Der Alleskönner Glanrind
Landwirtschaft
Glanviehhaltung wird bezuschusst
Das rote Landvieh aus Süddeutschland war Grundlage der pfälzischen Rinderzüchter weit vor dem 18. Jahrhundert. Im Zeitverlauf entstanden das Glan- und das Donnersbergrind. Die Glan ist der größte Nebenfluss der Nahe und entwässert die südlich gelegenen Berggebiete, die mit dem 686 Meter hohen Donnersberg den höchsten Punkt des Nordpfälzer Berglandes markiert. Dieses liegt zwischen Kaiserslautern und Bad Kreuznach.
Im Glantal wurde Wert auf ein milchergiebiges Milchrind gelegt, das leicht genug für die Uferwiesen war. In den Höhen des Donnersbergs hingegen wurde das Rind als Arbeitstier gehalten und brauchte daher einen hohen Muskelansatz. Noch im 19. Jahrhundert wurden Glaner und Donnersberger Rind miteinander gekreuzt. 1898 wurde in Kaiserslautern der Glan-Donnersberger Zuchtverband gegründet. Für die Milchwirtschaft zeigte sich in Trier der Verband Rheinischer Glanviehzuchtgenossenschaften ab 1912 verantwortlich. Dank beider Verbände wuchs der Bestand bis in die 1950er Jahre auf mehr als 400.000 Rinder in der kleinen Region an. Sie passten an die Standorte, weil sie anspruchslos, „futterdankbar“ und robust waren.
Die Tiere sind Zweinutzungsrinder mit einer Milchleistung von nicht ganz 5.000 kg und täglichen Zunahmen von bis zu 1.200 Gramm bei den Jungbullen. Einzelne Herdbuchtiere erreichten 1.800 Gramm am Tag und könnten mit reinen Fleischrindern konkurrieren. Doch gewann die Milchleistung in der Zucht die Oberhand. Die permanente Einkreuzung des Roten Dänischen Milchrindes für eine verbesserte Milchleistung verdrängte die Gene des Glanrindes.
1984 gründete die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) den Verein zur Erhaltung des Glanrindes. Nur noch zwei reinrassige Mutterkühe und 25 zuchttaugliche Rinder wurden für die Erhaltungszucht gefunden. Mittlerweile hat sich der Bestand wieder auf über 2.000 Glanrinder erhöht.
Die Tiere werden überwiegend in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland gehalten. Dort wird die Haltung auch bezuschusst. Rheinland-Pfalz hat im letzten Jahr beispielsweise das Glanrind mit 108.000 Euro gefördert. 540 Tiere stehen wieder am Glan und auf dem Donnersberg. Seit 2007 hat sich der Bestand mehr als verdoppelt.
Das Glanrind findet heute wieder eine praktische Anerkennung und wird in der Mutterkuhhaltung und in der Fleischerzeugung eingesetzt. Auch in der Landschaftspflege leisten sie ihre Dienste. Sie verbeißen Hecken-, Strauch- und Baumgehölze und halten so die Landschaft offen.
Je Großvieheinheit zahlt das Land 200 Euro für die Dauer von fünf Jahren. Mit bis zu 240 Euro kann die Bereitstellung von förderfähigen Zuchttieren für den Embryotransfer oder die Samengewinnung gefördert werden.
Lesestoff:
www.glanrindzuechterverband.de und www.glanrind.de
Roland Krieg; Foto: MWVLW RLP