Der schlafende Riese
Landwirtschaft
Ukraine in der Halle 7.2
>Eines der Länder, die noch nicht einmal auf der Warteliste der EU stehen, aber seit über einem Jahr in Marktvergleichen der EU immer wieder auftauchen, ist die Ukraine. Traditionell war das Land am Schwarzen Meer vor dem zweiten Weltkrieg der Brotkorb Europas. Die landwirtschaftlichen Potenziale sind schier unerschöpflich und fruchtbarer Lößboden ist ein Synonym für die Ukraine.Auf der Grünen Woche präsentiert sich das Land in der Halle 7.2 und Landwirtschaftsminister O. Baraniwsky lud europäische Investoren in sein Land ein. Dabei sollen nicht nur weiterverarbeitende Betriebe investieren, er sicherte auch die Möglichkeit zu Land für die Dauer von 50 Jahren pachten zu können.
Zahlenmaterial über die Produktionsfaktoren gibt es nicht. Wenn, dann fehlen teilweise die Größenangaben. Die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) weiß aber, dass der Anteil der landwirtschaftlichen Produktion am Bruttoinlandsprodukt 13,4 Prozent beträgt. Das Außenhandelssaldo wies 2003 für die Agrar- und Ernährungsgüter ein leichtes Plus von rund 0,1 Milliarde US-Dollar auf. Nach Russland steht Deutschland auf Platz zwei der Handelspartner.
Charakteristisch für die Produktion ist vielleicht der Binnenhandel. Die meisten Lebensmittel und Getränke werden über kleinflächige Kioske und Märkte verkauft. Die Wirtschaft ist noch mitten im Transformationsprozess und die Ukraine musste vor einigen Jahren sogar noch Weizen importieren. Baraniwsky beklagte in dem Zusammenhang die europäische Exportsubventionen. Für Molkereiprodukte, Fleisch und vor allem für Getreide machten diese Gelder die ukrainische Produktion unrentabel. Die Bauern klagen über eine Wettbewerbsverzerrung.
Auf der anderen Seite fürchten die Europäer das enorme Potenzial des Landes. Die Ukraine könnte Getreide zu 70 Euro je Tonne auf den Weltmarkt werfen und für viele europäische Getreideproduzenten das Aus bedeuten, fielen alle Handelsschranken.
Die Ukraine ist aber noch nicht so weit. Vor allem die mangelnde Infrastruktur und fehlende Logistik lässt größere Mengen noch nicht zu.
In der Ukraine ist nach der Wende der einheimische Milchverbrauch um etwa ein Drittel gesunken. In dem Maße, wie die großen Betriebe aus der Produktion ausgestiegen sind, begannen kleine Betriebe, Kühe aufzustallen. Allerdings tauchen 60 Prozent der Milch gar nicht erst auf dem Markt auf, sondern werden gleich auf dem Betrieb oder von er Nachbarschaft verzehrt. Das berichtete Julia Romanova vom Ukrainischen Verband der milchverarbeitenden Unternehmen in diesem Jahr auf einem Kongress der mittel- und osteuropäischen Agrarwirtschaft.
Eigentlich wollte die Ukraine zusammen mit Russland eine Freihandelszone aufbauen. Baraniwsky möchte dieses Ziel auch nicht aus den Augen verlieren, gab aber heute morgen zu, dass die Gasprom-Geschichte, die Verhandlungen erheblich belastet hat. Die Produkte, für die eine Wirtschaftszone in Frage käme, werde zur Zeit immer kleiner.
roRo
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