Destillierter Chicorée und Eier mit Ausflugstipps

Landwirtschaft

Grüne Woche: Die Fieberkurve steigt

2007 ist ein aufregendes Jahr für die gesamte Branche gewesen. Waren die Preissteigerungen ein in Wert setzen der Produkte, raubt uns die Biomasseproduktion die Fläche für Nahrungsmittel? Ab dem 18. Januar haben Verbraucher mit der 73. Internationalen Grünen Woche (IGW) wieder Gelegenheit, Bauern, Politiker, Händler und Verarbeiter ganz genau zu befragen. Und können Gefallen an neuen Genüssen auf dem Teller und im Glas zu finden. In Potsdam hat das Agrarministerium gestern traditionell eine Vorschau auf seine Brandenburghalle gewährt. Brandenburg ist zum 18. Mal dabei und füllt zum 16. Mal eine eigene Halle aus. Bis auf leichte Veränderungen finden die Besucher die bewährte Gestaltung aus dem letzten Jahr, bevor für 2009 die Halle 21.a neu konzipiert wird, kündete Agrarstaatssekretär Dietmar Schulze an.

Schaufenster für Brandenburg
„Die Brandenburghalle ist das Schaufenster eines der wichtigsten Wirtschaftszweige unseres Landes und sie ist die Kontaktbörse und Testmarkt für neue Spezialitäten“, unterstrich Schulze.
Mehr als 10.000 Beschäftigte erzielen in der Ernährungswirtschaft des Landes 2,5 Milliarden Euro Umsatz und spiegeln den hohen Stellenwert wieder.
Zwischen 2004 und 2006 wurde vom Potsdamer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie bereits BEN, das Brandenburger ErnährungsNetzwerk, mit 35 Unternehmen und 20 Institutionen geführt. Am 25. September 2007 wurde BEN neu aufgelegt und vereinigt 50 Unternehmen, die sich bei Produktentwicklungen, Flaeming SkateMarketing, Logistik und Bioprodukten engagieren. Und sich jetzt dem internationalen Publikum präsentieren.
Kennen lernen können Berliner Verbraucher auch die neu gegründete Dachmarke „Von hier“, die in einigen Berliner Supermärkten Brandenburger Produkte offeriert. Zu sehen allerdings in der CMA-Halle 20. Der Verband zur Förderung des ländlichen Raumes, pro agro, will zur Grünen Woche die beiden Publikationen „Brandenburger Landgasthöfe“ und eine „Spezialitätenbroschüre“ vorstellen.
Das Haus Pretschen wird erstmals einen Chicorée-Schnaps aus dem Bioanbau präsentieren und die Landkost-Ei packt in ihre Eierkartons Ausflugstipps für das Berliner Umland ein. Die „NahTouren“ – Eierpackungen sind auch nach der IGW im Handel erhältlich.
81 Aussteller und 72 Unteraussteller aus Brandenburg lassen keine Wünsche offen. Die Bäckerei Plentz hat in diesem Jahr das Bullenbrot, ein kräftig gewürztes Weizenmischbrot mit Schinken von Highland-Rindern, kreiert. Über 20 neue Produkte wird es in der Brandenburghalle geben: Von der Schorfheider Wildschwein-Bratwurst über das Apfelino, einem Apfel-Fruchtmus, bis zur Spreewälder Leberwurst mit Erdbeeren oder dem Dinkel-Honig-Salz-Brot ohne Hefe und ohne Sauerteig.

Bio durch die ganze Halle
Zum dritten Mal gibt es den großen Gemeinschaftsstand der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL). 15 Betriebe laden Besucher ein, sie kennen zu lernen.
Michael Wimmer von der FÖL zeigt sich sehr zufrieden, weil Bioprodukte mittlerweile quer durch die ganze Halle angeboten werden. Das unterstreicht den nunmehr im vierten Jahr bestehenden Bioboom mit jährlichen Zuwachsraten zwischen 15 und 20 Prozent. Wimmer lädt interessierte Erzeuger und Verarbeiter ein, zur FÖL zu kommen, denn gerade das Wachstum der Biosupermärkte „fegt die Läger leer“. Konsumenten können sich mit der aktuellen Ausgabe des Bio-Einkaufsführers versorgen, der mittlerweile in einer Auflage von 700.000 Stück verteilt wird.

