Die Ära des Agrarhandels
Landwirtschaft
Agrarrohstoffe werden immer wichtiger
Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) beklagte heute Nachmittag auf dem Fachsymposium „Globaler Wettbewerb um landwirtschaftliche Rohstoffe, Auswirkungen auf den Agrarsektor und zukünftige Unternehmensstrategien“ die deutsche Nabelschau beim Thema Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Energiepflanzen. Im Internationalen Maßstab sei diese nicht vorhanden.
Neue globale Lieferländer
Dr. Klaus-Dieter Schumacher von Toepfer International sagt voraus, dass sich der Weltagrarhandel grundlegend verändern wird. Russland und die Ukraine, wo derzeit noch viel Flächen brach liege, werden zunächst noch ihre eigene Produktion veredeln, so dass Brasilien und Argentinien für die Lieferung agrarischer Rohstoffe an Bedeutung gewinnen werden. Wo die Veredlung in der tierischen Produktion statt finde, sei letzten Endes egal. Aber nicht, wer in der Lage ist, Rohstoffe kostengünstig zu produzieren.
Voraussetzung der weltweiten Handelsströme ist, dass der Handel liberalisiert wird, Handelshemmnisse abgebaut werden. Heute Nachmittag wurde klar, dass Europa es sich nicht leisten kann, auf gentechnisch veränderte Futtermittel zu verzichten. 35 Millionen Tonnen Sojaschrot werden nach Deutschland importiert. Das sind zwei Drittel der benötigten Futterproteine. Harmonisierten Europa und Deutschland nicht ihre Einfuhrbestimmungen, dann drohe die Veredlungsindustrie, die gemeinhin als Wert schöpfende Branche angesehen wird, auszuwandern. Mit etwa 130 Millionen Hektar weltweitem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen im letzten Jahr, könne man sich dem nicht entziehen.
Betriebsmittel neu bewerten
Carl-Albrecht Bartmer, Vorsitzender der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) möchte die Betriebsmittel einer neuen Bewertung unterziehen. Die Förderung in eine flächendeckende Extensivierung sei ein falscher Weg. Die Herausforderungen der Zukunft könne nur durch Intensivierung begegnet werden. Das fange bei einfachen Dingen an, wie der exakten Zuweisung eines Platzes für das Samenkorn bei der Aussaat, der Reduzierung von Ernteverlusten bis hin zur Verwendung von Pflanzen, die mit dem zur Verfügung stehendem Wasser effizient auskommen. Wir könnten es uns nicht leisten, Pflanzen mangelhaft zu ernähren, wenn sie unter einer Konkurrenz durch Unkräuter stehen.
Der Einsatz von Gentechnik wurde in der Diskussionsrunde zwar nicht ausdrücklich als Ziel formuliert, aber wenn Bauern und Verbraucher es wollten, dann kann die Züchtung diese Produkte anbieten, sagte Philip von dem Bussche, Vorstand der KWS Saat AG. Es könne helfen, mehr Ertrag zu erzielen, ohne das mehr Fläche in Kultur genommen werden muss. Die Züchtung sei ein Teil des Technischen Fortschritts, der jährlich der Branche bis zu 300 Millionen Euro mehr Geld erwirtschaften lässt. Allerdings vermisste Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Dr. Helmut Born, den ein- bis zweiprozentigen jährlichen Ertragsfortschritt in den letzten Jahren.
Heute Morgen hatte sich Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer auf der internationalen Agrarministerkonferenz zur Grünen Woche gegen den Einsatz von Gentechnik aus wirtschaftlichen Gründen ausgesprochen: „Es kann immer nur um die Frage gehen, Gentechnik verantwortlich zu nutzen.“ EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hingegen warnte Europa davor, dass die Gemeinschaft bei der Zulassung genveränderter Organismen weltweit ins Hintertreffen geriete.
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