Dem Rebhuhn geht das Land aus

Landwirtschaft

Jäger wollen mit Landwirten Rebhühner schützen

Rebhühner

„reprepreprep“. Mit wildem Flügelschlag flieht Perdix perdix vor den nahenden Jägern davon. Meist kann der taubengroße Hühnervogel wegen seiner kurzen Flügel nur noch im Tiefflug das nächste Gebüsch erreichen. Oder er muss sehr schnell laufen. Das anfangs zitierte Gefahrensignal verlieh dem Rebhuhn seinen Namen. Seine Eier und sein Fleisch haben vor allem Adlige gejagt und als Delikatesse verzehrt.

Heute schützt seine Seltenheit das Rebhuhn vor dem Ofen. Denn die Rebhuhn-Population  hat in Deutschland erneut erheblich abgenommen.  Die Monitoringdaten des Deutschen Jagdverbandes (DJV) weisen nur noch 64.000 Rebhuhn-Paare in Deutschland aus. Innerhalb von acht Jahren ist sein Verbreitungsgebiet um ein Drittel geschrumpft. Steppen und Heidegebiete waren früher die ursprünglichen Lebensräume des Rebhuhns. Klein-parzellige Felder, umsäumt von unkrautreichen Feldrainen und Altgrasstreifen sowie Hecken und Gebüsche gaben dem Rebhuhn Schutz vor Räubern, weiß die Deutsche Wildtier Stiftung. Mit dem Verschwinden der pflanzlichen Vielfalt fehlen auch Insekten, die Perdix perdix neben Spinnen, Weichtieren und Würmern am liebsten verzehrt. Erwachsene Rebhühner ernähren sich vor allem im Winter überwiegend vegan von Blattspitzen, Samen und Wildkräutern, die sie unter dem Schnee hervorkramen.

Der DJV hat die meisten Rebhühner noch im Nordwestdeutschen Tiefland und im Westdeutschen Mittelgebirge gezählt. Zwischen 2009 und 2017 ist die Population um 44 Prozent geschrumpft, In vielen Teilen Deutschlands verzichten Jäger auf die Bejagung, weil eine nachhaltige Rebhuhnjagd nichtmehr möglich ist, teilte der DJV zum Jahresende mit.  

Gründe sind neben der Zunahme an Fuchs, Waschbär und Co. auch die fehlende Deckung in der Landschaft. Besonders einschneidend war 2007 der Wegfall der Stilllegungsflächen im Agrarbereich. Auch der Biogas-Boom habe zu monotonen Feldern mit wenigen wertvollen Randstreifen geführt.

Der DJV fordert eine „Abkehr vom Käseglocken-Naturschutz“ und will zusammen mit den Landwirten auf 50 Prozent der Fläche ein Netz von „ökologischen Trittsteinen“ schaffen. Brachen, Blühstreifen und Wildpflanzen für die Biogasproduktion helfen bedrohten Tieren, weil sie weiterwandern und sich ausbreiten können. Solange die Ernte von Greening-Flächen nach der Setz- und Brutzeit erfolgt, sollen sie auch bewirtschaftet werden können, unterstreicht die Jägerschaft. Die EU-Agrarpolitik muss für die Reform ab 2020 umdenken. Senf ist beispielsweise als Zwischenfrucht im Winterhalbjahr als ökologische Vorrangfläche anerkannt – doch lediglich die anpassungsfähigen Wildschweine freuen sich über diese zusätzliche Nahrung.

Im Januar wird das aktuelle Wildtiermonitoring vorgestellt.

roRo; Foto: Seifert / DJV

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