan rückt näher an den Marktplatz Europa. In Berlin ist ein Firmenvertreter aktiv, vor allem Tee in die Geschäfte zu bringen. Aserbaidschan kann den Markt aber mit einer ganzen Obst- und Gemüsepalette erobern und zeigt auf der Berliner Messe seine farbenprächtige Fruchtsaftprodukte.
Omega-3 aus dem KaukasusDie Agrarwirtschaft stellt 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und wächst seit 2000 mit jährlich neun Prozent, was die Regierung auf den Erfolg der Transformation zurückführt. Jetzt hat die Regierung Programme für die Entwicklung des Verarbeitungssektors aufgelegt, die vor allem in den drei Bereichen der Fleisch- und Milchverarbeitung sowie Verarbeitung und Verpackung von Obst und Gemüse die Importabhängigkeit reduzieren sollen. Der Messeauftritt zeigt, dass Chancen auch im Export liegen und Produkte an den europäischen Gesundheitskonsumenten adressiert sind.

Halle 7.1 c

Roland Krieg; Tabelle, Grafik: azpromo; Foto: roRo

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