Die Milchvermarktung hat viele Wege
Landwirtschaft
Wo wird künftig vermarktet?
Der Landwirt hat die Auswahl. Heute kann er seine Produkte regional mit spezifischen Qualitäten vermarkten, er kann bundesweit Rohstoffe verkaufen oder schließt sich Verarbeitern an, die in Drittländer vermarkten. So viel Auswahl hatten die Landwirte noch nie. Ein Streifzug über verschiedene Veranstaltungen auf der EuroTier geben Einblicke, „was künftig geht.“ Beispiel Milch.
Wer in den Biomarkt einsteigen will, der muss genau hinsehen. Der Markt ist überschaubar. Sechs Prozent der Milchbetriebe produzieren ökologisch. Das entspricht vier Prozent aller Milchkühe und zwei Prozent Marktanteil bei Milch. Milch bleibt nach wie vor das Zugpferd in der ökologischen Landwirtschaft, kann aber nie genug erzeugt werden. Rund 200 Millionen Liter Milch müssen aus den Nachbarländern zur Deckung der Nachfrage importiert werden. Zumal verläuft die Erzeugung wegen des ausgeprägten Weidegangs stark saisonal. Doch es entsteht mit H-Milch ein neuer Absatzmarkt, erläuterte Bioland-Milchbauer Otto Volling. Der Konsum von Milch wird durch die Listung im konventionellen Handel vorangetrieben. Auf der anderen Seite weiten die Niederlande und Dänemark ihre Bio-Milchexporte nach Deutschland aus.
Milchbauer Harald Roth bewirtschaftet in Oberfranken 190 Hektar mit 45 ha Grünland und 105 Fleckviehmilchkühen. Er liefert seine konventionelle Milch an die Coburger Molkerei. Dort stieg die Anlieferung seit 1993 mit 160 Millionen kg Milch auf heute gut 500 Millionen kg. 15 Prozent der Milch werden ökologisch erzeugt. Die Molkerei wird Schritt für Schritt erweitert. Mit der „Coburger Rolle“ stellt sie ein über die Grenzen bekannten Weichkäse her. Auch bei Grillkäse ist die Wertschöpfung hoch, weil der nur von Spezialisten hergestellt werden kann. Die Landwirte stehen bis nach Thüringen Schlange und wollen in die genossenschaftliche Molkerei einsteigen. Doch nicht jeder wird genommen, erklärte Roth. Die Erfassungskosten sind einer der Entscheidungsgrundlagen, die Absatzmöglichkeiten die andere. Die Coburger Molkerei wird von 750 Landwirten mit Mengen zwischen 40.000 und 20 Millionen kg beliefert. Der Erzeugerpreis liegt bei 36,75 kg, bei 37,95 für GVO-frei Milch und für Ökomilch werden 49,50 Cent bezahlt.
Klaus Hügel aus der Nähe von Fulda verkauft die Milch seiner 150 Fleckviehkühe zwar auch an eine Molkerei. Doch rund 700.000 Kilo werden rein über den Konsummilchmarkt direkt verkauft. Er begann mit einem traditionellen Milchmannservice, der heute allerdings nur noch einen kleinen Teil ausmacht. Die Milch geht heute in 10-Liter.Kunststoffgebinden bis in 300-Liter-Containern in Gastronomie, Bäckereien und Schulen. Der Preis für einen Liter Milch liegt bei 1,00 bis 1,30 Euro, Großkunden bekommen sie für 0,70 Euro. Dort macht das Volumen von 1.500 bis 2.000 Liter den Rabatt wieder wett. Der Absatz an die Molkerei ist wichtig, weil er für seine Milch einen Puffer braucht, wenn in den Ferien und an Feiertagen weniger Trinkmilch direkt abgenommen wird. Das setzt Gesprächsbereitschaft mit der Molkerei voraus.
Lesestoff:
Für den Blick auf den Weltmarkt gab es eine eigene Veranstaltung: https://herd-und-hof.de/landwirtschaft-/gute-milchbauern-gibt-es-auch-2030-noch.html
Roland Krieg