DBV-Erntebericht: Verzögerung durch Regenfälle
Landwirtschaft
Südbrandenburg: Schlechteste Ente seit der Wende
Während in Brandenburg noch viel Roggen auf den Feldern steht hat die Agrargenossenschaft Heinersbrück, zwischen Cottbus und Forst gelegen, seinen Roggen fast schon komplett eingefahren. In der Region hat es nicht so viel geregnet, wie in anderen Teilen Brandenburgs und Deutschlands. Die Genossenschaft kämpft aber zwischen zwei Tagebauen gelegen sowieso schon mit abgesenktem Grundwasserspiegel, erklärte Geschäftsführer Frank Schneider am Mittwoch Herd-und-Hof.de. Wer gute Qualitäten hat, der mache in diesem Jahr einen Gewinn, ergänzt Jens Schuchardt von der Deutschen Kreditbank. Aber die lange Frühjahrstrockenheit traf das Getreide in der Phase der Kornfüllung. Meist tauge der Roggen in diesem Jahr nur als Futter. Frank Schneider hat bereits in den Büchern nachgeschaut: Die Ernte 2012 ist die schlechteste seit der Wende.
Erntebericht des DBV
Die teils ergiebige Regenphase der vergangenen Tage
und Wochen hat die Landwirte in vielen Regionen Deutschlands zu einer Unterbrechung
der Erntearbeiten gezwungen. Im Osten Deutschlands und insbesondere im
Nordosten herrschen derart nasse Bodenverhältnisse vor, dass die Flächen nicht
befahrbar sind. Die Landwirte brauchen jetzt einige Tage trockenes
Sonnenwetter, um das reife Getreide auf den Feldern ernten zu können. Im Westen
und Süden Deutschlands fahren dagegen seit gestern die Mähdrescher. Dies geht
aus dem 2. Erntebericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) hervor, der auf
einer Umfrage bei den Landesbauernverbänden über die tatsächlichen Erntemengen
basiert. Der 2. Erntebericht zeigt, wie die diesjährige Ernte in den einzelnen
Regionen Deutschlands sehr differenziert voranschreitet und wie regional
unterschiedlich die Erträge ausfallen.
Die Ernte der Wintergerste ist bis auf Restflächen abgeschlossen. Die
erwarteten großen regionalen Unterschiede bei den erzielten Erträgen haben sich
bestätigt. So liegen in den östlichen Bundesländern sowie im Südwesten die
erzielten Erträge bis zu 50 Prozent unterhalb des Vorjahresergebnisses. Im
Süden sowie in der Mitte Deutschlands sind die Ertragsminderungen zwar weniger
deutlich, bewegen sich aber immer noch in einer Größenordnung von 10 Prozent
bis 15 Prozent. Für die deutsche Wintergerstenernte ergibt sich ein
Minderertrag von etwa 20 Prozent. Hinzu kommt, dass die Anbaufläche zur Ernte
2011 nach den Ergebnissen der Bodennutzungshaupterhebung des Statistischen
Bundesamtes nur noch 1,19 Millionen Hektar beträgt. Gegenüber der Anbaufläche
des Vorjahres entspricht dies einem Rückgang von gut acht Prozent. Auch die
Qualität der geernteten Wintergerste ist sehr heterogen. Die Hektolitergewichte
schwanken aufgrund eines teilweise hohen Schmachtkornanteils von weniger als 60
Kilogramm bis zu erfreulich hohen Eigengewichten von 70 Kilogramm. Die
aktuellen Erzeugerpreise bewegen sich im Bereich von 170 bis 190 Euro pro
Tonne.
Die Ernte der Sommergerste, die vor allem im Süden und Südosten Deutschlands
angebaut wird, hat dagegen erst begonnen. Erste Druschergebnisse deuten auf
teils deutliche Ertragseinbußen von bis zu 20 Prozent und erhöhte Eiweißgehalte
hin. Die Eiweißgehalte sind unter anderem für die Verwendung als Braugerste von
Bedeutung. Denn nur wenn die Proteingehalte mindestens 9,5 Prozent über maximal
11,5 Prozent betragen, wird Sommergerste als Braugerste akzeptiert. Auch die
Roggenernte steht derzeit noch ziemlich am Anfang. In Brandenburg, dem
Bundesland mit der größten Roggenanbaufläche, wurde bisher lediglich etwa ein
Viertel der Flächen geerntet. Aufgrund der lang anhaltenden Trockenheit wird
auch beim Roggen mit Mindererträgen zu rechnen sein; stellenweise, an leichten
Standorten Ostdeutschlands, können diese über 50 Prozent liegen.
