Der marode Riese KTG

Landwirtschaft

Was bleibt von der KTG übrig?

„Nur“ die KTG Agar SE ist pleite, Siegfried Hofreiter vom Hof geflohen und die Ernte läuft wie geplant. Die Eckdaten des 46.000 – Hektar – Betriebes klingen selbst in der Insolvenz noch mächtig. Aber nicht nur die 20.000 Gläubigen sind verunsichert. Je näher der Agrarriese in den Medienfokus rückt, desto deutlicher werden die Risse hinter den Fassaden des Großbauernmodells, das auf dem geschichtlichen Fundament der Großjunker und LPGen in amerikanische Dimensionen aufbrach.

Jetzt wird alles über Bord geworfen, was sich zu Geld machen lässt. In der letzten Woche war die Bio-Zentrale Naturprodukte GmbH an der Reihe, deren Verkauf am 22. Juli um 16:05 Uhr notariell beschlossen war. Der Erwerber hat eine Wachstumsstrategie vorgeschlagen. Der Verkauf sei der erste Schritt der Fokussierung auf das Kerngeschäft, teilt die KTG mit. Ende August oder Anfang September soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden. Bis dahin ist eine Erweiterung des Gläubigerausschlusses abgeschlossen.

In der letzten Woche hat in Sachsen-Anhalt auch die FZ Foods Insolvenz angemeldet. Der Tiefkühlkosthersteller mit der Marke „Frenzel“ kam mit volatile Rohstoffpreisen nicht zurecht und geriet in wirtschaftliche Schieflage. Die KTG hatte hier vor einem Jahr schon reagiert und FZ Foods, bis Mitte 2015 Teil der KTG Gruppe, ausgegliedert. Hat dann noch ein Jahr gehalten.

Die KTG „sei ein einziger Sumpf“ berichtet die Wirtschaftswoche. In Rumänien ist sie  als Partner des Fleischmoguls Tönnies in ein Agrarunternehmen eingestiegen, das mittlerweile mit mehr als sechs Millionen Euro überschuldet ist.

Demnächst muss sich auch die Bundesregierung mit der KTG Agrar beschäftigen. Bündnis 90/Die Grünen hat nach Handlungsbedarf gefragt, weil 45.000 Hektar aus einer Insolvenzmasse den Bodenmarkt belasten und andere Landkonzentrationen entstehen könnten. Spätestens jetzt könnten „global agierende landwirtschaftliche oder Finanzinvestoren“ in die KTG einsteigen. Die bisherigen Größenordnungen bei den LPGen sind dann vernachlässigbar. Daher wäre es aus Sicht der Grünen sinnvoll, frei werdende Flächen im Rahmen der deutschen Agrarstrukturplanung einzusetzen.

Roland Krieg

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