Der kritische Agrarbericht
Landwirtschaft
Schwerpunkt Agro-Gentechnik
> Neben dem Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes und dem Agrarbericht der Bundesregierung, stellt der seit 1993 jährlich erscheinende kritische Agrarbericht des AgrarBündnis die dritte Informationsquelle für agrarpolitische Themen und Hintergrundberichte. Heute hat das AgrarBündnis im Vorfeld zur Grünen Woche die Ausgabe 2005 vorgestellt (Der kritische Agrarbericht, ISBN 3-930 413-26-4, € 19,80). Schwerpunktthema für das Jahr 2005 ist die Gentechnik. Hier hat sich die Diskussion von den Verbrauchern zu den Landwirten verlagert. Politisch geht es, so Heike Moldenhauer vom BUND, weniger noch um die Frage, was in den Regalen der Geschäfte steht, sondern mehr um die Frage, was auf den Äckern wächst. Sie zieht eine positive Bilanz über die mittlerweile 56 gentechnikfreien Zonen, die auf einer freiwilligen Basis von Landwirten entstanden sind. Von den rund 440.000 Hektar liegen die meisten in Bayern und Baden-Württemberg, in denen die landwirtschaftlichen Strukturen kleinräumig parzelliert sind. Die Zonen sind auf 10 von 15 Bundesländern verteilt. Der BUND unterhält auf www.faire-nachbarschaft.de eine ständig aktualisierte Karte.
Moldenhauer sieht in dem noch nicht im Bundesgesetzblatt veröffentlichten und daher noch nicht in Kraft getretenen Gentechnikgesetz kein Gentechnik-Verhinderungsgesetz, da der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen prinzipiell erlaubt ist. Es wird jedoch noch weiteren Veränderungen unterworfen sein, denn beispielsweise erwägt die EU wegen der Haftungsregelungen eine Klage gegen Deutschland. Sie bezweifelt, dass es auf Dauer eine wirklich gentechnikfreie Landwirtschaft geben wird, sondern sieht drei verschiedene Landwirtschaften: Jene, die gentechnisch veränderte Organismen (GVO) einsetzt und jene die es nicht umsetzt. Letztere teilt sich dann noch in konventionelle und ökologische Landwirtschaft auf.
Manuel Schneider vom AgrarBündnis fasst die Gentechnik zusammen: „Kaum einer will sie, ihr Nutzen ist nicht bewiesen, die Risiken schwer einzuschätzen“. Selten zuvor sei versucht worden, eine neue Technologie so sehr gegen den ausdrücklichen Willen der meisten Betroffenen einzuführen.
Heidrun Betz vom Agrarbündnis bewertet die aktuelle Dioxin-Debatte als reines Taktieren der Politik und Wirtschaft, die bereits beschlossenen Legehennenhaltung umzustoßen. Wenn die tiergerechte Freilandhaltung der Hühner offen lege, wie stark die Umwelt mit Schadstoffen belastet ist, könne die Lösung nicht darin bestehen, die Hühner wieder in Käfige zu verbannen.
Der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Bernd Voß fand in seiner Stellungnahme Lob für die laufende Agrarreform. Besonders die Entkoppelung der Finanzierungen von der Produktion sei richtig. Es gibt einen neuen Finanzrahmen der EU für die Jahre 2007 bis 2013, bei der die Höhe der so genannten 1. Säule der Agrarpolitik, die Direktzahlungen unverändert festgeschrieben ist. Hingegen wird wohl angesichts des europäischen Sparwillens die 2. Säule gekürzt. As sind die Gelder für die Entwicklung des ländlichen Raumes.
Das AgrarBündnis ist ein Zusammenschluß verschiedenster Organisationen, wie beispielsweise der AbL, Bioland, Demeter Hessen, Die Verbraucherinitiative, Gemanwatch, Stiftung Ökologie und Landbau oder der Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein.
roRo
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