Die EU-Forststrategie auf der Suche nach der Balance
Landwirtschaft
Wie viel Nutzung verträgt der Wald?
Die Europaparlamentarier sind mit den bisherigen Vorlagen zur EU-Forststrategie nicht zufrieden. Vor der Sommerpause hat Agrar-Kommissar Janusz Wojciechowski eine neue Version vorgelegt. Der finnische Christdemokrat Petri Sarvamaa ist auch nach Ende der Sommerpause nicht zufrieden. Auf der ersten Sitzung des Agrarausschusses am Mittwoch räumte er zwar ein, die letzte Version sei besser geworden, die vorigen aber noch unbrauchbarer. Die Strategie finde weder bei seiner Partei, noch bei den Grünen oder den Sozialdemokraten Zustimmung.
In der Tat. Die Forststrategie ist ein Sammelsurium, dass seinen Weg zwischen der Klima-Strategien „Fit for 55“, der für die Verbesserung der Biodiversität und die Rolle der Bioenergie finden muss. Wälder gelten für den EU-Kommissar als Kohlenstoffsenke, sind Hort der Biodiversität und Wirtschaftsfaktor für den ländlichen Raum.
Die Kritik hat jedoch zwei konkrete Ansatzpunkte: Wer hat die Hoheit über den Wald und was soll der Wald leisten?
Auf der einen Seite gibt es Abgeordnete, die dringend nachschärfen wollen. Herbert Dorfmann von den Südtiroler Christdemokraten vermisst die wirtschaftliche Nutzung von Wäldern. Ulrike Müller von den deutschen Liberalen hält fest, dass die Länder ihre Nachhaltigkeit bereits definiert hätten und keine weiteren Vorgaben aus Europa bräuchten. Holz und Biomasse sind Zukunft, unterstreicht die österreichische Abgeordnete Simone Schmiedtbauer (Christdemokratin) und will verhindern, dass aus Wäldern ein „Kohlenstoffmuseum“ wird: Hören sie auf die Waldbesitzer!“ Allerdings ist die Lage wirtschaftliche Lage bei den Waldbesitzern schlecht. Ihr rumänischer Parteikollege Daniel Buda sagt, dass sie ohne zusätzliche Förderung aus der EU weder aufforsten noch den Wald umbauen.
Wojciechowski hält fest, dass die EU den Ländern ihre Waldpolitik nicht wegnehmen will. Brüssel könne aber inhaltliche und finanzielle Anreize geben. Die Länder erwarteten zudem von Brüssel, dass sie bei den Themen Waldbrände und Wiederaufforstung etwas unternehme.
Das Multitalent Wald hat aber mittlerweile erste Sorgen. Nach einer Vielzahl an Stürmen und wiederkehrenden Borkenkäferepidemien haben drei Jahre Dürre den Wald ausgedünnt. „Unsere Wälder sind in einem besorgniserregenden Zustand“, sagte die Grüne Anna Deparnay-Grunenberg. Jetzt nähmen Bioenergie und Bio-Ökonomie den Wald zusätzlich unter Beschuss. Am Ende können die Europäer den Wald nur solange nutzen, wie er auch noch da ist, ergänzt Martin Häusling (Bündnis 90/Die Grünen).
Lesestoff:
Nutzung ja, aber nur nach vorhandenen Ökosystemleistung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/waldnutzung-der-oekosystemleistung-anpassen.html
Roland Krieg
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