Der Garten von Berlin

Landwirtschaft

Brandenburg legt den Agrarbericht 2005 vor

> Berlin und Brandenburg sind zwei verschiedene Bundesländer, die jedoch immer mehr miteinander verzahnen. Die Fahrt ins Grüne führt die Berliner in die Uckermark, in den Spreewald oder an die Oder. Ab dem 01. November 2004 werden die Aufgaben der Agrarverwaltung Berlins durch die Brandenburger wahrgenommen. Das geht auf den Staatsvertrag vom 17. Dezember 2003 zurück. Brandenburgs Landwirtschaftsminister Dr. Dietmar Woidke legte jetzt den Agrarbericht vor, der im folgenden auszugsweise kurz beschrieben ist:

Verdichtungsraum Berliner Umland
Insgesamt weist Brandenburg eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 87 Einwohnern/qkm auf. Nach Mecklenburg-Vorpommern ist es damit das am wenigsten besiedelte Flächenland. Im Bundesschnitt wohnen auf einem Quadratkilometer 271 Menschen. Im so genannten äußeren Entwicklungsraum Brandenburgs, der fernab Berlins sehr ländlich geprägt ist, siedeln etwa 1,5 Millionen Brandenburger, während im Berliner Umland, dem engerem Verflechtungsraum, 980.000 Menschen wohnen. Dieser Raum hat durch den Umzug der Berliner ins Grüne seit 1990 einen Bevölkerungszuwachs von 25 Prozent erfahren. Die Prognosen für den äußeren Entwicklungsraum sind düster: Bis 2020 wird die Bevölkerungsdichte im ländlichen Brandenburg auf 40 Personen/qkm absinken. Die Folgen sind ein Facharbeitskräftemangel, weil immer mehr Angestellte in Rente gehen und keine neuen Kräfte mehr nachziehen. Die Infrastruktur ist dem sinkendem Bedarf anzupassen. Das bezieht sich auf die Kindergartenplätze, Seniorenbetreuung und vor allem auf den öffentlichen Personennahverkehr. Buslinien werden ausgedünnt, Bahnstrecken stillgelegt. Die Bewältigung der „Schrumpfungsprozesse“ wird mehr und mehr zur Zukunftsaufgabe im ländlichen Raum, so der Agrarbericht.

Schluss mit schlechten Wegstrecken
Vielfach sind Brandenburgs Wege noch in einem Stoßdämpfergefährdenden Zustand. Bereits am 14. Oktober 1806 musste Königin Luise von Preussen auf der Flucht vor den französischen Truppen nach der Niederlage in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt in Baruth einen ungewollten Halt einlegen: Auf schlechter Wegstrecke erlitt ihr Gespann einen Radbruch. In dem Dorf Paplitz erinnert ein Bodenstein an den Unfall.
Im Zuge der Großraumbewirtschaftung wurde das Wegenetz von Paplitz und Schöbendorf aus Mitteln des Landes, des Bundes und der EU erneuert. Dazu gehörte auch eine Bodenneuordnung, in deren Rahmen auf 1.650 ha 1.850 Flurstücke von 1.250 Eigentümern großzügig zusammen gelegt wurden. Der historische „Fürstenweg“ zwischen Baruth und Paplitz wurde rekonstruiert, Geh- und Radwege gebaut, Straßenbeleuchtungen aufgestellt, Brücken gesichert und Baumpflanzungen vorgenommen. Seit 2004 steht in Paplitz unweit des Luisensteins ein weiterer Gedenkstein, welcher der Dorfentwicklung auf der Basis der Bodenordnung gedenkt.

Erneuerbare Energien
Bei den Anbauverhältnissen der landwirtschaftlichen pflanzlichen Produktion hat es Verschiebungen gegeben. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Getreideanbaufläche auf 52,4 Prozent Flächenanteil, wohingegen Ölfrüchte um 3,5 Prozent und Hülsenfrüchte um 22,7 Prozent weniger angebaut wurden. Auch Brandenburg legt weiter still: Der Anteil der Fläche, der aus der Produktion genommen wurde ist auf 12,1 Prozent der Ackerfläche gestiegen. Den stärksten Zuwachs haben die nachwachsenden Rohstoffe erfahren: Gegenüber des Vorjahres stieg der Anteil der umweltsanften Früchte um 57,4 Prozent auf 61.901 ha Anbaufläche. Auf gut 11.000 ha findet der Gartenbau statt, was im hauptsächlichen Baumschulen, Erdbeeren und Spargel betrifft. Obst wurde um 14 Prozent weniger angebaut.

Dzien dobry Brandenburg
Mit den polnischen Wojewodschaften Westpommern, Lebuser Land und Großpolen liegen internationale Kooperationen vor. Im Jahr 2004 wurden sieben Seminare durchgeführt an denen Vertreter der polnischen Verwaltung, kommunale Fachleute und Praktiker teilnahmen. Als Hilfe zur Integration des Nachbarlandes in die EU wurden zuerst Schulungsveranstaltungen durchgeführt, die mittlerweile zu Konferenzen für einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch geworden sind. Agrartourismus ist eines der zahlreichen gemeinsamen Kooperationen, sowie der Aufbau von Institutionen zur Abwicklung der Strukturfondsförderung.

Stabile Ernährungsindustrie
Erfreulicherweise gab es 2004 mit 2,4 Milliarden Euro keinen Umsatzrückgang in der Brandenburger Ernährungsindustrie. Allerdings wurde der Umsatz mit weniger Betrieben erzielt, was einen Arbeitskräfterückgang um 169 Personen nach sich gezogen hat. Mehr als 70 Prozent der Betriebe gehören zu den vier Branchen Schlachtung/Fleischverarbeitung, Backwaren, Obst- und Gemüseverarbeitung sowie den Molkereien. Branchen, in denen hochveredelte, beschäftigungsintensive Erzeugnisse hergestellt werden, wie beispielsweise Süßwaren, Teigwaren, Kaffee, Tee oder diätetische Lebensmittel sind in Brandenburg nicht vertreten. Kennzeichnend ist also die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Rohstoffen, was der Agrarbericht auch durchaus als Chance für eine weitere wirtschaftliche Entwicklung bezeichnet.
Der Agrarbericht kann auf der Internetseite des Ministeriums www.mluv.brandenburg.de angesehen und heruntergeladen werden.

roRo

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