Dessous aus Holz

Landwirtschaft

Was ist eigentlich „Rayon“?

„Und hier ein Ensemble aus unserer Holzkollektion, das durch Eleganz und höchsten Tragekomfort besticht...“. Der Eingangssatz einer außergewöhnlichen Modenschau klingt zwar ziemlich absurd, könnte aber durchaus der Wahrheit entsprechen.

Denn Holz lässt sich nicht nur zersägen. Man kann die im Holz enthaltene Zellulose auch zu einer Faser spinnen. Heraus kommt dann zum Beispiel Viskose, auch „Rayon“ genannt. Sie ist die bekannteste Faser, die aus Holz hergestellt wird. Heute wird sie gerne für feine Gewebe und Dessous verwendet, denn Viskosegewebe fallen fließend und tragen sich sehr angenehm auf der Haut.

Neben der „normalen“ Viskose gibt es weitere viskoseähnliche Fasern, zum Beispiel Modal und die neueste Variante, das so genannte Lyocell. Diese Fasern haben neben dem Tragekomfort alle den Vorteil, dass sie viel Feuchtigkeit aufnehmen können. Sie wirken daher feuchtigkeitsregulierend und haben günstige elektrostatische Eigenschaften, so dass sie sich außerordentlich gut für körpernah getragene Kleidung eignen. Zu den Fasern, die aus Holz gewonnen werden, gehört auch das Acetat (Celluloseacetat). Es besteht aus einer chemisch veränderten Zellulose, die kaum quillt und wenig knittert, aber auch weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann. Celluloseacetat-Fasern werden ebenfalls für Kleidung verwendet, häufig für Futterstoffe.

Unter Klimaschutzgesichtspunkten haben Zellulosefasern einen klaren Vorteil gegenüber Synthetik: Sie werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, während Synthetik-Fasern klimabelastende Erdöl-Produkte sind. Besonders günstig ist die Produktion von Fasern mit Buchenholz oder Hölzern, deren Nutzung nach mitteleuropäischen Standards der Waldbewirtschaftung erfolgt. Denn da ist der Klimaschutz nachhaltig gesichert. Wie bei allen Holzprodukten bleibt auch in den Zellulosefasern das CO2 gespeichert, das im Holz der Bäume bei deren Wachstum gebunden wurde. Sogar gegenüber Baumwolle weisen die Fasern aus Holz Umwelt-Vorteile auf. Sie benötigen in der Herstellung weniger Energie und beim Wasserverbrauch schneiden sie sehr viel sparsamer ab.

So können Viskose, Modal und Co. nicht nur gegenüber den Mineralölfasern, sondern selbst gegenüber der Baumwolle bemerkenswerte Pluspunkte sammeln. Wir tragen auf jeden Fall mehr „Holz“ am Körper, als uns bewusst ist.

Rainer Schretzmann, www.aid.de

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