Die Influenza-Maschine
Landwirtschaft
Zwei Chinesen sterben an H7N9
Es ist ein Virus mit globalem Auftritt. Für die Bildung
eines Influenza-Viruses stehen 15 unterschiedliche Hämagglutinine und 9
unterschiedliche Neuraminidasen zur Verfügung. Zur Unterscheidung werden sie
einfach durchnummeriert: H1N1, H2N2 oder H3N2. Eine kleine räumliche
Verschiebung des Glutinins im Virus verändert die reaktive Oberfläche und kann
deutlich verschieden wirken. Die spanische Influenza im Jahr 1918 hat bis zu
100 Millionen Tote gefordert und geht auf den Typ H1N1 zurück. Die
Geflügelpest, wegen der in Deutschland Geflügel der Jahre 2004 und 2005 der
Auslauf verboten wurde, geht auf die Variante H5N1 zurück.
Virologen wissen, dass in Schweinen und Geflügel
Varianten schlummern, die für Menschen gefährlicher werden können, als bislang
angenommen. Prof. Dr. Robert Webster von der St. Jude Children´s Research Institut in Memphis warnt seit Jahren vor dem Virus H9N2, weil
der auf Hongkongs Märkten in allen Geflügelarten gefunden werden kann..
Dynamisches System
Die Anpassungsfähigkeit des Virus ist seine größte Gefahr. Das Bulletin der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Influenza aus dem Jahr April 2012 hat die Wirkmaschinerie der Virusbildung beschrieben. Es ist immer noch nicht genau bekannt, wie sich das Virus in seinem Tierreservoir verhält und wann es auf den Menschen übergeht. Es gibt eben kein einzelnes Virus aus einer Quelle an einem Ort. Es gibt zahlreiche lokale Epidemien, die sich räumlich und zeitlich überschneiden. Das bringt neue Formen und Infektionen hervor. Das Gefährdungspotenzial steigt..
H7N9
So hat China erst jetzt den Tod zweier Menschen in
Shanghai bekannt gegeben, die sich Ende Februar mit dem Geflügelpestvirus,
H7N9, angesteckt haben. Eine dritte Person in der Region Anhui befinde sich
noch immer in einem kritischen Zustand. Verwandte der Todesopfer zeigten
derzeit keine weiteren Auffälligkeiten.
Bei Menschen ist H7N9 bislang noch nicht aufgetreten,
weswegen die hohe Sterberate gleich für Alarm sorgt. Dieses Virus gilt
Virologen bislang als niedrig pathogen. Versuche beim Rothuhn, einer
Fasananart, haben im Vergleich mit einer Infektion mit dem hoch pathogenen
Virus H7N1 bei den Tieren weder klinische Symptome noch histopathologische
Befunde hervorgerufen [1].
Im März 2009 wurden in Geflügel aus dem amerikanischen
Kentucky Antikörper gegen H7N9 festgestellt und der Export nach Russland,
Taiwan, Singapur sowie Kolumbien eingestellt.
Bis auf einen leichten Rückgang der Eierproduktion wurde in dem Bericht
an die Welttiergesundheitsorganisation OIE keine klinischen Symptome berichtet.
Die Ursache für den Ausbruch wurde nie festgestellt. Die Medizinerin Kara
Rogers berichtete, dass das Virus in den Tieren auch nicht isoliert werden
konnte.
Erst die Mischung mit einem anderen Virusverwandten
macht die Evolution des Virus gefährlich.
Lesestoff:
[1] Bertran K, Pérez-Ramírez E. et al: Pathogenesis and transmissibility of highly (h7N1) and low (H7N9) pathogenic avian influenza virus infection in red-legged patridge (Alectoris rufa); Veterinary Research, 7 February 2011 online 10.1186/1297-9716-42-24
Roland Krieg