Der Wald ist gezählt
Landwirtschaft
Erste gesamtdeutsche Waldinventur
> Ende letzter Woche gab der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverbraucherministerium, Matthias Berninger, die Ergebnisse der ersten gesamtdeutschen Bundeswaldinventur, der zweiten seit 1987 überhaupt, bekannt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Mit 3,4 Milliarden Kubikmetern Holzvorrat liegt der deutsche Wald in Europa mit an der Spitzen. Es ist unser Ziel, dieses Potential mit der „Charta für Holz“ gemeinsam mit der beteiligten Wirtschaft zu nutzen und den Holzabsatz zu steigern,“ so Berninger. „Hierzu müssen wir die ökologischen Probleme des Waldes erfolgreich angehen.“Seit der ersten Inventur hat sich der Wald in seiner Zusammensetzung deutlich verändert: So hat der Anteil der Laubbäume, insbesondere Buchen, zugenommen. Gleichzeitig nahm der Anteil der Nadelbäume, insbesondere der Fichten, ab. Ziel ist ein nachhaltig bewirtschafteter Mischwald, der Schutz vor zu starken Käferbefall, wie Buchdrucker und Finkenstecher bietet. Allerdings leidet der Wald noch unter der starken Trockenheit aus dem letzten Jahr. In Kürze wird der Bericht in einer Kurzfassung unter www.bundeswaldinventur.de einsehbar sein.
Nachwachsender Rohstoff
Der Wald gehört zur Wertschöpfung des ländlichen Raumes und kann in seiner Nutzung, beispielweise als Holzpellet für die Heizung, intensiver genutzt werden, ohne den Pfad der Nachhaltigkeit zu verlassen. Seit vielen Jahren nimmt die Waldfläche auf rund 11 Millionen Hektar zu. Der Holzzuwachs in den alten Ländern liegt mit 12 Kubikmetern pro Hektar und Jahr über den bisherigen Annahmen. Damit wächst dort in der Sekunde ein Würfel von 1,44 m Kantenlänge. Der Zuwachs wurde in den vergangenen 15 Jahren nur zu etwa drei Viertel genutzt. Berninger appellierte auch an die Verbraucherinnen und Verbraucher, heimisches Holz verstärkt zu nutzen. Wenn Sie beim Waldspaziergang einmal schätzen wollen, wie viel Holz um Sie herum steht, dann zählen Sie mal die Bäume und nutzen die forstliche Methode zur Umrechnung auf Festmeter (s. Herd-und-Hof.de vom 13.07.2004).
Zahlenbrevier
Der meiste Wald steht auf 2,5 Millionen Hektar Fläche in Bayern, hat aber nicht den dichtesten Wald. Gemessen an der Landessfläche weisen Rheinland-Pfalz und Hessen mit jeweils über 40 Prozent Wald die dichtesten Wälder auf. Berlin und Brandenburg haben auch noch über 1 Million Hektar Wald – gut 35 Prozent der Fläche. Den wenigsten Wald hat Schleswig Holstein mit 10,3 Prozent der Landesfläche auf zusammen 162.466 Hektar. Bundesweit sind 31 Prozent bewaldet. Alle Baumarten zusammen weisen einen Vorrat von gut 3,3 Milliarden Kubikmeter Holz auf. Das Verhältnis Laub- zu Nadelbäumen ist etwa 1:2. Buche und Eiche dominieren den Laubbaumbestand und Fichte und Tanne den der Nadelbäume.
Zu 43 Prozent stehen die Bäume auf Privatland. Der Staatswald, der dem Land gehört folgt mit 29 Prozent Anteil und die Bundesregierung hat mit vier Prozent Staatswald den geringsten Holzanteil.
Die meisten Bäume sind zwischen 41 und 80 Jahre alt. Das ist fast jeder fünfte Laubbaum und jeder siebte Nadelbaum. Jeweils sechs Prozent der bäume liegen in der jüngsten Altersklasse zwischen einem und 20 Jahren.
Heimisches Holz schützt Regenwald
Holz ist ein beliebter Baustoff. So lange der Bedarf aus heimischen Wäldern gedeckt werden kann, führt die Nachfrage nicht zur Zerstörung des Regenwaldes. In den Entwicklungsländern wird jedoch immer mehr die knapper werdende Ressource Holz illegal geschlagen, wie am Freitag eine 35köpfige Expertengruppe auf Einladung des Landwirtschaftsministeriums feststellte. Die Fachleute kamen aus der gesamten EU und waren auch Spezialisten für organisiertes Verbrechen. So lassen sich nämlich Fälle denken, in denen Holz durch Ernte in geschützten Gebieten oder durch Überschreitung der erlaubten Erntemenge in einem Entwicklungsland gestohlen wird, Holzerntekonzessionen gefälscht oder die ausstellenden Instanzen bestochen werden. Das sind Vortaten der Geldwäsche. „Illegale Holzernte ist kein Kavaliersdelikt“, sagt Ministerin Renate Künast. Die Experten wollen europaweit gegen den illegalen Einschlag, der auch als Billigimport die europäische Holzindustrie bedroht, eindämmen.
VLE