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Landwirtschaft

Waldstrategie 2050 in Planung

Holz

Ist der Wald groß genug für Motorsägen, Jogger, Mountainbiker, Spechte, Blindschleiche und Moos? Müssen Fauna, Flora, Waldnutzer und Erholungssuchende voneinander getrennt werden?  Ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist von Wald bewachsen. Auf rund 11,4 Millionen Hektar wachsen rund 90 Milliarden Bäume, weiß Bundeswaldministerin Julia Klöckner. Der Waldbericht 2017 weist zwischen 2002 und 2012 einen Waldflächenverlust in Höhe von 58.000 Hektar aus, aber eine Fläche von 108.000 ha Neuwald. Die Fichte und die Kiefer sind die beiden wichtigsten Bäume, gefolgt von Buche und Eiche.

Etliche Bäume im Tegeler Forst im Norden Berlins standen schon, als Napoleon auf seinem Rückzug von Moskau hier vorbeikam. Forstwirtschaft ist sprichwörtlich Generationenaufgabe, wie Julia Klöckner weiß: „Heute etwas zu tun, wovon ich heute nichts habe, sondern erst die kommende Generation.“ Der Wald scheint still zu stehen, wenn Spaziergänger wöchentlich ihre gleichen Runden drehen. Und fühlen sich gestört, wenn auf einem Teil Bäum gefällt werden. Doch davor war mindestens 80 Jahre lang Ruhe und die Förster haben den einen Baum gefördert und „Ordnung“ in die Naturverjüngung gebracht. „Der Star ist der Wald“, sagte die Ministerin im Tegeler Forst. „Er ist ein Multitalent.“ Er bietet Arbeitsplatz, Lebensraum und Erholung.

Julia Klöckner und Cajus Caesar

Nachdem sie erst zu Monatsanfang ein neues Kompetenz- und Informationszentrum „Wald und Holz“ gegründet hat [1], hat sie am Donnerstag mit Cajus Caesar einen Waldbeauftragten ernannt. Der Politiker ist Diplom-Forstingenieur, leitete in den 1970er und 1980er Jahren die Forstreviere Lage und Kirchberg und ist seit 2006 Projektleiter Forstmanagement im Landesverband Lippe.

Klöckners Ziel ist die Stärkung der verschiedenen Waldfunktionen und vor allem die der oftmals negativ betrachtete Waldnutzung. Doch für 1,1 Millionen Menschen in Deutschland ist der Wald Lebensgrundlage. Die Nettounternehmensgewinne haben sich seit 2012 auf über eine Milliarde Euro stabilisiert. Das ist bei beiden Parametern mehr als in der Automobilindustrie, unterstreicht Caesar. Er soll die Kommunikation und die Koordination der Waldinteressen wahrnehmen, Klöckner will mit einer neuen Abteilung Wald im Organigramm des Ministeriums, das Holzsegment sichtbarer nach außen machen. Dafür wird es nach der Waldstrategie 2020 eine Fortsetzung für 2050 geben, an der Caesar ebenfalls deutlich beteiligt wird. „Wir haben das ganz klare Bekenntnis, dass der Schutz der Wälder mit der Nutzung der Wälder einhergeht“, erläuterte Klöckner. Der Nutzen werde mit Kompetenz und Fachwissen eingeholt.

Cajus Caesar liegt auf einer Linie mit seiner Ministerin: „Wir wollen Naturschutz auf großer Fläche, wir wollen den Wald im einzelnen nicht stilllegen, sondern wollen, dass auch die privaten Waldbesitzer, die 50 Prozent des deutschen Waldes bewirtschaften, Rahmenbedingungen für ein Einkommen erhalten.“ So wird künftig auch weiterhin die Furniereiche neben der Spechteiche stehen.

Schwerpunkte möchte Caesar in den Bereichen Waldpädagogik und Waldbildung setzen. Die jungen Leute sollen Tablet und Handy einmal aus der Hand legen und in den Wald vor ihrer Haustür gehen.

Die verschiedenen Funktionen des Waldes führen regional zu heftigen Konflikten. Spaziergänger fühlen sich nicht nur durch Waldarbeiter, sondern auch durch Mountainbiker gestört. „Zum einen brauchen wir die Medien, die das Thema transportieren“, sagte Klöckner zu Herd-und-Hof.de, „und auch unseren Waldbeauftragten, der genau zu diesem Thema seinen Beitrag leistet. Es wird immer Zielkonflikte geben und verantwortungsvolle Politik und Berufsstände. Sie alle werden Ziele, die miteinander in Konkurrenz stehen, miteinander abwägen.“ Es geht um die Sensibilisierung der Bevölkerung für den Schatz Wald.

Cajus Caesar ergänzt: „Es kann ja nichts besseres passieren, als mit Holz einen wertvollen Rohstoff zu verwenden, der auch noch umweltfreundlich ist. Ich glaube, wenn jemand ihn erfinden müsste, dann bekäme er dafür einen Nobelpreis. Das Modell, Naturschutz und Wirtschaft zu verfolgen, ist sehr wichtig.“ Caesar will die Holzerzeuger mit den Naturschutzverbänden zusammenführen.

Lesestoff:

[1] Kompetenz- und Infozentrum Wald: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/kompetenzzentrum-wald-und-holz.html

Roland Krieg; Fotos: roRo

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