Der Index für den fairen Milchpreis

Landwirtschaft

Milch-Marker-Index für transparente Erzeugerkosten

Die Milchbauern erleben seit Jahren en Auf und Ab des Milchpreises. Liberalisierung und Preisschwankungen nehmen seit mehr als drei Jahren zu, die Intervention geht stellvertretend für den Eingriff des Staates in den Milchmarkt zurück und 2015 fällt die Milchquote als letztes stabilisierendes Element. Das Quotenende wird die Situation nach Gerhard Metz, Milchbauer aus dem Allgäu, zwar nicht verschärfen, aber die Unabwägbarkeit des Marktes vergrößern. Die Milchbauern sind bereits am Markt angekommen, aber bekommen ist es den meisten nicht. Der Bauernverband hat sin seinem aktuellen Situationsbericht die Milchbauern als Verlierer des Wirtschaftsjahres 2011/12 ausgemacht [1] und der Zwischenbericht der EU gibt nur Anlass auf ein wenig Hoffnung [2].

Preise von oben gestaltet…

Der Milchpreis wird noch immer von oben nach unten gemacht, erklärte Peter Guhl, Vorsitzender des MEG Milch Board in Berlin. Er verlas aus einem aktuellen Liefervertrag, dass der Milchpreis von der Molkerei „nach billigem Ermessen“ an die Erzeuger weiter gegeben wird. „Milch wird angedient und abgeholt“ aber nicht verkauft, so Guhl. Hilfreich sei zwar der Rohstoffwert Milch, der von Universität Kiel abgebildet wird, aber eher einen Verwertungsindex darstellt, so Metz. Die Bauern wollen jedoch ihre Milcherzeugungskosten durch den Milchpreis abgedeckt sehen.
Deshalb hat die Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Milch Board einen Milch-Marker-Index entwickelt, der in Gänze auf der Grünen Woche in Berlin vorgestellt wird.
Obwohl allgemein in Aller Munde, sind die Milcherzeugerkosten alles andere als belastbare Werte, so Guhl. Es gebe zwar den allgemeinen Trend, dass beispielsweise Kraftfutter teurer werde - aber auch den Trend, dass deshalb an Kraftfutter gespart werde. Wie hoch die Kosten tatsächlich sind, sei ein kaum auflösbarer Streitpunkt bei den Lieferverhandlungen.

… die Kosten von unten markiert

In einem neuen Gutachten wurden Daten aus europäischen Buchführungsbetrieben, die für politische Entscheidungen genutzt werden, herangezogen. Der Fokus liegt auf Milchbetrieben im Haupterwerb mit mehr als 40 Milchkühen und einem Einkommensansatz. In Ostdeutschland zählen die Lohnkosten dazu, bei den westdeutschen Familienbetrieben der Lohnansatz der Bauern und Familienangehörigen. Es sei keine Vollkostenrechnung, denn Opportunitätskosten und die Verzinsungen von Kapital und Land werden beim Index nicht berücksichtigt.
Berechnungsbasis ist ein Kilogramm Milch, für den ein Wert in den Regionen Nord, Süd und Ost auf ein Referenzjahr bezogen vermittelt werden. Vierteljährlich soll ein Indexwert die Veränderung der Erzeugungskosten widerspiegeln, ohne einen Milchpreis in Cent anzugeben.

Verhandlungshilfe

Der Index soll den Bauern eine Verhandlungshilfe sein. Der Gründungsgedanke der MEG [3] ist die Bündelung des Angebots und eine Stärkung der Verhandlungsposition der Milchbauern. Die MEG vereint rund ein Viertel der deutschen Milchproduktion und baut auf das Marktstrukturgesetz [4], das auch in der neuen Fassung die MEG unterstützt.
Das Verhältnis zwischen Händler und Käufer, zwischen Milcherzeuge rund Molkerei stimmt überhaupt nicht mehr, erläutert Guhl. Mit dem Index hätten die Bauern belastbare Daten in der Hand. Politik will die MEG damit aber nicht machen, dass müssten andere übernehmen.
Ein bisschen Politik ist dennoch dabei. Erzeuger in der MEG, die auch in einer Genossenschaft sind, könnten den Index-Gedanken auch in die Genossenschaften tragen, die sich, so Guhl, mittlerweile von ihren Milcherzeugern entfremdet haben.
Bis zur Grünen Woche muss sich der Index als Kostenabbildung gegen die Vollkostenrechnung oder den Deckungsbeitrag durchsetzen. Ob er dann auch einen neuen „Molkereigeist“ beschwören wird [5], wie Raiffeisenpräsident Manfred Nüssel ihn einfordert, wird sich erst langfristig zeigen.

Lesestoff:

[1] Situationsbericht

[2] EU-Bericht Milchmarkt

[3] Bayern MEG

Parallel haben sich auch Bio-MEGs gegründet

[4] Agrarmarktstrukturgesetz

[5] DRV fordert neuen Molkereigeist

Roland Krieg; Foto: agro-kontakt

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