Dauergrünland kein Falterparadies
Landwirtschaft
Das richtige Bewirtschaftungsmaß finden
> Der technische Fortschritt erhöht die Erntmengen jährlich um ein Prozent. Seit den 1980er Jahren ist die EU im wesentlichen Selbstversorger und das Land gewinnt an Erholungswert. Daher müssen nicht alle landwirtschaftlich nutzbaren Flächen bebaut? und aus der Produktion genommene Flächen können gestaltet werden. Für den Menschen oder für die Tiere. Tagaktive Falter lieben die Abwechslung
Tagaktive Falter sind nicht nur hübsch und erfreuen das Auge, sondern sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für Vögel. Geht ihre Population zurück, hat das tiefgreifende Auswirkungen auf das Ökosystem, resümiert Dr. Thomas Fartmann vom Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster. Weil über die Frühstadien der Tiere wenig bekannt ist, untersucht Fartmann das Ei- und Larvenstadium von Tagfaltern und so genannten Widderchen, den tagaktiven Nachtfaltern.
?Das ist so wichtig, weil sich die Tiere in diesen Stadien nicht fortbewegen können und auf Gedeih und Verderb den Verhältnissen am Standort ausgeliefert sind.? Die Umweltbedingungen haben deshalb entscheidenden Einfluss auf das Überleben der Eier und Larven der Population. Über 200 Arten von Tagfaltern und Widderchen gibt es in Deutschland. Detailliert hat der Experte an verschiedenen Standorten, denen die Falter im Allgemeinen treu bleiben, untersucht, welche mikroklimatischen Bedingungen eine erfolgreiche Entwicklung der Eier oder Raupen begünstigen. Dazu zählten Lage, Vegetation, Boden und Sonnenscheindauer der Standorte. ?Insgesamt können wir beobachten, dass Arten die sich an Magerstandorten mit einem offenen Boden angepasst haben, am stärksten bedroht sind?, so Fartmann.
Nicht nur Acker oder Grünland
Während bis vor 150 Jahren alle Flächen in Deutschland mit mittlerer Intensität genutzt wurden, gibt es heute zwei Extreme. Auf der einen Seite bietet die intensive Agrarwirtschaft keinen Lebensraum mehr für Falter, auf der anderen Seite werden Flächen nicht mehr genutzt. Die Flora auf Brachen eignet sich für die gefährdeten Arten ebenso wenig für die Eiablage wie ein bewirtschafteter Acker. ?Eine geschlossene Grasnarbe ist extrem lebensfeindlich?, meint der Landschaftsökologe und plädiert für eine regelmäßige Beweidung auch von Naturschutzflächen. Denn wenn die Grasnarbe regelmäßig aufgebrochen werde, könne sich eine vielfältigere Vegetation entwickeln. ?Es ist ein Irrtum zu glauben, Naturschutz in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft könne man betreiben, indem man die Natur sich selber überlässt. In Jahrhunderten hat sich an den Magerstandorten ein Ökosystem entwickelt, dass sich an die Beweidung angepasst hat.?
Als Beispiel führt Fartmann die Bockholter Berge an der Ems an. Deren seltene Wachholderweiden sind inzwischen völlig überwachsen, weil die Flächen nicht mehr genutzt werden. ?Für jedes Ökosystem gibt es ein optimales Management. Man muss nur Prioritäten setzen und sich entscheiden, was man schützen will?, sagt Fartmann.
Sukzession und Wiederbewaldung
Die Klimaxvegetation Mitteleuropas ist der Wald. Wird eine Fläche nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, bilden sich zeitlich nacheinander verschiedene Pflanzengesellschaften heraus. Bei diesem Sukzession genannten Vorgang besiedeln Kräuter und Gräser in bis zu fünf Jahren die Fläche zuerst. Nach 20 Jahren entsteht aus dem Buschland ein Vorwald, der nach 250 Jahren in einen Schlusswald übergeht. Seit rund 3.000 Jahren verdrängt, begünstigt durch niedrigere Temperaturen und hohe Niederschläge, die Buche die Eiche. Der Nachteil eines Buchenwaldes liegt in dem geschlossenen Blätterdach, dass kaum Wachstum anderer Pflanzen am Boden zulässt.
Verschiedene Stadien der Sukzession finden sich mit einem Naturlehrpfad zwischen den Eiszeitmoränen Zansen und Schmaler Lüzin in der Feldberger Seenlandschaft an der Grenze von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.
roRo