Die Grundversorgung ist gesichert

Landwirtschaft

Schweinepreise sorgten bei Genossenschaften für Umsatzplus

Das Dürrejahr 2018 hat den Konsumenten das Thema Klimawandel mit Auswirkungen wie anhaltende Trockenheit nahe gebracht. Zumindest medial kam das Thema in den Köpfen der Verbraucher an. Vor leeren Regalen standen sie nie. Das hat sich 2020 geändert. Allerdings nicht wegen des Klimawandels, sondern wegen des Virus SARS-CoV-2, der die mitunter tödliche Lungenkrankheit Covid 19 herrufen kann. Ganz Italien hat am Montagabend den „Standstill“ ausgerufen.

Sichere Grundversorgung

Franz-Josef Holzenkamp

2018 hat der Internationale Handel mit Agrargütern Versorgungsengpässe verhindert. Bislang gibt es auch keine Probleme im aktuellen Agrarhandel, sagte Präsident Franz-Josef Holzenkamp  vom Deutschen Raiffeisenverband (DRV) am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz. Allerdings haben Konsumenten auch in Deutschland mit Hamstern begonnen. Die Genossenschaften spüren das durch eine verstärkte Nachfrage des Lebensmittelhandels bei Obst, Gemüse, Kartoffeln und Milch. Dass die Genossenschaften die Bedürfnisse bislang haben decken können, sei ein wichtiges Signal für die Bedeutung des Agrarhandels gegen Engpässe der Lebensmittelversorgung.

Mit China als Ursprung des Virus und Italien als derzeit meist betroffenes EU-Mitgliedsland sind nach Holzenkamp zwei Schwergewichte betroffen. Aus China kommen viele Zusatzstoffe, wie Erdbeeraromen für Milch. Milch und Molkereiprodukte gehen von Deutschland aus nach den Niederlanden am meisten über die Alpen nach Italien. Umgekehrt essen die Deutschen gerne italienischen Käse zum italienischen Wein. Der Handel mit Italien liegt bei 1,3 Milliarden Euro, der mit China bei 930 Millionen.  Staatliche Vorkehrungen gegen die Verbreitung von SARS-CoV-2 seien „richtig und notwendig“ betont Holzenkamp. Aktuell liegen Kühlcontainer in den chinesischen Häfen fest und werden nicht gelöscht. „Lieferströme geraten aus dem Takt“, so Holzenkamp. Genaue Auswirkungen beim Agrarhandel werden aber erst im April und Mai ihr wahres Gesicht zeigen. Oder auch nicht. „Die Grundversorgung ist gesichert!“, betont der DRV-Präsident.

Strukturwandel Genossenschaften

Die Genossenschaften als Eigentum der Landwirte haben in ihrer Geschichte einen rasanten Strukturwandel hinter sich. Gab es 1950 noch fast 24.000 Genossenschaften, sind es heute nur noch knapp 2.000. Im vergangenen Jahr haben diese 65,1 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Das ist zwar ein Plus von 3,1 Prozent, der kam aber vor allem bei Vieh und Fleisch mit sehr stark erhöhten Preisen für Schweine wegen der Afrikanischen Schweinepest in China und dessen Nachfrage zusammen. Die Genossenschaften für Vieh und Fleisch haben ihren Umsatz um 12,1 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro gesteigert.

Den größten Anteil am Umsatz haben nach wie vor die Warengenossenschaften, die rund 38,1 Milliarden Euro erzielten.

Dr. Henning Ehlers

Umstellung auf Benchmarksystem

Daten sind wichtig. Sie geben über Angebot und Nachfrage Auskunft, über Trends und den Warenbestand. Bislang haben die Genossenschaften ihre Daten auf Umfragebasis ermittelt. Dann standen die Daten erst nach drei, sechs oder 12 Monaten bereit. Der DRV hat das jetzt geändert. Hauptgeschäftsführer Dr. Hennnig Ehlers stellte das neue Benchmarkensystem in Berlin vor. Damit folgt der DRV anderen Wirtschaftssektoren, wo diese Form der Datenanalyse schon länger Standard ist. Mit der neuen Form, stehen die Daten bereits nach 15 Tagen zur Auswertung bereit. So können die Warengenossenschaften ihre Lagerbestände kostenoptimieren, halten keine Produkte bereit, die nicht gefragt werden und können abgelaufene Pflanzenschutzmittel schneller zurückgeben. Das spart Lagerplatz und Kosten. Zudem ist die Datenbasis um den Faktor 100 größer als bei Interviews. Beim Saatgut können Züchter Trends beispielsweise für Sommergetreide ablesen, und Rückschlüsse auf die Fruchtfolgegestaltung ziehen. Im Umkehrschluss ist eine passgenaue Züchtung und vor allem ein gezielter Vermehrungsanbau für die Nachfrage möglich.

Auch eine Politikanalyse ist möglich. Bei Zuckerrüben sind seit dem letzten Jahr Neonicotinoide als Beize gegen Insekten verboten. Dafür haben die Landwirte rund 5.000 Kilo Insektizide für eine Ersatzbehandlung eingekauft, sagte Ehlers.

Roland Krieg, Fotos: roRo

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