Der „richtige“ Thunfisch-Fang

Landwirtschaft

Wer fischt richtig?

Die Meldung machte am frühen Montagmorgen eine schnelle Runde in der digitalen Nachrichtenwelt: „Edeka stoppt Thunfisch-Vermarktung nach Tierschutz-Protesten“. Die Tierschutz-Organisationen Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) und SAVE Wildlife Conservation Fund verkündeten das Ende der Thunfisch-Vermarktung, bevor sie nächsten Monat zusammen mit dem früheren Flipper-Trainer zu Protestveranstaltungen vor die Filialen gezogen wären.

Fische fangen ohne Delfine

Damit waren die beiden Hauptakteure bereits genannt, um die es hauptsächlich geht. Wer Thunfisch fängt, soll weder Beifang wie Meeresschildkröten oder Haie mit fangen, noch gar den Meeressäuger Delfin. Seit den 1980er Jahren gibt es Proteste gegen den Fischfang, bei dem Delfine mitgefangen werden. Im Ostpazifik schwimmen die Gelbflossenthunfische als Besonderheit rund 100 Meter unterhalb von Delfin-Schulen, was die Gefahr erhöht, auch den Meeressäuger mit an Bord zu holen. Seit 1990 darf in den USA kein Thunfisch mehr verkauft werde, der nicht „delfinsicher“ gefangen wird. 1999 wurde mit dem Agreement on the International Dolphin Conservation Program (AIDCP) ein für den WWF strenges Delfinschutzprogramm aufgelegt.
Fisch ist für die Edeka seit Einführung des nachhaltigen Einkaufsmanagements ein „wichtiges Thema“ wie eine Sprecherin der Edeka-Zentrale aus Hamburg Herd-und-Hof.de am Telefon sagte. Seit 2011 sind die Thunfisch-Produkte zwar nicht ausdrücklich mit dem AIDCP-Signet ausgestattet, tragen jedoch den „Tracking-Code“ „Dolphin-friendly“ für die entsprechende Zertifizierung, die sowohl vom WWF als auch von Greenpeace anerkannt ist.

Safe gegen AIDCP

Seit Sommer 2011 jedoch tobt auf dem Portal Lebensmittelklarheit.de der Verbraucherzentrale der Streit, ob die Delfinsicherheit wirklich gegeben ist oder die Verbraucher getäuscht werden. Gegen Edeka und WWF wettert die „Gesellschaft zur Rettung der Delfine“, die in Deutschland nach Angaben der Verbraucherzentrale für das Kontrollprogramm für das Siegel „Safe“ des amerikanischen Earth Island Institut (EII) verantwortlich zeichnet. „Safe“ steht demnach ausschließlich für das Kriterium „delfinsicher gefangen“ und nicht für die Nachhaltigkeit und die Selektivität des Fangs. Das allerdings behaupten WWF und Edeka von ihrem AIDCP-Zertifikat, das beispielsweise auf Lockbojen verzichtet, die nicht nur den Thun, sondern auch den späteren Beifang anlocken. Der WWF hatte zum Edeka-Filet geäußert, dass die kolumbianische Fangflotte für den gelben Thun weniger als ein Prozent Delfin-Beifang aufweist und die Delfinpopulation in der Region sogar wieder ansteige.

Thun gefährdet, Verbraucher verwirrt

Allerdings musste der WWF nach neuesten Erkenntnissen den Bestand der Gelbflossen-Thunfische im Ostpazifik im letzten Jahr von grün („gute Wahl“) auf gelb („zweite Wahl“) herunterstufen. Seit dem Zeitpunkt kauft die Edeka keinen neuen gelben Thun mehr ein und verkauft noch die Regalbestände.
Und die Konsumenten wissen immer noch nicht, wie der Thun richtig gefangen werden muss und bekommen unvollständige Meldungen serviert.

Lesestoff:

Der Bestand des gelben Thuns trägt aktuell sogar den roten Pukt („lieber nicht“) im WWF-Einkaufsratgeber Fisch: www.wwf.de

Die Thunfisch-Filets in der Bewertung der Verbraucherzentrale: www.lebensmittelklarheit.de/cps/rde/xchg/lebensmittelklarheit/hs.xsl/2434.htm

Einschätzung der Verbraucherzentrale zum SAFE-Siegel: www.lebensmittelklarheit.de/cps/rde/xchg/lebensmittelklarheit/hs.xsl/3924.htm

Roland Krieg

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