Dem Wald geht es besser
Landwirtschaft
Waldzustandsbericht Berlin-Brandenburg
Auf der Grünen Woche wurde der gemeinsame Waldzustandsbericht Berlin-Brandenburg von Brandenburgs Agrarministerin Jutta Lieske und der Berliner Staatssekretärin für Stadtentwicklung Maria Krautzberger vorgestellt. Fazit: dem Wald geht es besser, aber steht vor neuen Herausforderungen.
Im Überblick
Die Kronenzustandserfassung als Zeichen für die Vitalität der Bäume hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Über zwei Drittel der Waldfläche ist ohne Schäden. Nur sechs Prozent der Bäume weisen deutliche Schäden auf. Der Kronenzustandsbericht ist der beste, den die Brandenburger Wälder seit 1991 aufweisen, sagte Jutta Lieske: „Das Ergebnis ist äußerst erfreulich.“ Das gilt aber nicht für alle Bäume. Die Buche zeigt ein unverändert hohes Schadniveau und die Eiche bleibt das Sorgenkind der Märker. Die Eichen weisen die größten Kronenverlichtungen auf. Sie leiden vor allem noch unter den Folgewirkungen des Trockensommers 2003, der jeden zweiten Baum schädigte. Seit dem hat sich das Schadbild auf nur 26 Prozent Eichen „verbessert“. Das aber zeige, dass Witterung und Trockenheit heute die größten Verursacher von Schadbildern sind, als die Luftverschmutzung, die in den 1980er Jahren zu dem Begriff „Waldsterben“ führte. Heute ist der Begriff vom Tisch, so die Forstexperten.
Dr. Ralf Kätzel vom Brandenburger Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde ergänzt, dass die Witterung seit 2007 die Trockenschäden wieder aufgeholt hat. „Das ist aber ein Glücksfall“, so Dr. Kätzel. Hinzu komme, dass es seit Jahren keine Kalamitäten bei Kieferschädlingen gegeben hat und die im Klimawandel auftretenden Wetterextreme dieses gute Bild jederzeit wieder zerstören kann.
Brandenburg hat die Beobachtungsnetze der Boden- und Waldzustandserfassung sowie das der Bundeswaldinventur zusammen gefasst. Damit ist das Beobachtungsnetz nicht nur effektiver geworden, sondern passt sich auch den künftigen Erfordernissen an. Die Ausrichtung des Zustandsberichtes auf die Luftverschmutzung sei nicht mehr zeitgemäß. Wechselwirkungen zum Boden und Klima werden immer wichtiger.
„Nein“ zu Vattenfall
Neben Klima und Schadinsekten weckt der Wald neue Begehrlichkeiten. Der Berliner Energieversorger Vattenfall will an das märkische Holz. Hubertus Kraut, Leiter des Landesbetrieb Forst Brandenburg, sagte zu Herd-und-Hof.de, dass Vattenfall keine uneingeschränkten Nutzungsrechte erhält. Die Nachhaltigkeit des Waldes stehe im Vordergrund und daher die energetische Nutzung hintenan.
Am besten hat im Brandenburger Forst geht es der Kiefer. Trotzdem wird der Waldumbau zu mehr Laubbäumen fortgesetzt. Auch die Kiefer könne in den nächsten Hundert Jahren an ihre Grenze kommen, so Kraut. Den Förstern geht es um die Risikostreuung auf der Fläche. Und die Forschung aus der Region hat mit dem NEWAL-NET hat anfang des letzten Jahres deutlich gezeigt, was darunter zu verstehen ist.
Holzvorrat im Brandenburger Wald
Die Holzvorräte stiegen in den letzten sieben Jahren um rund zehn Prozent an. Da sind etwa 24 Kubikmeter je Hektar und insgesamt 24 Millionen Kubikmeter Holz. Gegenüber dem Bundesdurchschnitt liegt Brandenburg mit 263 Kubikmeter Holz je Hektar aber 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Ein Problem sind dabei die alten Baumbestände des Landeswaldes. Dort ist der Anteil an älteren Bäumen ab 140 Jahre auf rund 50 Prozent Anteil gestiegen. Damit gehen die nutzbaren Holzmangen aus dem Landeswald zurück und müssen künftig aus dem Privatwald gedeckt werden.
Berlin sucht neue Bäume
Die Berliner Wälder sind ganz anderen Herausforderungen ausgesetzt, führt Maria Krautzberger an. Verkehrsemissionen, Ozonvorläufer und Stickoxide setzen den Bäumen mehr zu. Sehr schlecht steht es um die Eichen, von denen lediglich zwei Prozent als gesund gelten. Seit 2003 seien praktisch keine gesunden eichen mehr hinzugekommen.
Als problematisch gelten die Herkünfte der Bäume. Viele Kiefern stammen aus Südfrankreich, die mit dem kontinentalen Klima Probleme haben und von nahezu allen Eichen, die in den letzten 250 Jahren gepflanzt wurden, kennen die Berliner Förster nicht deren Herkunft. Künftig will sich der Berliner Forst wieder mehr um standortgerechte Sorten bemühen, was angesichts des Klimawandels einen stabileren Wald verspricht.
Roland Krieg
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