Die GVO-Akzeptanzlücke
Landwirtschaft
Wissenschaft und Gesellschaft uneins über GVO
Es gibt in den USA und in Europa Widerstand gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. Es gibt auch Befürworter, die sich nur selten aus der Deckung trauen. Und es gibt offenbar stark unterschiedliche Einschätzungen zwischen Wissenschaftlern und der öffentlichen Meinung. Das hat das amerikanische Pew Research Center in einer Umfrage ermittelt [1].
Technik ja – GVO nein
Der Meinungsforschung nach sind 88 Prozent der amerikanischen Wissenschaftler der Meinung, dass gentechnisch veränderte Pflanzen und deren Lebensmittel sicher für den menschlichen Genuss sind. Befragt wurden Wissenschaftler der American Associaton for the Advancement of Science (unter anderem Herausgeber des Magazins Science). In der Gesellschaft sind lediglich 37 Prozent der Befragten derselben Einschätzung.
79 Prozent der Öffentlichkeit bejahen technischen Fortschritt als Verbesserung der Lebensqualität. Fast drei Viertel der Befragten glauben, dass sich technologischer Fortschritt über einen längeren Zeitraum bezahlt mache. Wissenschaftler (46 Prozent) und Öffentlichkeit (29 Prozent) machen sich jedoch Sorgen um die entsprechende Ausbildung im primären und sekundären Schulbereich.
Abgefragt wurden verschiedene Forschungsbereiche von Pflanzenschutzmitteln, Impfstoffen bis zur Klimaforschung, Raumfahrt und Fracking. Nirgends ist der Unterschied zwischen Wissenschaftlern und öffentlicher Meinung mit 51 Prozentpunkten so groß wie im Bereich der Gentechnik für den Ackerbau. Selbst Tierversuche werden von der Öffentlichkeit mit 47 Prozent (10 Prozentpunkte) positiver eingeschätzt als die Gentechnik.
Es gibt auch den umgekehrten Weg. 52 Prozent der Befragten sehen in der Erdölförderung vor der Küste keine Gefahren, während Wissenschaftler diese Einschätzung nur zu 32 Prozent teilen.
Wer glaubt wem?
Die Hauptursache für die große Meinungsverschiedenheit bei gentechnisch veränderten Pflanzen liegt hauptsächlich bei den Bürgern. Zwei Drittel sind der Meinung, die Wissenschaftler seien sich über die Auswirkungen auf die Gesundheit nicht einig. Umgekehrt sind 84 Prozent der Wissenschaftler der Meinung, dass die Öffentlichkeit generell zu wenig Kenntnis über die Wissenschaft hat.
Die meiste positive Übereinstimmung zwischen Öffentlichkeit und Wissenschaft gibt es in dem Bereich, der am meisten für die nationale Selbstdarstellung taugt: Die Raumfahrt. Zwei Drittel beider Seiten glauben an die nationalen Segnungen einer Raumstation.
Lesestoff:
[1] Das Pew Research Center mit Sitz in Washington wurde einst von Medien wie der Los Angeles Times gegründet und forscht besonders in den Bereichen Religion und Lebensstil über Einstellungen in der Gesellschaft. Die letzte große Studie, die auch in deutschen Medien zitiert wurde, befasste sich mit dem Vertrauensschwund in den Kapitalismus.
Roland Krieg