Deutsche hinken bei Tierwohl hinterher

Landwirtschaft

Bewertung Tierwohl im Handel

Tierwohl ist überall. Mittlerweile gibt es in Deutschland verschiedene Tierwohl-Kennzeichen und den Start in eine neue Branchenlösung. Ernüchternd allerdings ist der Vergleich mit anderen europäischen Ländern, die nach einer Analyse des Tierwohlabdrucks europäischer Lebensmittelketten und Erzeuger ganz oben stehen.

Zweite Tierwohlbewertung

Die in England ansässige aber größte weltweit agierende „World Society for the Protection of Animals (WSPA)“ hat zusammen mit „Compassion in World Farming“ (Compassion), ebenfalls aus England und in acht weiteren EU-Ländern tätig, einen zweiten Bericht über sein Bewertungsverfahren für Tierwohl veröffentlicht. Dabei werden 70 in Europa und den USA führende Lebensmittelhändler, Großhändler, Restaurants und Bars sowie Erzeuger und Verarbeiter untersucht und in sechs Bedeutungsränge eingeteilt.

Das Jahr 2012 dient mit seiner ersten Bewertung als Referenzjahr. Der Anteil der Firmen mit formalen Tierwohlkriterien ist dabei von 46 auf 56 Prozent gestiegen. Die Bedeutung des Themas lässt sich mehr an der zweiten Zahl ablesen: Der Anteil an Firmen, die konkrete Ziele festgelegt haben stieg von 26 auf 41 Prozent.

Für Programmdirektor Nicky Amos ist die Auswertung dennoch ernüchternd. Mehr als 71 Prozent der Firmen bekennen sich zum Tierwohl, aber nur die Hälfte setzt es auch wirklich um. „Das zeigt, dass Tierwohl hinter anderen Firmenzielen hinterherhinkt.“ Für Rory Sullivan, Chefberater für die Bewertung, glaubt, dass Firmen im Tierwohl ein unternehmerisches Risiko sehen.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Die Schweizer Coop und die britische Marks & Spencer haben sich mit ihrer Tierwohlpolitik vom Level 3 an die Spitze der Bewegung gesetzt. Erfolgreich ist auch das deutsche Schlachtunternehmen Vion, dass sich von Level 4 auf die nächste Stufe heraufgearbeitet hat. Die Berater sehen darin den allgemeinen Trend, dass Firmen sich mit Tierwohl im Wettbewerb Vorteile verschaffen können. Die nächste Bewertung findet im August 2014 statt.

Deutsche Firmen im Mittelfeld

Insgesamt beantworten Experten, Investoren, Nichtregierungsorganisationen und einige Firmen selbst insgesamt 18 Fragen, deren verschiedene Antworten mit Punkten bewertet werden. Beispielsweise, ob Unternehmen ihre Kunden auf Tierwohlaspekte hinweisen? Nach Anzahl der gefundenen Beispiele erhalten die Firmen Null, fünf oder zehn Punkte. Untersucht werden die drei Bereiche Firmenpolitik, Management und Innovationskraft.

Vion ist auf dem Level 3 (hat etabliert) der höchste deutsche Vertreter. Rewe in der Kategorie (Macht Fortschritte) liegt auf dem vierten Level, während Lidl und Kaufland, Aldi Süd und die Metro noch auf der vorletzten Stufe (Haben wir auf der Tagesordnung) stehen. Aldi Nord liegt auf dem letzten Level und hat es nach der englischen Analyse „Nicht auf der Tagesordnung“.

Richtig. Einer fehlt: Die Edeka. Herd-und-Hof.de hat nachgefragt. Wer untersucht wird, war nach Aussage der Autoren Thema der Diskussionen mit Investoren und Akteuren. Wichtig sind die europaweite Präsenz und ein möglichst großer Tierwohleffekt. Die Autoren wollen aber nicht ausschließen, dass künftig die Liste der untersuchten Unternehmen auch erweitert wird.

Lesestoff:

www.bbfaw.com

Roland Krieg

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