Der Beitrag neuer Züchtungstechniken zu den Kommissionsplänen

Landwirtschaft

Kommission legt im Herbst die Folgeabschätzung zur Genomeditierung vor

Irene Sacristan Sanchez von der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gab am Montag im Ausschuss für Landwirtschaft des Europaparlamentes (Agri) ein Update über den Fortgang zur Einordnung der neuen Züchtungsmethoden rund um CRISPR/Cas. Im Herbst soll die Folgeabschätzung veröffentlicht werden, zu der noch bis zum 22. Juni eine zweite öffentliche Konsultation läuft.

Parlament mit bekannten Argumenten

Peter Jahr von der Europäischen Volkspartei forderte die Parlamentarier zur Überwindung von Vorurteilen auf. Gegenüber der „alten Gentechnik“ könne die Genom Editierung (GE) je nach Methode unerwünschte Effekte ausschließen, weil die Natur es genauso mache. „Wir sollten die neue Züchtung als Chance nutzen“, sagte Jahr. Clara Aguilera von den Sozialdemokraten möchte die neuen Methoden über einem Rechtsakt beschleunigt zulassen. Schon in der nächsten Woche stehe erneut die Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln auf der Agenda. Die neue Züchtung könne ihr Potenzial mit krankheitsresistenten Pflanzen ausspielen, weil sie weniger Pflanzenschutzmittel brauchen. Die Verordnung über die Züchtungsmethoden käme mit dem Jahr 2023 zu spät. Ulrike Müller von den Liberalen will mit der GE die Landwirtschaft für den Green Deal der Kommission und der Strategie „Vom Hof auf den Teller“ ertüchtigen. Die Methoden sparten Ressourcen ein.

Demgegenüber fühlt sich Martin Häusling „20 Jahre zurückversetzt“. Der grüne Europaabgeordnete glaubt nicht an die neuen Versprechen, die schon die „alte Gentechnik“ nicht erfüllt habe. Die Vorstellung, mit nur einer Genveränderung neue Pflanzen für eine komplexe Herausforderung wie veränderten Umwelt- und Klimabedingungen anpassen zu wollen, sei zu einfach. Die Biobauern kommen in große Schwierigkeiten, weil es keine Rückverfolgbarkeit für die Auswahl von Saatgut gibt. Die niederländische Anja Hazekamp von der Linksfraktion wirft der Kommission Vernachlässigung des Vorsorgeprinzips vor. Es gebe keinen Nachweis, dass Landwirte unter negativen Auswirkungen litten, wenn auf GE verzichtet würde. Für Sarah Wiener von den österreichischen Grünen sind die mit der Züchtung verbundenen Patente „ein Riesenproblem“.

Es braucht sowieso eine Regelung

Die EU brauche sowieso eine Regelung für GE, weil Produkte und Pflanzen weltweit im Umlauf sind, sagte Sanchez. Die Parlamentarier bildeten das Spektrum der Eingaben aus den Konsultationen und Anhörungen ab. Das Potenzial der GE werde vielfach anerkannt, es sollte schneller genutzt werden, aber die meisten Antworten kommen von Kampagnen, die GE ablehnten. Schneller werde eine Regulierung nicht kommen, sagte Sanchez. Es sollen noch die Berichte der Europäischen Behörde zur Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der Gemeinschaftsforschung (JRC) einfließen. Die EFSA erarbeite aktuell Kriterien für die Risikoanalyse. Gerade diese Sorgfalt entspreche dem Vorsorgeprinzip. Unbeabsichtigte Auswirkungen bei der Züchtung kommen zwar vor, aber weniger als bei der konventionellen Züchtung.

Nach Sanchez ist die Arbeit auch für Nutzpflanzen außerhalb der Lebensmittelproduktion notwendig. GE-Pflanzen können helfen, die Nachhaltigkeitsziele der EU zu erfüllen. Genom Editierung werde kein Königsweg, aber ein Baustein, der aber von der Gesellschaft akzeptiert werden müsse. Daher sind alle bisherigen Konsultationen offen gelegt. Die Kommission möchte die neuen Techniken differenzieren, wie andere Länder es getan haben. Australien beispielsweise sieht in Methoden der GE ohne Einsatz von Fremdgenen einen so naturnahen Prozess, dass diese erlaubt sind. Die Themen Rückverfolgbarkeit und Verbraucherinformation werden von allen Akteuren eingefordert. Der Kommission ist auch das Thema Patente bekannt – das aber nicht in der Regulierung beantwortet werde.

Lesestoff:

Die Zukunft der neuen Sorten: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/saatgutgesetz-und-genom-editing.html

Roland Krieg, Foto: roRo

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