Dauerkultur Spargel

Landwirtschaft

Spargelmuseum in Schlunkendorf

Getreide können die Bauern jedes Jahr ein anderes anbauen und wenn die Zuckermarktreform, diese Kultur unökonomisch macht, dann bieten sich für das nächste Jahr Alternativen an. Bei Spargel als Dauerkultur ist das anders. In der Regel werden die Spargeldämme zehn Jahre lang genutzt, weswegen sich die Entscheidung, das königliche Gemüse anzubauen, langfristig rentieren muss. Und die Planung zieht sich noch länger hin.

Drei Jahre Vorlauf
Der 100-Seelen-Ort Schlunkendorf bei Beelitz an der Spargelstraße liegt praktisch mitten in Spargelfeldern. Es gibt zwar keine historisch verbürgten Persönlichkeiten aus dem Ort in Brandenburg, aber seit 1998 das einzige Spargelmuseum in Norddeutschland. Das Gemüse, das bereits vor 2500 Jahren bei Römern und Griechen als Delikatesse galt und ab 1484 ausführlich in deutschen Kräuterbüchern erstmals beschrieben wurde, zeigt sich in dem Museum, in dem auch der Sitz des Beelitzer Spargelvereins ist, von seiner ganzen Seite. Wer nur die weißen Stangen kennt, sieht im Museum auch die roten Spargelbeeren und ein Wurzelbild.
Beelitzer Spargel unter Folie  roRo1861 begann der Ackerbürger Karl Friedrich Wilhelm Herrmann in Beelitz den ersten Spargel anzubauen und mittlerweile sind es fast wieder 1.000 Hektar wie zu den Hochzeiten Ende der 1930er Jahre.
Regina Schmidt vom Spargelverein sagt zu Herd-und-Hof.de, dass die Bedingungen stimmen müssen, bevor sich die Bauern auf so ein langfristiges Wagnis einlassen können. Die Sander rund um Beelitz mit der wärmenden Sonne stellen nur die grundsätzlichen Anbaubedingungen. Auch die Sortenwahl muss stimmen, weil sie nicht „zwischendurch“ gewechselt werden kann. Heute werden überwiegend niederländische Sorten angebaut. Den legendären „Beelitzer Riesen“ hat Regina Schmidt noch nicht gesehen.
Die Bauern merken, dass die Pflanzen ihren Ertragshöhepunkt überschritten haben, wenn die ursprünglich einmal 13.000 Pflanzen je Hektar, weniger und dünnere Stangen hervorbringen.
Das Museum zeigt auf großen Schautafeln, welchen Aufwand die Bauern in den Jahren vor der Ernte bereits leisten müssen. Mit Gründüngung und Aufpflügen werden die Felder langsam vorbereitet. Spezielle Pflüge ziehen erst ab dem zweiten Jahr die Dämme zwischen den Spargelreihen hoch, die so charakteristisch für den Beelitzer Raum sind. Das reicht dann wenigstens schon für eine erste kleine Ernte. Tragen die Pflanzen nicht mehr, müssen die Bauern mehrere Jahre warten, bis sie erneut Spargel anpflanzen können. In der Regel werden heute ein bis zwei Jahre eingehalten, weswegen das Maximum an Beelitzer Spargel bald erreicht sein dürfte. Einmal liegt das daran, dass die Herkunftsbezeichnung geschützt ist und daher die Region nicht beliebig erweiterbar ist, und zum anderen können neue Anbauflächen überwiegend nur durch Flächentausch der Betriebe untereinander den Nachschub sichern.

Museum mit Genuss
Wer sich das Museum mit einer beeindruckenden Dichte an hochwertigem Tafelgeschirr zum Thema Spargel ansehen möchte, der kann im Hof auch gleich das Gemüse genießen.
Das Museum ist gut ausgeschildert und hat zwischen dem 01. April und 30. Juni täglich von 10 – 16:00 Uhr geöffnet. Für die anderen Monate wird um eine Anmeldung unter Tel/Fax 033 204 / 42112 gebeten. Regina Schmidt ist stolz darauf, dass offensichtlich auch für manche Botschaften in Berlin, das Museum zur jährlichen Besuchsroutine zählt.

Spargel-Genus
In diesem Jahr hat sich auch die Duden-Redaktion des Themas angenommen. Dabei will sie nicht darüber streiten, ob denn grüner oder weißer Spargel der bessere ist, sondern Klarheit in die Grammatik bringen:

Genus

Standardsprachlich
im Singular:

Liegen mehr als eine
Stange auf dem Teller:

Nominativ

der Spargel

die Spargel

Genitiv

des Spargels

der Spargel

Dativ

dem Spargel

den Spargeln

Akkusativ

den Spargel

die Spargel

In der Schweiz und zum Teil auch in Süddeutschland ist Spargel auch als „Femininum“ gebräuchlich, wissen die Sprachforscher. Da heißen dann die Fälle im Singular: „die Spargel“ für den Nominativ, „der Spargel“ für Genitiv und Dativ, sowie „die Spargel“ für den Akkusativ.
Übrigens: Der Spargel hat auch eine eigene Redewendung: „einen Spargel quer essen können“, bedeutet umgangssprachlich, „einen sehr breiten Mund haben“.

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Foto: Beelitzer Spargel unter Folie; roRo

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