Die Komplexität des Bodenmarktes
Landwirtschaft
Die Variablen des Landpreises
Das German Journal of Agricultural Economics (GJAE) widmet sich in seiner neuesten Ausgabe ganz den Preisbestimmungen des internationalen Bodenmarktes. Boden ist einer der wichtigsten Produktionsfaktoren der Landwirtschaft und wird durch andere Nutzungen wie Siedlungs- und Verkehrsflächen knapper. Mit steigenden Lebensmittelpreisen rückt Land in das wirtschaftliche Interesse.
Agrargelder verteuern Land
Paul Feichtinger von der TU München hat sich die landwirtschaftlichen Stützungsprogramme der europäischen Agrarpolitik angeschaut und nach empirischen Studien herausgefunden, dass eine Senkung der Stützungen um zehn Prozent die landwirtschaftlichen Bodenpreise um 3,3 bis fünf Prozent senken würde. Seine Schlussfolgerung: Ein beachtlicher Teil der Agrarstützungen fließen an die ursprünglichen Landeigentümer und nicht an die praktizierenden Landwirte. Allerdings kann Feichtinger keine qualifizierte Aussage über die unterschiedliche Kapitalisierung der verschiedenen Stützungsprogramme erstellen.
Variablen der Preisbestimmung
Die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt schreibt BVVG-Flächen im Rahmen der Privatisierung öffentlich aus. Prof. Dr. Silke Hüttel von der HU Berlin konnte auf den strukturierten Märkten der Bodenauktionen nachvollziehen, was am Ende den Bodenpreis bestimmt. Von entscheidendem Einfluss sind Eigenschaften des Flächenloses wie die Bodenqualität, aber auch die Zahl der Gebote und der Anteil nicht-landwirtschaftlicher Bieter.
Landwirte überboten
Dr. Jarmila Curtiss vom Leibniz-Institut of
Agricultural Development in Central and Eastern Europe (IAMO) hat Käufertypen
in fünf tschechischen Landkreisen analysiert. Käuferspezifische Bewertungen
bestimmen überwiegend den Preis für das Land. So bieten nicht-landwirtschaftliche
Käufer signifikant höhere Preise als Landwirte und achten weniger auf die Bodenqualität,
sondern mehr auf Faktoren wie Lage und Standortcharakteristika. Einzellandwirte
werden zudem benachteiligt, da landwirtschaftlichen Aktiengesellschaften und
Genossenschaften große Preisnachlässe gewährt werden. Das habe künftig
Auswirkungen auf die Bodeneigentumsstruktur und Effizienz der Landnutzung.
Haniza Khalid von der International Islam University
Malaysia hat sich vergleichbare Effekte in Malaysia angeschaut. Unscharfe Regeln
für den Landerwerb führen zu Spekulationsprämien, die eine Umwidmung der
landwirtschaftlichen Flächen auf gewerbliche und bauliche Nutzung abzielen. Im
Einzelfall liegen dann die Bodenpreise um das Vierfache über den reinen landwirtschaftlichen
Wert.
Lesestoff:
GJAE 62 (2013), Number 2: Agricultural Land Markets – Recent Developments and Determinants www.gjae-online.de
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