Der Schweinefleischmarkt in Deutschland

Landwirtschaft

Schweine: Exportmarkt ohne Bauern?

Der Selbstversorgungsgrad bei Schweinefleisch ist in den letzten zehn Jahren von 110 auf 119 Prozent um zehn Prozentpunkte angestiegen und seit 2014 stabil. Bis 2013 wurden ansteigend 947.000 Tonnen Schweinefleisch importiert. Nach dem Spitzenwert 2014 mit 989.000 Tonnen ging der Import 2018 auf 884.000 Tonnen zurück. Das meiste kommt nach wie vor aus Dänemark und Belgien. Die Niederlande stehen vor Spanien auf Platz drei. Die Zahlen hat das Bundeslandwirtschaftsministerium in einer Antwort an die FDP-Fraktion zusammengefasst.

Marktwechsel

Der hohe Selbstversorgungsgrad hat die Ausfuhrmöglichkeiten beschleunigt. Wurden 2009 noch 1,3 Millionen Tonnen Schweinefleisch exportiert, waren es 2018 schon 1,7 Millionen Tonnen. Der Export innerhalb der EU bleibt bei 1,3 Millionen Tonnen stabil. Der Export in Drittländer ist von 152.000 auf 450.000 Tonnen angestiegen. China (180.000) und Südkorea (110.000) nehmen heute den größten Teil ab.

Vor zehn Jahren waren es nach China lediglich 300 Tonnen und tauchte Südkorea noch gar nicht als Zielmarkt auf. Damals war Russland mit 81.000 Tonnen der Hauptabnehmer und ist wegen des Embargos seit 2015 aus der Exportliste gefallen. Der Import von Schweinefleisch hat den Import von Lebendvieh verringert. Zwischen 2008 und 2018 sank die Zahl der eingeführten Schlachtschweine von 4,7 auf 3,4 Millionen Tiere. Sie kamen überwiegend aus den Niederlanden, Belgien und Dänemark.

China ist wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zwar ein unsicherer Absatzmarkt, doch neben Südkorea und Brasilien sowie den Philippinen bildet sich ein attraktiver Markt, der wächst. Die Aussichten für 2028 gehen von einem weltweiten Anstieg des Schweinefleischkonsums von 119 auf 128 Millionen Tonnen aus.

Das chinesische Landwirtschaftsministerium glaubt zwar an einen schnellen Wiederanstieg der eigenen Erzeugung aus, doch bis sich der Bestand mangels Sauen wirklich erholen kann, ist fraglich [1].

Perspektive Schweinehaltung

Für die Schweinehalter sieht der Markt allerdings alles andere als rosig aus. Wie sich der Strukturwandel auswirkt, darüber wollte das Ministerium keine Angaben machen. Das hänge von den Bedingungen des Marktes und für die Produktion ab, heißt es. Die sind seit Jahrzehnten ungünstig. Gab es 1999 noch 141.000 Schweinehalter und 59.000 Sauenhalter, sind es heute nur noch 24.000 und 8.000 Betriebe. Da werden auch die aktuellen Erzeugerpreise bei 1,80 Euro pro Kilo Schlachtgewicht wenig ausrichten. Der Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes weist die Vollkosten mit 1,50 Euro pro kg/SG aus. Wie lange das durch die ASP in China gestiegene Preisniveau hält, ist offen. Rund die Hälfte der Sauenhalter will nach Branchenumfragen  in den nächsten zehn Jahren aussteigen.

Der Bedarf an Ferkeln wird sich wegen der Exportmöglichkeiten nicht verringern. Vier und sechs Millionen kommen aktuell jährlich aus den Niederlanden und Dänemark. Zwar verlangt China keine besonderen Haltungsbedingungen, aber gesetzliche Regelungen für deutsche Betriebe werden die Exportmengen in das Reich der Mitte verteuern. „Spezielle Maßnahmen zur Stabilisierung der Erzeugerpreise für Schweineschlachtkörper“ sieht die Bundesregierung nicht vor.

Märkte in Osteuropa?

Die osteuropäischen Länder weisen einen heterogenen Trend beim Schweinebestand auf. Bulgarien hat mit einem Plus von zehn Prozent auf 655.000 Tiere einen positiven Trend, Rumänien mit einem Minus von zehn Prozent auf 3,9 Millionen Tiere eine negative Entwicklung. Die Slowakei hatte in den letzten drei Jahren ein Plus von 2,1 Prozent auf 627.000 Tiere; jüngst aber auch seinen ersten ASP-Fall [2]. Die BMEL-Zahlen für Osteuropa zeigen insgesamt einen leichten Abwärtstrend um eine Million auf 21,814 Millionen Tiere während der letzten drei Jahre.

Als Exportmärkte für Deutschland tauchen die Länder allerdings nicht aus. Zusammen haben sie nicht mehr als 470.000 Tonnen Schweinefleisch bezogen. Einzelne Länder haben nach Ausbruch der ASP nur unwesentlich mehr Ware aus Deutschland bezogen. Deutschland befindet sich in Osteuropa im Wettbewerb mit den Niederlanden, Belgien, Dänemark und Frankreich sowie Spanien. Diese Länder haben nach einem ASP-Ausbruch in den Ländern mehr Schweinefleisch nach Osteuropa verkaufen können.

Übrigens: Die ASP in der EU hat deutlich mehr Wildschwein- als Hausschweinpopulationen betroffen.

Lesestoff:

[1] Überblick ASP in China Ende Juli: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/ueberblick-auf-die-asp-in-china.html

[2] ASP in slowakischer Hinterhofhaltung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/afrikanische-schweinepest-in-der-slowakei.html

Roland Krieg

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