Der Umwelt zuliebe Schwefel düngen
Landwirtschaft
Der Dünger fördert die Proteinbildung
>Schwefel und Stickstoff sind Hauptbestandteile von pflanzlichem Eiweiß. Stickstoff wird zur Erhöhung des Ertrags und des Gehalts an Protein in Getreide, Raps und Grünland gedüngt. Cruciferen haben infolge ihres Senfölgehaltes einen hohen Schwefel-Bedarf: Raps entzieht dem Boden drei- bis viermal mehr Schwefel als Getreide. Auch Leguminosen haben wegen ihres hohen Eiweißgehaltes einen hohen Bedarf.Allerdings werden nur rund 50 bis 60 Prozent des ausgebrachten Stickstoff-Düngers von den Pflanzen aufgenommen und in Ernteprodukte umgewandelt, so Prof. Dr. Dr. Ewald Schnug von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig. Der Rest geht überwiegend an Atmosphäre und Gewässer verloren und beeinträchtigt durch Nitratanreicherungen die Qualität von Trinkwasser oder trägt durch Klimarelevante Spurengase wie Ammoniak und Stickoxide zur Erwärmung der Erde bei.
Schwefel nicht vergessen
Übersehen wird dabei oft, dass nur bei ausreichender Versorgung mit Schwefel der Dünger-Stickstoff von den Pflanzen in Eiweiß umgewandelt werden kann. Vor einigen Jahren noch war Schwefel kein relevantes Thema, denn die allgemeine Luftverschmutzung brachte jedes Jahr bis zu 100 kg/ha Schwefel über die Atmosphäre in den Boden. Als Folge effizienter Maßnahmen zur Reinhaltung der Luft kommen heute jedoch "nur noch" 10 kg pro Hektar über die Atmosphäre in den Boden. Für die meisten landwirtschaftlichen Pflanzen ist das zu wenig, so dass Schwefel-Mangel mittlerweile die häufigste Ernährungsstörung an Kulturpflanzen ist. Ähnlich dem Stickstoffmangel werden die Blätter hellgrün und später gelb und teilweise rot. Die Verfärbungen beginnen jedoch bei den jüngsten Blättern. Die Mangelpflanzen haben einen starren, spröden Habitus. Bei Werten unter 100 ppm Sulfat (100 Teile Sulfat auf eine Million Teile) treten Wachstumsminderungen auf.
Kosten und Nutzen
Die Forscher der FAL haben erstmals eine Abschätzung der ökonomischen und ökologischen Relevanz von Schwefel-Mangel und Schwefel-Düngung vorgenommen: Für ein 80 Hektar großes Rapsfeld hat ein nicht behandelter Schwefelmangel einen ökonomischen Verlust von 28.200 € bedeutet. In die Umwelt gelangten dabei nicht von der Pflanze umgesetzte 4,2 Tonnen Stickstoff.
Der Aufwand für eine Schwefel-Düngung hätte lediglich 2.000 € betragen. Damit hätte "dieses Desaster wirkungsvoll vermieden werden können", so die Experten.
Die FAL ist jedoch sogar noch weiter gegangen und hat mit Hilfe von Kartierungen sowie Klima- und Anbaudaten den Schaden ohne Schwefel-Düngung für Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern in Getreide und Raps hochgerechnet. Der verminderte Ernteertrag wird mit etwa 162 Millionen € angegeben und der Stickstoffverlust mit 26 Millionen kg. Hochgerechnet auf das Gebiet der Bundesrepublik entspräche das 1,2 Milliarden € an Verlusten bei Getreide und Raps. Die geschätzten Stickstoff-Verluste belaufen sich auf insgesamt mindestens 300 Millionen kg, was etwa einem Zehntel des Gesamtverbrauchs an N-Dünger entspricht. Diese Werte bezeichnen die möglichen Verluste. Die tatsächlichen Verluste werden als geringer eingeschätzt, jedoch noch immerhin die Hälfte des jeweiligen Wertes.
Bemerkenswert ist, dass der Aufwand, den die Landwirtschaft zur Vermeidung des Verlustes leisten muss, nur sehr gering ist: basierend auf 25 Jahren Versuchserfahrung empfehlen die FAL-Forscher zur jetzt anstehenden Düngung Schwefelmengen zu Getreide in Höhe von 25 - 50 kg/ha und bei Raps und Grünland 50 - 100 kg/ha. Je nach zu erwartendem Schwefel-Mangel.
Den kann eine Bodenuntersuchung identifizieren, denn neben der Atmosphäre nimmt die Pflanze den Nährstoff aus dem Boden auf. Neben dem mineralischen ist der Anteil des organisch im Boden gebundenen Schwefels nicht zu unterschätzen. Er kann bis zu 100 Prozent betragen. Der Anteil ist umso höher, desto humusreicher ein Boden ist. Demzufolge ist auf Marsch-, Niederungsmoor- und Aueböden keine Unterversorgung der Pflanzen zu fürchten.
roRo