Trendwende am Markt
Brandenburgs Bauernpräsident Udo Folgart wünscht sich für das Jahr 2008 nur eines: Endlich mal wieder einen normalen Witterungsverlauf, denn der Rest kommt von alleine. Der Bauernverband bietet in der Brandenburghalle ein Galerie Infocafé an. Eine Fotoausstellung zeigt das aktive Landleben und die vielen Feste – das Café lädt zum Verweilen und zu Gesprächen ein.
Folgart sieht eine Trendwende am Markt. Die Wahrnehmung der Landwirtschaft ist im letzten Jahr wieder positiver geworden, was sich auch bei den Ausbildungszahlen zeigt. Mehr als 480 Auszubildende haben 2007 die Chance ergriffen einen der 14 „Grünen Berufe“ zu erlernen.
Präsident Folgart und Politiker Schulze erwarten auch ein starkes internationales Rahmenprogramm. Für dieses Jahr haben sich nicht nur traditionell die Wojewodschaften aus direkter Nachbarschaft für Gespräche angemeldet, sondern auch andere aus dem Herzen Polens. Lettland, dem Brandenburg beim EU-Beitritt das Veterinärwesen geholfen hat, aufzubauen, und russische Delegationen stehen im Programm. Brandenburg ist international.

LandTraum Teltow-Fläming
Bei Heinersdorf-Osdorf berührt der Brandenburger Landkreis Teltow-Fläming das südliche Berlin und erstreckt sich entlang der Bundestrassen 96 und 101 nach Süden bis zur Mühle Blönsdorf und dem Pferdehof Kemlitz. Die Straßen sind wichtig, führte Landrat Peer Giesecke aus. Sie bringen die Touristen in die Region und helfen den Direktvermarktern ihre Produkte in die Stadt zubringen.
Täglich wird sich einer davon in der Brandenburghalle präsentieren. Vor sieben Jahren kam der Landkreis bereits groß raus, als er seinen Fläming-Skate auf der IGW vorstellte. Das die Strecke so erfolgreich wurde, liegt an den Beteiligten. Landwirte, Direktvermarkter und Tourismusindustrie haben in einem Netzwerk das Projekt realisiert, die GinsenghofArbeitslosenzahlen auf zehn Prozent gedrückt. „Die Menschen sind wieder zuversichtlich“, sagt Giesecke.
Im letzten Jahr bezifferte Bernd Schütze vom Landwirtschaftsamt die Privatinvestitionen entlang der Strecke auf insgesamt rund 13 Millionen Euro.
So stellt sich der Landkreis mit dem Motto „LandTraum. Teltow-Fläming aktiv erleben“ den Messebesuchern vor. Neben dem Fläming-Skate hat der Landkreis noch viel mehr Exotisches zu bieten. Den Ginseng-Hof in Gräfendorf und die Straußenfarm in Merzdorf. Die Berliner können auf zahlreichen Höfen ein Erlebniswochenende verbringen und „nebenbei noch den Kühlschrank für zu Hause füllen“, wirbt der Landrat. Peer Giesecke sieht in der IGW eine bessere Möglichkeit, über landwirtschaftliche Produkte auf die Erholungsmöglichkeiten hinzuweisen, als umgekehrt während der Tourismusbörse.

Landwirtschaft erhöht den Stellenwert
Gerade der Fläming-Skate könnte den Anschein erwecken, dass Nicht-Landwirtschaftliche Investitionen mehr für den ländlichen Raum leisteten, als die Agrarwirtschaft. Darüber sprach Herd-und-Hof.de mit Peer Giesecke.
Der Landrat meint, dass die Landwirtschaft eine erhebliche Strukturveränderung durchlaufen hat und mit Landschaftspflege, Natur und erneuerbaren Energien das Landschaftsbild erheblich als Kulisse für den Tourismus verändert. Die Landwirtschaft hat Tourismus und Direktvermarktung als zusätzliche Einkommensmöglichkeiten entdeckt. Aber: Der Ackerbau werde bei den künftigen Herausforderungen durch den Anbau erneuerbarer Energien seine Bedeutung erhalten und erhöhen, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Früher sorgte eine gute Ernte für niedrige Preise, jetzt bekommt der Bauer für eine gute Ernte auch gute Preise. Das, so Peer Giesecke, hat sich positiv entwickelt.

Termine, Termine, Termine
Die Programmpunkte sind so zahlreich, dass hier nur der Brandenburg-Tag am 21. Januar hervorgehoben werden soll. Ihr individuelles Programm können Sie sich unter www.mluv.brandenburg.de/info/gruenewoche zusammen stellen.

Roland Krieg; Fotos: Fläming-Skate: TF; Ginsenghof: Foto Becker

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-08“ im Archiv anzeigen lassen]

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