Der fliegende GAP-Kontrolleur

Landwirtschaft

Neue Monitoring-Regeln für die GAP

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU legt unter anderem fest, für welche Produktionsweisen es Fördergelder gibt. Landwirte, die beispielsweise Fördergeld für eine mehrgliedrige Fruchtfolge erhalten, müssen das in ihrer Dokumentation nachweisen. Papier ist aber geduldig. Daher prüft der Kontrolleur die Angaben vor Ort und überzeugt sich auf dem Feld ob dort Sonnenblumen oder Maispflanzen wachsen.

Diesen Besuch kann sich der Kontrolleur demnächst sparen. Sein Kollege Sentinel erkennt anhand der Farben, was auf den Feldern wächst. Sonnenblumen werden beispielsweise orange und Mais gelb dargestellt. Sentinel hat dabei nicht nur ein oder zwei Felder im Blick. Sentinel kann alle zehn Tage eine neue detaillierte Karte von der Erde erstellen. Der neue Kollege braucht gerade einmal 100 Minuten für eine Erdumrundung und schaut alle zehn Tage am gleichen Ort vorbei.

Vor drei Jahren hat die Europäische Weltraumorganisation ESA Sentinel 2a mit einer Vega-Trägerrakete ins All geschossen, wo er seitdem in 800 Kilometer Höhe die Erde umkreist. Sentinel 2a ist bereits der zweite von später zehn Satelliten, die im Rahmen des Copernikus-Programms Umweltveränderungen beobachten können [1]. Sentinel 2a begutachtet die Erdoberfläche mit einem Radiometer im Frequenzbereich von 443 nm (violett) bis 2190 nm (kurzwelliges Infrarot) und „knipst“ bei einer Geschwindigkeit von sieben Kilometern pro Sekunde die unter ihm liegende Fläche. Ein Pixel entspricht einer Strecke von 10 Metern. Damit kann er Pflanzen-, Böden und Gewässereigenschaften sichtbar machen. Zusammen mit dem ersten Stalliten Sentinel 1, der seit 2014 in der Umlaufbahn fliegt,  liefert das Pärchen sogar neue Daten von Europa alle zwei bis drei Tage und ist damit immer auf dem neuesten Stand. Sentinel 1 liefert Informationen über die Biomasse und kann abgeerntete Felder identifizieren.

Damit aber Sentinel den Kontrolleur ersetzen kann, musste die Durchführungsverordnung der EU 809/2014 für Sammelanträge, Zahlungsanträge und Kontrollen geändert werden. Diese geänderte Verordnung trat in der letzten Woche am 22. Mai in Kraft. Ab sofort können die Mitgliedsländer entscheiden, ob sie statt eines auch für die Landwirte aufwendigen Kontrollbesuches nicht auch auf die Daten von Sentinel 2a zurückgreifen wollen.

Für die neue Art der Kontrolle müssen die Behörden nicht zwingend auf die Bilder aus dem All zurückgreifen. Ab sofort können auch Fotos von Drohnen und zur Prüfung der Aussaat auch Saatgutetiketten herangezogen werden.  EU-Agrarkommissar Phil Hogan zeigt sich begeistert: „Die neue Satellitentechnologie wird die Zahl an Vor-Ort-Kontrollen deutlich verringern. Die öffentliche Verwaltung profitiert von sinkenden Administrationskosten.“ Vor allem, weil die Esa die Daten kostenfrei zur Verfügung stellt.

In welchem Umfang die Mitgliedsländer auf die neuen Kontrollmöglichkeiten umschwenken, bleibt ihnen überlassen. Sie können Kontrollen so weit möglich, selbst komplett ersetzen oder die Satellitenbilder als Ergänzung verwenden.

Lesestoff:

[1] Auf der Seite https://www.esa.int/Our_Activities/Observing_the_Earth/Copernicus/Sentinel-2  können Sie bei der ESA verfolgen, welche Veränderungen Sentinel 2 feststellen kann.

Roland Krieg

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