Den Schnittern und Bindern sei Dank

Landwirtschaft

Sachsen wählt die schönste Erntekrone

> Auch wenn die modernen Traktoren über Klimaanlagen verfügen und der technische Fortschritt viele Arbeiten erleichtert, so bleibt die Erntezeit schon während des Zeitdrucks eine anstrengende Arbeit. Wenn der Ährenstaub in der Hitze unter dem Kragen kratzt und selbst lauwarmes Mineralwasser den Durst zu löschen vermag, dann zeigt sich das Landleben von seiner harten Seite. Wie viel härter muss es früher gewesen sein, in sengender Sonne die Sense zu schwingen, mit nackten Unterarmen die Garben zu binden und von Sonnenauf- bis zu ihrem Untergang auf dem Feld zu stehen?
Die Getreideernte ist auf den Höfen schon immer die anstrengendste Zeit gewesen. So dient der Erntedank zuerst auch diesen Männern und Frauen, die noch wirklich im Schweiße ihres Angesichts gearbeitet haben. Ihnen zu Ehren wurden Erntekränze und Erntekronen nach dem Schnitt des letzten Halmes geflochten und auf einem Stab aufgezogen. Darüber hinaus ist der Kranz der Inbegriff der Vegetationskraft, das Schließen des Jahreskreises mit den verschiedenen Früchten des Hofes. Das Jahr über wurden im Haus gebundene Ährenhalme, so genannte Erntebüschele oder Glückshämpferle, aufbewahrt oder als Garben zur Bewachung in das Feld gestellt. Das soll Korndämonen von ihrer schrecklichen Zerstörungswut abhalten.
Säen und Ernten sind seit der neolithischen Revolution, dem sesshaften Ackerbau, der Unbill der Witterung ausgesetzt. Göttliche Hilfe für ein gutes Erntejahr wird seither erbeten. Die beiden letzten Jahre mit Flut und Dürre zeigten, dass Landwirtschaft nicht nur von Technik und betrieblichen Fähigkeiten zu Erfolg führt. So ist es mehr als nur ein Brauchtum, dass die sächsischen Landfrauen mit dem Erntekranz- und Erntkronenfest ihre Arbeit mit Kultur verbinden. Ähren, Blumen, Baumgrün, Beeren, Früchte, Papier und Seidenbänder werden kunstvoll miteinander verflochten. Dabei wird seit alters her der Kranz von West nach Ost, in Richtung des Kirchganges gebunden. Er muss vollrund sein und frei hängen können, sodass er von allen Seiten besehen werden kann. Die Erntekrone wird auf den Kranz gesetzt. Die Bügel, die dem Kranz praktisch eine Glockenform geben, stellen die Himmelsbögen dar. Die eingebundenen Ähren dürfen nicht nach oben zeigen, weil das ein schlechtes Zeichen für das kommende Erntejahr ist. Biegen sich die überreifen Ähren und Früchte hingegen zum Boden, dann ist das ein Zeichen des Dankes und der Ehrfurcht vor der Mutter Erde. Hab und Gut wird vor bösen Geistern beschützt.
Im Rahmen der 9. Internationalen Leinentage im Barockschloss Rammenau bei Bischofswerda werden seit diesem Wochenende Dutzende Erntekränze und ?kronen in den westlichen Stallgebäuden ausgestellt. Auch polnische Verbände haben zwei farbenprächtige Kränze mitgebracht. Die Besucher können noch bis zum 10. September ihre Auswahl treffen und per Stimmzettel den schönsten Kranz und die schönste Krone bestimmen. Am 10. September um 14:00 Uhr findet die Prämierung des Gewinnerkranzes statt.

Senfwochen im Barockschloss
Das Barockschloss Rammenau ist leicht an der A4 zwischen Dresden und Bautzen zu finden, gut von der Abfahrt Burkau ausgeschildert und schon alleine wegen des Pompejieschen Zimmers einen Besuch wert. Bacchanalische Dekorationen verweisen auf ehemalige ausschweifende Orgien der Barockzeit. Besondere kulinarische Genüsse kann der multikulturell verwöhnte Hauptstädter den ganzen September über neu entdecken. Die Senfmanufaktur veranstaltet die 4. Senfwochen im Schlossrestaurant. Einen kleinen Vorgeschmack gab es bereits zu testen: Knuspriges Fladenbrot mit lachsfarbener milder Senfkrem mit knackigem Salat aus Tomaten, Zwiebeln, Weißkraut und Blattsalat. Entweder pur oder mit Feta, Putenbrust oder Lachs. Diese ?Senflinge? würden dem Döner die Schau stehlen. Zahlreiche weitere Veranstaltungen finden Sie unter www.barockschloss-rammenau.com. Im Schloss befindet sich seit Ostern 2004 auch das Informationszentrum ?Handwerk erleben? untergebracht. Regionales Handwerk, wie beispielsweise eine Leinenmanufaktur befindet sich an der die ganze Lausitz durchquerende Erlebnisstraße. Nähere Informationen dazu gibt es unter www.handwerk-erleben.com.

roRo

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