Dem Verderb immer eine Spur voraus

Landwirtschaft

Qualitätskontrolle bei Obst und Gemüse

Vor dem Biss in den Apfel, dem Schälen der Mohrrübe oder Schnibbeln von Paprika haben Obst und Gemüse schon einiges hinter sich. Sie werden nach der Ernte verpackt, gelagert und transportiert. Nicht immer ist das verlustfrei. Aber das Leibniz-Sysmore Datenlogger ATBInstitut für Agartechnik Potsdam-Bornim (ATB) ist dem Verderb jetzt immer eine Spur voraus.
Symore ist ein am ATB entwickeltes System zur Modellierung der Resthaltbarkeit von Produkten, womit die Verluste zwischen Ernte und Verbraucher verringert werden können. Es vereinfacht die Kontrolle der Nacherntequalität in der Logistikkette von pflanzlichen Frischeprodukten und liefert insbesondere dem Handel wertvolle Informationen über die Resthaltbarkeit der leicht verderblichen Produkte.

Resthaltbarkeit messen
Früchte, Wurzeln oder Salate - empfindliches Obst und Gemüse ist auch nach der Ernte stoffwechselaktiv. In einem Wettlauf mit der Zeit werden die für die menschliche Ernährung wertvollen Inhaltsstoffe abgebaut. Qualitätsverluste drohen – und das lange bevor äußerlich erkennbare Anzeichen wie Verfärbungen oder Weichwerden die Vermarktungsfähigkeit einschränken. Je nach Umgebungsbedingungen erfolgt dieser Prozess mehr oder weniger schnell.
Das neue System kann die Resthaltbarkeit empfindlicher frischer Produkte entlang des gesamten Weges vom Erzeuger zum Verbraucher bestimmen. Dadurch lassen sich rechtzeitig Verluste verringern, die durch unpassende Verpackung, Lagerungs- und Transportbedingungen verursacht würden.

Durchgängig gemessen
Bestandteile des modular aufgebauten Systems sind neuartige Funkdatenlogger mit Internetanbindung und ein Online-Programm zur Modellierung der Resthaltbarkeit. An einer Verpackungseinheit angebracht erfassen und speichern die Funkdatenlogger die klimatischen Belastungen durchgängig auf dem Weg vom Erzeuger bis zum Verbraucher. Temperatur, Lagerungszeit sowie Messzeitpunkt und -dauer werden kontinuierlich aufgezeichnet und drahtlos, zum Beispiel über ein Smartphone, zu einem speziell entwickelten Webserver übertragen. Dort erfolgt die Berechnung der aktuellen Qualität und Haltbarkeitsparameter der Frischeprodukte auf Basis der vom Nutzer eingegebenen Eingangsdaten wie Produktart und Sorte, Reifezustand und Verpackungsart sowie der vom „Frischelogger“ übermittelten Informationen über Lagerungs- und Transportbedingungen. Produkt- und Prozessinformationen werden mit mathematischen Modellen, die den Abbau von Inhaltsstoffen beschreiben, verknüpft. Der Nutzer erhält unmittelbar eine Aussage über den aktuellen Zustand der Ware.

Daten in Echtzeit
Dies ermöglicht eine gezielte Steuerung der Lagerungs- und Transportbedingungen, um die temperaturabhängigen Stoffwechselabbauprozesse zu verlangsamen. Für den Handel ist die Kenntnis über die Resthaltbarkeit von Produkten eine wertvolle Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Droht beispielsweise während des Transports aus Spanien ein Qualitätsverlust, können die für den Berliner Markt bestimmten Erdbeeren rechtzeitig an einem anderen Ort vermarktet werden.
Die „Frischelogger“ verfügen zudem über Funktionen, die den wechselnden Verantwortlichkeiten für ein Produkt entlang der Nacherntekette Rechnung tragen: Neben den kontinuierlich gespeicherten Messwerten nehmen sie relevante Textinformationen für die Rückverfolgbarkeit auf und besitzen darüber hinaus eine Lieferscheinfunktion. Informationen und Lieferschein lassen sich problemlos von Logger zu Logger übertragen.
Die Markteinführung steht kurz bevor.

Lesestoff:
www.atb-potsdam.de

Helene Foltan (ATB) / roRo; Fotos: Ilte

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