Deutsch-Sambisches Agrartrainigszentrum
Landwirtschaft
Ernährungssicherung in Sambia
Im letzten Jahr unterzeichnete Bundeslandwirtschaftsminister Dr. Hans-Peter Friedrich am Rande der Grünen Woche mit dem sambischen Kollegen Robert Sichinga ein Projekt für das Deutsch-Sambische Agrartrainingszentrum. Ziel soll die Ausbildung sambischer Landwirte in moderner Landwirtschaft und nachhaltigem Anbau sein.
Die Landwirtschaft in Sambia besitzt großes Potenzial. 22 Prozent der Landesfläche sind landwirtschaftlich nutzbar, doch werden nur ein Drittel auch tatsächlich genutzt. Dafür arbeiten zwei Drittel der Bevölkerung in der Landwirtschaft. Für die Verbesserung der Ernährungssicherheit hilft das Bundeslandwirtschaftsministerium in bilateraler Kooperation mit dem neuen Trainings- und Wissenszentrum, das in der letzten Woche von Nachfolger Christian Schmidt im BMEL offiziell eröffnet wurde. Projektpartner für Training und Feldversuche sind der Golden Valley Agricultural Trust (GART) und der sambische Bauernverband ZNFU.
„Für die nachhaltige Sicherung der Ernährung braucht Afrika eine moderne, standortangepasste Land- und Ernährungswirtschaft. Um den Kampf gegen den Hunger zu gewinnen, ist eine deutliche Produktionssteigerung vor Ort dringend notwendig. Dieses Wachstum muss aber auch nachhaltig ausgestaltet werden. Mit Technologie- und Wissenstransfer wollen wir dieses Land beim Aufbau einer tragfähigen Nahrungsmittelproduktion unterstützen. Von unserem Engagement in Sambia versprechen wir uns eine Ausstrahlung auf die gesamte angrenzende Region“, wirbt Schmidt für die Kooperation.
Weiterer Reisegrund war der Besuch der Agritech Expo in Lusaka, auf der sich auch die deutsche Landtechnik präsentierte.
Boom bei Nahrungsmittel
Sambia ist derzeit ein Vorzeigeland mit einem jährlichen Wachstum von sechs Prozent. Die Haushalte steigen in die Mittelklasse auf und konsumieren vor allem Importe aus Südafrika. Die Zahl der Mittelklassehaushalte hat sich in den letzten 20 Jahren von 52.000 auf 290.000 erhöht. Dadurch steigen die Konsumausgaben ebenfalls um sechs Prozent jährlich. Auf dem Speiseplan stehen vermehrt Käse und Joghurt, auch der Besuch eines Fast Food Restaurants gehört zum Alltag.
Im Land selbst ist zwar eine ganze Reihe von Lebensmittelproduzenten vorhanden, die aber sind klein und oft am informellen Markt beteiligt. Gegen Importprodukte haben sie kaum eine Chance. Ausländische Investoren stoßen auf veraltete Technik.
Positiv gesehen bleibt der Markt in Bewegung, weil er großes Potenzial birgt. So investiert das deutsche Unternehmen Amatheon Agri aus Berlin derzeit in eine Rinderfarm bei Mumbwa mit 1.000 Tieren. Ziel sind 10.000 Rinder. Der Marktzugang ist durch den Kauf des sambischen Fleischherstellers Real Meat über die südafrikanische Lebensmittelkette Pick n Pay gesichert.
Bedroht werden dieses und kleinere Geschäfte durch Fleischimporte. Bauern in den Regionen Mkushi und Kabwe wehren sich gegen Rindfleischimporte, um die heimische Produktion zu schützen. Der Bauernverband warnt vor subventionierten Importen und verwendetem Futter aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Nach einer Marktstudie des ZNFU sollen Infrastruktur, Beratung und Veterinärservice für die Ausdehnung der heimischen Rindfleischproduktion ausgebaut werden.
Landtechnik im Aufschwung
Die Mechanisierung der Landwirtschaft ist in vollem Gange. Ob sie allerdings immer die kleinen Landwirte erreicht bleibt offen. Hochburg der Mechanisierung ist die Region um Mkushi. Dort haben sich auf rund 176.000 Hektar zahlreiche südafrikanische Farmer angesiedelt, die der Mechanisierung Vorschub leisten. Deren Betriebsgröße liegt zwischen 500 bis 2.000 Hektar. Diese „Farmblocks“ will die sambische Regierung im ganzen Land aufbauen.
Wenig Effekte gegen den Hunger
FIAN ist allerdings skeptisch. Das von Schmidt eröffnete Agrartrainingszentrum eigne sich „als Türöffner für deutsche Agrar- und Landmaschinenfirmen“, aber nicht im Kampf gegen den Hunger. Neben der wachsenden Mittelschicht gibt es auch Schattenseiten. Während die Importe von Dünger und Pflanzenschutzmittel in den letzten zehn Jahren um 300 Prozent angestiegen sind, hat sich auch die Zahl der Hungernden in Sambia von 5,4 auf sieben Millionen erhöht. Roman Herre von FIAN plädiert für eine stärkere Berücksichtigung der marginalisierten Bauern, die kaum einen Spielraum für eine Entwicklung haben. „Zudem ist unklar, ob die im Fokus stehende Produktionssteigerung durch so genannte „Potenzialbauern“ tatsächlich zur Hungerbekämpfung beiträgt. Diese produzieren vor allem für die Mittelschicht und vermarkten über die Johannesburger Warenterminbörse“, kritisiert FIAN.
Lesestoff:
Deutsch-Sambisches Agrarzentrum: www.bmel-kooperationsprogramm.de/index.php?id=400
Agribusiness-Studie FIAN zu Sambia: www.fian.de/artikelansicht/2015-04-15-agrarausbildungszentrum-in-sambia/
Roland Krieg