Deutsche haben „innige Naturbeziehung“
Landwirtschaft
Naturbewusstsein bestimmt Landwirtschaftsbewusstsein
Seit 2009 stellt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) alle zwei Jahre eine Analyse des Naturbewusstseins in Deutschland vor. In diesem Jahr wurde der Routinebericht um die beiden Punkte „Naturschutz und Landwirtschaft“ sowie „Stadtnatur“ ergänzt.
Die Natur gehört zu einem guten Leben dazu. Die Menschen nehmen ihre Vorstellungen in die Stadt mit und wünschen sich Bäume, Parks und Gewässer im urbanen Raum. Für 94 Prozent der Bevölkerung gehört die Natur um Lebensraum dazu. So stehen aber auch 83 Prozent Wirtschaftsformen im ländlichen Raum skeptisch gegenüber, denn sie fürchten den Verlust der Natur. Die eigenen Möglichkeiten für Aktivitäten im Naturschutz werden als begrenzt angesehen, weswegen der Umweltschutz primär eine politische Aufgabe ist. Für die Landwirtschaft werden daraus strengere Regeln und Auflagen abgeleitet. „Vier von fünf Personen wünschen strengere Regeln“, sagte Barbara Hendricks bei der Vorstellung des Berichtes in Berlin. Zwei Drittel der Bundesbürger glauben auch, dass solche Auflagen zu höheren Nahrungsmittelpreisen führen werden. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks kennt aber die „Diskrepanz“ zwischen Äußerungen zum Thema und Verhalten an der Ladenkasse..
Die Bürger fordern fairere Preise für die Bauern, ohne das die Betriebe wachsen müssen. Basierend auf der Naturschutz Offensive des Bundesumweltministeriums, sollen künftig öffentliche Gelder für die Landwirtschaft nur noch für öffentliche Leistungen ausgegeben werden. Für Hendricks sieht in der die Auswertung zum Naturschutzbewusstsein eine Unterstützung der eigenen Umweltpolitik.
BfN-Präsidentin Beate Jessel kündigte für das Frühjahr 2017 ein Weißbuch zum Thema „Grün in der Stadt“ an, zu dem Vorarbeiten bereits im letzten Jahr erfolgt sind. Jessel allerdings sorgt sich um die steigende Nachlässigkeit des Umweltgedankens bei jungen Menschen. Um bis 20 Prozentpunkte liegen Teens unter den Vergleichszahlen der Älteren.
Auflagen kein Auslöser der Agrarkrise
Die qualitative Betrachtung des Naturbewusstseins kann jedoch sehr unterschiedlich sein. Haben die Befragten ein romantisches aber möglicherweis auch in der Vergangenheit nie dagewesenes Idyll vor Augen? Mountainbiker gehören derzeit zu den Sportlern, die den Wald als Freizeit- und Bewegungsraum okkupieren und Rücksicht auf Berufsgruppen wie Fördert und Jäger sowie Eigentumsverhältnisse missen lassen. Beate Jessel räumt gegenüber Herd-und-Hof.de Konfliktpotenzial ein. Aber die Lösungen müssen auf der Bedürfnisebene abgeholt werden.
Bezogen auf die Bauern sieht Barbara Hendricks in den Vorlagen zur Dünge-Verordnung oder Luftreinhaltungsrichtline keine Zusammenhänge mit der aktuellen Agrarsituation. Die niedrigen Preise resultieren aus einem Überangebot der Produke, vor allem bei Milch.
Gentechnik
„Den Einsatz von Gentechnik lehnen die Deutschen klar ab.“ Dieser „Evergreen“ darf auch in der aktuellen Studie nicht fehlen. Doch die Züchtung hat sich mit CRSIP und anderen Verfahren weiterentwickelt. Die Vorbehalte bleiben. Während Barbara Hendricks zu diesen Züchtungsmethoden noch keine Stellungnahme abgeben wollte, wird Beate Jessel gegenüber Herd-und-Hof.de ausführlicher. Die Branche selbst debattiert die neuen Techniken kontrovers, was allerdings eher ein akademischer Streit ist. Auch an diesen neuen Produkten müsse die Risikoanalyse sehr sorgfältig durchgeführt werden, forderte Jessel. Deswegen befürwortet das BfN die Aufnahme in das Gentechnikgesetz. Schon alleine wegen der notwendigen Prüfung, Denn zurückzuholen seien die in der Natur eingesetzten Pflanzen nicht mehr.
Lesestoff:
Naturschutzbericht BfN: www.bfn.de
Roland Krieg; Fotos. roRo