Die Winterweizenernte ist in weiten Teilen Deutschlands angelaufen. Im Süden
Deutschlands konnten bisher etwa 20 Prozent der Flächen gedroschen werden. In
Sachsen und Sachsen-Anhalt ist die Ernte zu einem Drittel, regional bis zu zwei
Dritteln, etwas weiter fortgeschritten. Im Norden Deutschlands hat die Ernte
des Winterweizens erst begonnen, eine Ausnahme bildet hier Schleswig-Holstein.
Naturgemäß reifen in den nördlichen Regionen die Bestände später ab, die
intensiven Niederschläge in der zweiten Julihälfte haben dies weiter verzögert.
Eine fundierte Einschätzung der Erträge und Qualitäten anhand der wenigen
Druschergebnisse ist noch nicht möglich. Im Schnitt können die Landwirte
derzeit 180 bis 200 Euro pro Tonne Weizen erzielen.
Auffallend sind die hohen Feuchtegehalte der geernteten Getreidepartien, in
denen sich die ungünstigen Witterungsverhältnisse für die Getreideernte
niederschlagen. Sowohl Wintergerste als auch Winterweizen werden gebietsweise
bereits mit einer Feuchte von 18 Prozent gedroschen. Zum Verkauf
beziehungsweise zur Einlagerung ist jedoch eine Feuchte von 14,5 Prozent
gefordert. Trotz der erhöhten Feuchte nutzen die Landwirte jedes mögliche
Zeitfenster zum Drusch, um insbesondere bei den Brotgetreidearten die Qualität
zu erhalten. Dadurch entstehen den Landwirten erhebliche Trocknungskosten.
Die derzeit unter schwierigen Bedingungen laufende Rapsernte ist im Gange. Die
zu feuchten Witterungsverhältnisse im Juni und Juli haben zu Zwiewuchs sowie zu
einem Nachblühen geführt, weswegen die Bestände nun ungleichmäßig abreifen.
Zudem sind die Bestände vielfach stark verunkrautet. Diese Faktoren führen
dazu, dass neben der erhöhten Feuchte des Erntegutes nur ein langsames
Fortkommen bei der Ernte möglich ist. Dennoch konnten im Süden, im äußersten
Westen sowie im Osten Deutschlands bereits erhebliche Flächenanteile gedroschen
werden. Im Norden Deutschlands ist die Ernte abgesehen von Niedersachsen
dagegen weniger weit vorangeschritten. Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, wo
der Anbau von Raps eine hohe Bedeutung hat, ist ein Fortgang der Ernte aufgrund
der nassen Bodenverhältnisse nicht möglich. Wie zu erwarten war, zeichnen sich
die Erträge durch erhebliche Einbußen von bestenfalls 15 Prozent in
Nordrhein-Westfalen bis zu 30 Prozent im Osten Deutschlands aus. Neben den
Ertragsrückgängen ist auch ein deutlicher Rückgang der Anbaufläche zu
beobachten. Aufgrund der schlechten Aussaatbedingungen und des langen und
harten Winters sind große Flächenanteile wegen einer mangelhaften
Bestandsentwicklung umgebrochen worden. Aktuelle Erhebungen gehen von einer
Anbaufläche von 1,31 Millionen Hektar aus. Gegenüber dem Vorjahr entspricht
dies einem Flächenrückgang von knapp 10 Prozent. Das Erzeugerpreisniveau konnte
trotz der reduzierten Ernteerwartungen den Höchststand vom Januar dieses Jahres
nicht wieder erreichen und bewegt sich derzeit im Bereich von 420 bis 440 Euro
pro Tonne.
Die Maisbestände profitieren in ihrer Entwicklung von der Witterung der letzten
Wochen. Eine ausreichende Wasserversorgung in Kombination mit den erwarteten
höheren Temperaturen der nächsten Tage bilden gute Entwicklungsbedingungen für
Mais, aber auch für Zuckerrüben.
DBV / roRo